Feuerherz
dir nicht näher beschreiben möchte, gewechselt. Sehr entspannend.
Liebe Grüße,
Ilian
»Conny, halte mich!«, seufzte ich. Mir wurde schwindelig. »Wer ist diese Kaiserin?«
»Sissy, du Hohlbirne!«, schrie sie mich fast an. Ach ja … Oh Mann, ich war so durcheinander. Dabei sah ich die Filme so gerne!
»Jetzt wissen wir immer noch nicht, was er hat.«
»Acht Kinder«, staunte ich. »Den Eltern muss oft langweilig sein.«
Conny gab mir einen liebevollen Klaps in den Nacken. »Schon mal davon gehört, dass man sich eine Großfamilie bewusst wünschen kann?«
Ja, denn Conny tat es. Ihr Traum war es, mal Mutter zu werden. Wäre Ilian der Erzeuger, würde ich glatt mitträumen!
Da kam noch eine Nachricht.
Ach könntest du Conny bitten, Arva alle Biounterlagen mitzugeben? Mir ist so langweilig und ich hätte gerne was Sinnvolles zu tun …
»Schon erledigt«, summte Conny vor sich hin.
Ich würde es dir ja bringen, habe eine Freistunde, aber Conny hat es Arva schon mitgegeben.
Ilian kam immer zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Er konnte also nicht weit weg wohnen.
»Bist du irre?«, gluckste Conny und sah mich mit großen, leuchtenden Augen an.
»Keine Ahnung, was mich da geritten hat … es ist, als wäre er ein Magnet, der mich anzieht.« Wieso hatte ich das geschrieben? Das war so … aufdringlich!
»Komm«, sagte Conny und zog mich auf die Beine. »Wir gehen noch ein paar Minuten zu Leon und Mischa in den Park, bevor du noch auf weitere dumme Gedanken kommst.«
Ich nahm meine Tasche und zog mir meine Ballerinas wieder an. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie Milda aufstand und etwas von Arva entgegennahm. Sie hielt ihr Handy am Ohr, als sie auf uns zugelaufen kam.
»Lissy?! Conny?!«, rief sie, als wir gerade gehen wollten. Wie angewurzelt blieben wir stehen.
»Ja, ich habe sie erwischt«, sagte sie zu ihrem Telefon. Milda hielt mir einen Zettel hin … Gooott, sahen ihre Fingernägel heute wieder toll aus! »Ich soll dir vielen Dank im Voraus von Ilian ausrichten!«
Ich nickte betäubt.
»Weißt du, wo er wohnt?«
»Äh, nein?!«
Milda sah kurz von mir und dem gleichzeitigen Telefonat überfordert aus. Mit einem Lächeln hielt sie mir plötzlich ihr Handy hin. Meine Hände waren schweißnass, als ich es ihr abnahm.
»Hallo?«, brachte ich dünn und piepsig hervor.
»Hallo Lissy.« Ilian. Seine Stimme machte Pudding aus meinen Knien. »Weißt du, wo die Metzgerei Drake ist?«
»Ja, da hole ich schon mal was auf dem Heimweg.«
Er lachte ein warmes, liebevolles Lachen … ich war kurz vor einer Ohnmacht. »Das ist schön, die gehört Mildas Eltern.«
»Oh!«, machte ich und sah der angesprochenen Person ins Gesicht.
»Okay, wenn du davor stehst, geht es rechts einen kleinen Weg rein. Da kommst du in einen großen Innenhof mit Torbogen. Ich sammele dich da ein.«
»Das schaffe ich, denke ich.« Ich gab Milda ohne ein weiteres Wort das Handy zurück … ich war viel zu aufgeregt. Milda nahm es entgegen und ließ mich mit einem Augenzwinkern stehen. Conny zog an meinem Arm.
»Du bist wahnsinnig!«, zischte sie mir ins Ohr, während wir eiligen Schrittes die Kantine verließen.
»Du musst mitkommen!«; flehte ich draußen.
»Ich muss in den Unterricht!«, erinnerte sie mich und deutete auf das Blatt, welches mir Milda gegeben hatte. »Das ist der Versuch und unsere bisherigen Ergebnisse.«
Ich nickte.
»Du bist total irre, Lissy!«
Kapitel 3
Die Metzgerei war gut gefüllt um die Mittagszeit. Die Hausfrauen der Umgebung besorgten Frischfleisch für ihre Familien. Irgendwo hier musste auch das Haus sein, auf dem mein Vater zurzeit herumkletterte …?!
Wie Ilian gesagt hatte, nahm ich den kleinen Weg, der gerade mal so für ein Auto reichte, rechts am Haus vorbei. Wenn sich hier zwei entgegenkamen, hatten die ein Problem. Ich ging weiter und erreichte einen kleinen, mit Kopfstein gepflasterten Innenhof. Eingerahmt von dunkelrot verklinkerten Häusern hatte er etwas angenehm Kühles. Gegenüber war wie von Ilian beschrieben ein Torbogen, der auf eine Grünfläche führte. Auf einer Schaukel dahinter saß Ilian, ein kleines Mädchen mit brünetten Zöpfen auf seinem Schoß. Ihre Haare flatterten ihr im Wind um das Gesicht. Daneben, auf einer Schiffsschaukel, gab ein kleiner, blonder Junge lauthals »Überschlag!« schreiend, alles. Ich blieb stehen und winkte Ilian zu. Er bremste ab und rief dem Jungen in einer fremden Sprache etwas zu. Dieser verlangsamte zwar sein Geschaukel, streckte
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