Feuerherz
in a blue world. And all day and all night and everything he sees is just blue”, sang ich ihm vor.
»Sehr lustig, Lissy«, unterbrach er mich.
»Das richte ich dir gleich als Klingelton ein«, erklärte ich und fügte im gleichen Atemzug bei: »Wolltest du dich nicht bei mir melden, Freundchen?« Mist, jetzt klang ich doch wie die zickige Freundin.
»Ich bin gerade erst heraus und auf dem Heimweg.« Gut, er klang nicht beleidigt. Eher belustigt.
»Was wollte sie denn?«
»Sie hatte Besuch und wollte mit mir angeben.« Er seufzte genervt. »Ich musste aus Höflichkeit mitessen.«
»Du armer Kerl!« Ich rollte mit den Augen und lachte.
»Mit drei«, seine Stimme wurde leiser, »Brutmüttern am Tisch ist es nicht gerade angenehm.«
»Und was hat sie so gesagt: Schaut mal, mein neuer, blauer Zuchtbulle!?«
»So ungefähr.« Er klang niedergeschlagen. »Es wird Zeit, dass Mama aus dem Krankenhaus zurückkommt. Ich habe ein wenig Angst, Lissy.«
Ich schluckte. »Kann sie dich zwingen, andere Drachenweibchen zu decken, oder was?« Mein Herz klopfte und ich spielte nervös mit dem Saum meines Tops. Sein Schweigen war Antwort genug. Ich begann nervös in meinem Zimmer hin und her zu laufen, Trulli immer hinter mir. Egon schlief zusammengerollt auf meinem Kopfkissen.
»Lissy, ich hole dich gleich ab, lass uns dann reden, ja?«
Ich nickte und erinnerte mich dann selbst daran, dass er mich nicht sehen konnte. »Ja, bis gleich«, hauchte ich niedergeschlagen. Mein Herz riet mir die Sache meinem Bruder vorzutragen. Mein Verstand war sich aber noch nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Ich konnte Ilian nicht noch mehr Ärger machen. Voller Sorge ließ ich mich auf mein Bett fallen und begann an meinen Fingernägeln zu kauen. Ich konnte nicht mal Conny anrufen, wie sollte sie das verstehen? Trulli kletterte auf meinen Schoß und ich begann sie geistesabwesend zu streicheln. Gott, was war das, was so tief in mir drin wehtat? Ich war nie ein besonders gefühlsbetonter Mensch gewesen. Manchmal neigte ich auch dazu, Dinge einfach mit Humor zu überspielen – das hatte ich dann wohl von meinem Vater. Selbst nach Mamas Tod war ich irgendwie nur … ja, was war ich gewesen? Aber alles, was Ilian anging, traf mich hart. Es war, als würde es mich innerlich auffressen. Der Gedanke an ihn mit einer anderen, ihn zu verlieren, der tat brutal weh.
»Scheiße«, flüsterte ich und wischte mir Tränen aus den Augen. »Was hat der Kerl nur aus mir gemacht?«
Ich merkte gar nicht, wie die Zeit verging, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. Mein Bruder wartete nicht und öffnete sie sofort. Hinter ihm stand Ilian, dessen warme, braune Augen sofort einen alarmierten Ausdruck bekamen, als sie meinen Zustand erfassten.
»Lissy, weinst du?«, fragte er und drückte sich an Thomas vorbei. Langsam ging er vor mir auf die Knie und versuchte mir ins Gesicht zu sehen, welches ich verzweifelt wegdrehte.
»Was ist los, Schwesterchen?«, hörte ich Thomas von irgendwo hinter mir fragen. Das Bett gab nach und ich wusste, dass er sich neben meinen Rücken gesetzt hatte. Seine großen, starken Hände legten sich auf meine Schultern.
»Hat der Drache dir was getan?«
Ich sah zu Ilian, der wütend zur Seite starrte. Zu gerne hätte ich was gesagt, aber ich hatte Angst, dass ich so richtig losheulen würde, wenn ich auch nur den Mund öffnete.
»Gott, ich weiß gar nicht, ob ich dich jemals habe weinen sehen?!«, grübelte Thomas besorgt.
»Was ist passiert, Elisabeth?« Ilians liebevolle Stimme umfing mich wie ein warmer Mantel.
»Ich will dich nicht teilen müssen«, presste ich hervor und ein peinliches Geräusch, irgendwo zwischen Schluchzen und Grunzen, drang aus meiner Kehle. Ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.
»Thomas? Würdest du uns kurz alleine lassen?«, flehte Ilian freundlich.
Ich spürte das Zögern meines Bruders in seinen Händen, schließlich gab er jedoch nach und erhob sich. Erst als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, sah ich Ilian an. Er erhob sich, um sich neben mich auf das Bett zu setzen. Trulli und Egon knurrten ihn von den Kopfkissen herüber an.
»Du wirst mich nie teilen müssen, Lissy. Arva wird mich nicht mehr anrühren. Jedenfalls nicht auf die Art, die du meinst.«
»Und die anderen Drachenfrauen? Was ist, wenn die Brutmutter dich für eine Nacht verkauft oder verschenkt, was weiß ich?!«
»Das wird meine Mutter nicht zulassen!«, sagte er und nahm meine Hände. »Lissy, ich
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