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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Kampfrichters.
    Der Mann, den er niedergestochen hatte, taumelte ein oder zwei Schritte, keuchte und hielt sich die Seite. Der andere stand wankend da, die Schweinsäuglein traten hervor, die Hand umklammerte seinen Hals. Blut rann zwischen den Fingern aus seiner aufgeschlitzten Kehle. Sie stürzten beide fast zur gleichen Zeit vornüber und blieben nebeneinander liegen.
    Jezal betrachtete missbilligend das Blut auf dem langen Eisen. Er sah düster auf die beiden Leichname, für die er verantwortlich war. Fast ohne nachzudenken, hatte er zwei Männer getötet. Er hätte sich schuldig fühlen sollen, stattdessen war er wie betäubt. Nein. Er war stolz. Er war begeistert! Strahlend blickte er zu Quai, der ihm gelassen vom Rücksitz des Wagens aus zusah.
    »Ich habe es geschafft«, sagte er, und der Zauberlehrling nickte leise. »Ich habe es geschafft!«, rief er laut und wedelte mit seiner blutbeschmierten kurzen Klinge durch die Luft.
    Quai zuckte zusammen, dann weiteten sich seine Augen. »Hinter Euch!«, brüllte er und sprang halb von seinem Platz auf. Jezal fuhr herum, zückte die Klingen, sah im Augenwinkel etwas, das sich bewegte.
    Es gab ein bösartiges Krachen, und gleißendes Licht explodierte in seinem Kopf.
    Dann war alles dunkel.

DIE FRÜCHTE DER KÜHNHEIT
    Die Nordmänner standen auf dem Berg, eine dünne Reihe dunkler Gestalten, die sich vor dem weißen Himmel abhoben. Es war noch früh, die Sonne war erst ein heller Punkt hinter dichten Wolken. Flecken halb geschmolzenen Schnees lagen kalt und schmutzig in den Senken der Hänge, und eine dünne Nebelbank hielt sich am Grund des Tals.
    West sah zu den schwarzen Gestalten hinüber und runzelte die Stirn. Das alles gefiel ihm nicht. Es waren zu viele, um auf Kundschafterritt zu sein oder Vorräte beschaffen zu wollen, aber viel zu wenige, um eine ernst zu nehmende Bedrohung darzustellen, und dennoch blieben sie dort oben auf der Höhe und sahen in aller Ruhe zu, wie Ladislas Armee ihren endlosen, ungeschickten Marsch durch das Tal zu ihren Füßen fortsetzte.
    Der Stab des Prinzen und eine kleine Abordnung seiner Wachen hatten ihr Hauptquartier auf einem grasbewachsenen Hügel aufgeschlagen, der dem Berg, auf dem die Nordmänner lauerten, gegenüberlag. Als die Kundschafter ihn am frühen Morgen entdeckt hatten, war es noch ein idealer, trockener Flecken gewesen, der zwar unterhalb der Feindeslinie lag, aber doch immer noch hoch genug war, um einen guten Ausblick auf das Tal zu bieten. Seitdem waren Tausende von Stiefeln, Hufen und schweren Wagenrädern über ihn hinweggewalzt und hatten die nasse Erde in klebrigen, schwarzen Morast verwandelt. Wests Stiefel und die der anderen Männer waren dick damit überzogen, und auch die Uniformen trugen Schlammspritzer. Selbst das makellose Weiß von Prinz Ladislas Kleidung hatte Flecken abbekommen.
    Ein paar hundert Schritte weiter, etwas tiefer gelegen, war nun der Großteil des Unionsheers aufgestellt. Sein Rückgrat bildeten vier Infanteriebataillone der Königstreuen, jedes davon ein ordentlicher Block aus leuchtend rotem Tuch und mattem Stahl, die aus dieser Entfernung aussahen, als hätte man sie mit einem riesigen Lineal in Position gebracht. Vor ihnen befanden sich einige dünne Reihen Flachbogenschützen mit Lederwams und Stahlhauben, hinter ihnen die Kavallerie, die im Augenblick noch nicht aufgesessen war; die Reiter wirkten in voller Rüstung seltsam ungelenk. Die Flanken bildeten die ungeordneten Bataillone der Einberufenen mit ihrer zusammengesuchten Ausrüstung. Die dazugehörigen Offiziere bellten Befehle und wedelten mit den Armen bei dem Versuch, die Lücken zu schließen und die Schlangenlinien zu Reihen zu formen, wie Hütehunde, die eine Herde ungebärdiger Schafe ankläfften.
    Zehntausend Mann vielleicht, alle zusammengenommen. Jeder von ihnen, das wusste West, sah zu dieser dünnen Reihe von Nordmännern empor, zweifelsohne mit derselben Mischung aus Angst und Aufregung, Neugier und Zorn, die er beim ersten Anblick des Feindes selbst empfand.
    Durch sein Fernrohr machten sie keinen besonders Furcht erregenden Eindruck. Männer mit wilden Haarmähnen, in zerlumpte Häute und Pelze gehüllt, die primitiv wirkende Waffen in Händen hielten. Genau das, was die mit weniger Vorstellungskraft gesegneten Männer im Stab des Prinzen erwarteten. Sie sahen überhaupt nicht nach dem Heer aus, das Dreibaum ihm beschrieben hatte, und West gefiel das gar nicht. Man konnte nicht wissen, was sich jenseits

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