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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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los, und sie sank gegen den Stein und holte keuchend Luft. Er kratzte nutzlos mit seinen Fingernägeln an den harten Armen, und dann gab er ein langes, seltsames Zischen von sich, als ihm der Kopf erbarmungslos herumgedreht wurde.
    »Ssssss …« Knack.
    Die Arme ließen los, und er stürzte zu Boden, mit schlaff herunterhängendem Kopf. Neunfinger stand dahinter. Sein Gesicht war voll von getrocknetem Blut, wie auch seine Hände und die zerrissene Kleidung. Bleich und nervös, mit Dreck und Schweiß verschmiert, sah er sie an.
    »Alles klar?«
    »Ungefähr genauso wie bei dir«, krächzte sie. »Sind noch welche übrig?«
    Er stützte sich mit der Hand gegen den Stein neben ihr und beugte sich vor, spuckte Blut aufs Gras. »Weiß nicht. Ein paar vielleicht.«
    Sie sah mit zusammengekniffenen Augen zur Kuppe des Hügels hinüber. »Da oben?«
    »Könnte sein.«
    Sie bückte sich und hob den gebogenen Säbel wieder aus dem Gras, dann humpelte sie den Abhang hinauf, wobei sie die Waffe wie eine Krücke gebrauchte. Sie hörte, wie Neunfinger ihr nachkam.
     
    Seit einigen Minuten hörte Jezal nun schon das Gebrüll, Schreien und Aufeinandertreffen von Metall auf Metall, aber durch den böigen Wind drangen die Geräusche nur vage und aus einiger Entfernung über den Hügel an sein Ohr. Er hatte keine Ahnung, was außerhalb des Steinkreises geschah, und er war sich auch nicht sicher, ob er das wissen wollte. Angespannt lief er hin und her, seine Hände öffneten und schlossen sich, und die ganze Zeit über saß Quai auf dem Wagen und betrachtete Bayaz, so ruhig und gelassen, dass es zum Aus-der-Haut-Fahren war.
    In diesem Moment sah er es. Den Kopf eines Mannes, der hinter dem Hügel zwischen zwei hohen Steinen auftauchte. Es folgten seine Schultern, dann seine Brust. Ein zweiter erschien ganz in der Nähe. Ein zweiter Mann. Zwei, die töten wollten, kamen über den Abhang auf ihn zu.
    Einer von ihnen hatte Schweinsäuglein und eine schwere Kinnpartie. Der andere war dünner und hatte dichtes, zerzaustes Blondhaar, wie ein Strohdach. Sie gingen vorsichtig auf die Kuppe des Hügels zu, bis sie schließlich in den Steinkreis traten und dort Jezal und Quai und den Karren ohne besondere Eile betrachteten.
    Jezal hatte noch nie gegen zwei Gegner gleichzeitig gekämpft. Er hatte auch noch nie ein Duell bis zum Tod ausgefochten, aber er versuchte, nicht daran zu denken. Das hier war nichts als ein weiteres Fechtduell. Nichts Neues. Er schluckte und zog seine Eisen. Das Metall gab ein zuversichtliches Klingen von sich, als es aus den Scheiden glitt, und das wohlbekannte Gewicht in seinen Handflächen hatte etwas Beruhigendes. Die zwei Männer starrten ihn an, und Jezal starrte zurück, wobei er sich daran zu erinnern versuchte, was Neunfinger ihm gesagt hatte.
    Versucht wie ein Schwächling zu wirken. Das zumindest bot ihm keine großen Schwierigkeiten. Er zweifelte kein bisschen daran, dass er ausreichend verängstigt aussah. Er konnte sich gerade noch beherrschen, sich nicht umzudrehen und davonzulaufen. Langsam ging er rückwärts zum Karren, und die Nervosität, mit der er sich über die Lippen fuhr, war alles andere als gespielt.
    Niemals einen Feind unterschätzen. Er sah sie sich genau an, seine beiden Gegner. Sie wirkten stark und gut gewappnet, beide trugen eine Rüstung aus festem Leder und viereckige Schilde. Einer hatte ein kurzes Schwert, der andere eine Axt mit schwerer Klinge. Tödlich aussehende Waffen, offenkundig kampferprobt. Auf den Gedanken, diese Männer zu unterschätzen, wäre er ohnehin nicht gekommen. Sie trennten sich und kamen nun von zwei verschiedenen Seiten auf ihn zu, und er beobachtete sie.
    Zur rechten Zeit ohne zu zögern zuschlagen. Der Mann zu Jezals Linken näherte sich ihm. Jezal sah, wie er angespannt das Gesicht verzerrte, sich aufrichtete und dann einen ungelenken, schweren Schlag aus der Hinterhand ausführte. Es fiel ihm geradezu lächerlich leicht, dem auszuweichen und die Waffe neben sich auf den Boden krachen zu lassen. Instinktiv stieß er mit seiner kurzen Klinge zu und stach sie dem Mann bis zum Heft in die Seite, zwischen Brustpanzer und Rückenpanzer, unterhalb der untersten Rippe. Und noch während Jezal das Eisen wieder herausriss, duckte er sich schon unter der Axt des anderen hindurch und ließ die lange Klinge auf Höhe des Halses nach vorn schnellen. Er tänzelte an beiden vorbei, wirbelte herum, die Eisen zum nächsten Angriff bereit, und wartete auf den Ruf des

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