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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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persönlich, der mit einer Feder in der Hand am Tisch saß und mit der Spitze ruhig und gleichmäßig über einige Papiere kratzte, die vor ihm ausgebreitet lagen.
    »Superior Glokta!« Der Erzlektor sprang auf und glitt elegant mit wehendem weißem Mantel über den glänzenden Boden auf ihn zu. »Ich bin so erleichtert, dass Sie sicher zurückgekehrt sind!« Tatsächlich vermittelte er den Eindruck, als sei er froh, ihn zu sehen, und Gloktas Miene verfinsterte sich. Er war auf alles Mögliche vorbereitet gewesen, aber darauf nicht.
    Sult streckte die Hand aus, und der Stein auf seinem Ring funkelte purpurn. Glokta verzog das Gesicht, als er sich langsam hinunterbeugte, um ihn zu küssen. »Ich diene und gehorche, Euer Eminenz.« Unter Mühen richtete er sich wieder auf.
Kein Messer in den Nacken?
Sult schwebte bereits zu dem kleinen Schränkchen hinüber und grinste über das ganze Gesicht.
    »Aber nehmen Sie doch Platz! Sie brauchen doch nicht auf meine Aufforderung zu warten!«
    Seit wann denn das nicht?
Glokta sank ächzend in einen Stuhl und sah nur kurz nach, ob auf dem Sitz vielleicht vergiftete Nägel angebracht worden waren. Der Erzlektor hatte derweil das Schränkchen geöffnet und suchte darin herum.
Was wird er wohl herausholen, einen gespannten Flachbogen vielleicht, um mir einen Bolzen in die Kehle zu schießen?
Aber es kamen nur zwei Gläser zum Vorschein. »Nun ist wohl eine Gratulation fällig«, tönte Sult über seine Schulter hinweg in Gloktas Richtung.
    Glokta blinzelte. »Wie bitte?«
    »Meinen Glückwunsch. Hervorragende Arbeit.« Sult grinste auf ihn herab, als er die Gläser elegant auf dem runden Tisch abstellte und mit sanftem Klingen den Stopfen aus der Karaffe zog.
Was sagt man jetzt? Was sagt man jetzt?
    »Euer Eminenz … Dagoska … ich muss ehrlich sein. Die Stadt stand kurz vor dem Fall, als ich sie verließ. Sie wird mit Sicherheit in Bälde überrannt …«
    »Natürlich.« Sult wischte all das mit einer Bewegung seiner weiß behandschuhten Hand weg. »Es bestand nie die geringste Aussicht darauf, die Stadt halten zu können. Meine einzige Hoffnung war, dass Sie die Gurkhisen richtig bluten lassen würden! Und das haben Sie ja wohl geschafft, Glokta! Und wie!«
    »Dann … sind Sie … zufrieden?« Er wagte es kaum, das Wort auszusprechen.
    »Ich bin entzückt! Hätte ich die Geschichte selbst geschrieben, sie hätte nicht besser ausfallen können! Die Unfähigkeit des Lord Statthalters, der Verrat seines Sohnes, all das zeigt schließlich, wie wenig Verlass auf die ernannten Regierungskräfte ist, wenn es zu einer Krise kommt! Eiders Verrat bewies die Doppelzüngigkeit der Kaufleute, ihre zweifelhaften Verbindungen und ihre verkommene Moral! Die Gewürzhändlergilde wurde inzwischen ebenso aufgelöst wie die der Tuchhändler, ihre Handelsrechte liegen nun in unseren Händen. Beide Gilden sind nun ein Fall für die Latrine der Geschichte, und die Macht der Kaufleute ist gebrochen! Nur die Inquisition Seiner Majestät ist im Angesicht des unnachgiebigsten Feindes der Union standhaft geblieben. Sie hätten Marovias Gesicht sehen sollen, als ich die Geständnisse im Offenen Rat verlas!« Sult füllte Gloktas Glas bis zum Rand.
    »Vielen Dank, Euer Eminenz«, murmelte Glokta und nahm einen Schluck.
Ein hervorragender Wein, wie immer.
    »Und dann stand er im Geschlossenen Rat auf, vor dem König höchstpersönlich, stellen Sie sich das vor, und behauptete vor allen Anwesenden, Sie würden keine Woche durchhalten, wenn die Gurkhisen angriffen!« Der Erzlektor wieherte vor Lachen. »Ich wünschte, Sie wären dabei gewesen. Ich bin sicher, dass er es länger schafft, habe ich gesagt. Ganz sicher.«
Das ist in der Tat eine großartige Unterstützung.
    Sult schlug mit der weiß behandschuhten Hand auf den Tisch. »Zwei Monate, Glokta! Zwei Monate! Mit jedem Tag, der verging, stand er blamierter da, und ich wurde immer mehr zum Helden … wir, meine ich«, verbesserte er sich. »Wir wurden immer mehr zu Helden, und ich musste lediglich dastehen und lächeln! Man konnte geradezu sehen, wie die anderen Tag für Tag weiter von Marovia ab- und auf mich zurückten! Neun zu drei! Nächste Woche gehen wir noch weiter! Wie, zur Hölle, haben Sie das geschafft?« Er sah Glokta erwartungsvoll an.
    Ich habe mich an die Bank verkauft, die zuvor die Tuchhändler unterstützte, und die Erträge genutzt, um den unzuverlässigsten Söldner der Welt zu bestechen. Dann habe ich einen wehrlosen Gesandten, der

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