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Feuerherz

Feuerherz

Titel: Feuerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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Ilian aber die Zunge raus. Äußerst erwachsen reagierte dieser, indem er es ihm gleichtat. Als Ilian mit dem kleinen Mädchen im Arm näher kam, fielen mir seine Arme auf. Er trug ein hellblaues T-Shirt und eine graue Jogginghose, doch seine Arme waren über und über mit blauen Flecken versehen. Sein Gesicht wirkte nicht nur lädiert, sondern auch zermürbt und müde. Herrje, der war verprügelt worden!
    »Ich weiß«, sagte er mit Blick auf seine Arme. »Sieht schlimm aus.«
    »Was zur Hölle ist passiert?«, fragte ich.
    »Ich habe im Fieber gekrampft und dabei um mich geschlagen.« Seine Stimme bekam einen eigenartigen Unterton. Er log! Das kam doch nicht davon, dass er um sich geschlagen hatte. Er sah aus, als hätte er sich jeden einzelnen Knochen gebrochen, jeden Muskel gerissen und geprellt … ja selbst in seinem Gesicht waren blasse Schatten.
    »Du siehst aus, als wärst du vermöbelt worden!«
    »So fühlt es sich auch an.« Sein Gesicht wirkte einen Moment lang unsicher, dann lächelte er wieder und musterte den Zettel in meiner Hand.
    »Ein Fieberkrampf also?!«
    Er nickte nervös und sah dann zu dem kleinen Mädchen. »Darf ich dir meine kleine Schwester Pippa vorstellen?«
    Die Kleine versteckte ihr Gesicht in Ilians Shirt. Wie gerne wollte ich mit ihr tauschen!
    »Und der Idiot da hinten ist ihr fast dreijähriger Zwillingsbruder Nino.«
    »Hi«, stammelte ich unbeholfen. »Aber nicht eineiig, oder?« Hatte ich das gerade echt gefragt? Mann, natürlich waren sie das nicht. Ich war viel zu aufgeregt.
    »Nein … von innen und von außen nicht«, sagte Ilian und küsste Pippa lachend auf den Kopf. Ich riss mich zusammen und hielt ihm den Zettel hin.
    »Hier, Conny hat alles drauf geschrieben, was du wissen musst.«
    Er nahm ihn mir ab und sah unsicher davon auf. »Magst du kurz reinkommen?« Schokoladenbraune Augen sahen mich mit solch einer Wärme an, dass ich kurz vergaß zu atmen. »Vielleicht etwas trinken?« Er betrachtete mein verschwitztes Gesicht.
    »Lissy!?« Oh mein Gott … das war die Stimme meines Vaters! Ich drehte mich um und da stand er auf dem Bürgersteig und spähte durch den Weg und den Torbogen zu uns herüber. In der Hand hielt er eine Tüte vom Metzger. Ich erkannte das Logo selbst auf die Entfernung.
    »Ey, wer ist der Kerl und warum bist du nicht in der Schule?«
    »Dad«, kreischte ich. »Ich habe eine Freistunde und das ist mein Mitschüler Ilian.«
    »Also gut, Ilian, ich hoffe, du kannst die Finger bei dir behalten, sonst ziehe ich dich an deinen Klöten durch Köln!« Das passierte gerade nicht …
    »Ich muss mich entschuldigen, ich glaube er hat ADHS«, raunte ich und fuhr mir nervös durch die Haare.
    »Hey Lissy?«, rief Papa.
    »Ja, Vater?« Ob er die Wut in meiner Stimme hörte?
    »Hast du wenigstens Kondome dabei?«
    Jetzt reichte es aber. »Ne Papa, ich wollte Ilian nur flott einen blasen!«
    Eine alte Frau ging hinter meinem Vater vorbei und schob, nachdem sie das gehört hatte, ihren AOK-Shopper etwas schneller.
    »FRÄULEIN! Wenn du mir ein Balg anschleppst …«
    »Geh nach Hause!«, unterbrach ich ihn.
    »Ich muss arbeiten!« Er hielt die Tüte hoch. »Habe nur Mettbrötchen für mich und die Jungs besorgt. Der Chef hat Geburtstag.«
    »Na dann«, schrie ich zurück. »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Richte ich aus, Prinzessin!« Dann wandte er sich noch einmal an Ilian. »Und du denk dran: Aus Spaß wurde ernst und Ernst kann bald laufen!« Damit verschwand mein Papa. Ich sah zu Ilian, der gleichzeitig geschockt und amüsiert aussah.
    »Äh?«, machte er.
    »Sag nichts, ich kann mich nur bei dir entschuldigen.«
    Wir schwiegen eine kurze Zeit.
    »Ähm ja«, sagte er schließlich und drückte Pippa so an sich, dass er ihr mit einer Hand und seinem Oberkörper die Ohren zuhielt. »Möchtest du was zu trinken haben, bevor du mir einen bläst, oder wollen wir gleich zur Sache kommen?« In seinen Augen funkelte der Schalk. Ich dachte nicht nach und boxte ihn auf den Oberarm. Er hätte fast seine kleine Schwester vor Schmerzen fallen lassen.
    »Oh mein Gott«, plapperte ich, als er Pippa absetzte, um sich den Arm zu halten. »Tut mir so leid!« Da berührte ich Ilian Balaur das erste Mal richtig. Es war nur eine kleine Berührung an seiner Schulter … und es war nicht mal seine Haut, sondern nur sein T-Shirt, aber es war mir, als würde es die Welt bedeuten. Die Wärme, die ich durch den Stoff spürte, die Art, wie meine Hand genau über seine Schulter passte, und

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