Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
unter der Parlamentärsflagge zu uns gekommen war, ermordet und ein Dienstmädchen gefoltert, bis ihr Körper nur noch Hackfleisch war. Ach, und den größten Verräter habe ich entkommen lassen. Es waren zweifelsohne äußerst heldenhafte Taten. Wie habe ich es geschafft?
»Ich bin früh aufgestanden«, murmelte er.
    Sults Augen zuckten kurz, und Glokta entging das nicht.
Ein Zeichen der Verärgerung vielleicht? Ein Zeichen von Misstrauen?
Aber es währte nur kurz. »Früh aufgestanden. Natürlich.« Sult hob sein Glas. »Die zweitgrößte Tugend. Gleich nach Rücksichtslosigkeit. Ihr Stil gefällt mir, Glokta, das habe ich immer schon gesagt.«
    Haben Sie das?
Aber Glokta senkte nur bescheiden den Kopf.
    »Die Berichte von Praktikalin Vitari strotzten vor Bewunderung. Mir hat es besonders gefallen, wie Sie mit dem gurkhisischen Gesandten umgesprungen sind. Das hat sicherlich das Lächeln vom Gesicht des Imperators gewischt, dieses arroganten Schweins, wenn auch nur für einen Augenblick.«
Also hat sie ihren Teil der Abmachung tatsächlich eingehalten? Wie interessant.
»Ja, es geht alles glatt voran. Abgesehen von den verdammten Bauern, die sich noch immer höchst lästig aufführen, und natürlich der Sache in Angland. Schade um Ladisla.«
    »Schade um Ladisla?«, wiederholte Glokta verblüfft.
    Sult verzog bitter den Mund. »Haben Sie nicht davon gehört? Wieder einer der großartigen Einfälle von Kronrichter Marovia. Er hatte die Idee, die Beliebtheit des Prinzen ein wenig zu steigern, indem er ihm ein Kommando im Norden gab. Irgendwo ein bisschen abseits, wo er keiner Gefahr ausgesetzt sein würde und die Möglichkeit bestand, ihn später mit Ruhm zu überhäufen. Im Grunde kein schlechter Plan, sieht man davon ab, dass aus abseits unversehens mittendrin wurde und er sich selbst direkt ins Grab befehligt hat.«
    »Und seine ganzen Truppen dabei mitnahm?«
    »Ein paar Tausend jedenfalls, aber größtenteils den Abschaum, den die Edelleute einberufen hatten. Also nichts von großer Bedeutung. Ostenhorm halten wir weiterhin, und die ganze Sache war nicht meine Idee, von daher ist insgesamt gesehen kein Schaden entstanden. Unter uns gesagt, es ist möglicherweise am besten so, Ladisla war unerträglich. Ich musste ihn aus mehr als einem Skandal herauseisen. Der verdammte Narr konnte seinen Hosenstall einfach nicht geschlossen lassen. Raynault scheint ein ganz anderer Mensch zu sein. Nüchtern, vernünftig. Der tut, was man ihm sagt. Das ist insgesamt wesentlich besser. Immer vorausgesetzt natürlich, dass er sich nicht irgendwo umbringen lässt, denn dann säßen wir wirklich böse in der Klemme.« Sult nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas und ließ die Flüssigkeit genussvoll durch seinen Mund strömen.
    Glokta räusperte sich.
Wenn er gerade in so guter Stimmung ist
… »Es gibt eine Sache, die ich gern mit Ihnen besprechen würde, Eminenz. Die gurkhisische Spionin, die wir in der Stadt entdeckten. Sie war …«
Wie beschreibe ich das, ohne komplett verrückt zu klingen?
    Aber Sult war ihm wieder einmal eine Nasenlänge voraus. »Ich weiß. Eine Verzehrerin.«
Sie wissen? Sogar davon?
Der Erzlektor lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Eine okkulte Abscheulichkeit. Eine Geschichte wie aus einem Märchenbuch. Verzehren das Fleisch von Menschen. Offenbar handelt es sich um eine im barbarischen Süden weit verbreitete Praxis. Aber kümmern Sie sich nicht darum. Ich lasse mich bereits diesbezüglich beraten.«
    »Wer berät denn in solchen Fragen?«
    Der Erzlektor lächelte nur. »Sie müssen erschöpft sein. Das Wetter dort drüben laugt ja so sehr aus. Die Hitze und der Staub, selbst im Winter. Ruhen Sie sich aus. Das haben Sie sich verdient. Ich werde nach Ihnen schicken, wenn etwas anliegt.« Damit nahm Sult wieder seine Feder zur Hand und sah auf seine Papiere, sodass Glokta nichts anderes übrig blieb, als mit völlig verwirrtem Gesichtsausdruck zur Tür zu schlurfen.
    »Sie sehen beinahe so aus, als seien Sie noch am Leben«, bemerkte Vitari, als er ins Vorzimmer humpelte.
    Wie wahr. Jedenfalls so sehr, wie es mir überhaupt möglich ist.
»Sult war … zufrieden.« Er konnte es noch immer kaum glauben. Schon allein die Worte schienen nicht recht zusammenzupassen.
    »Das sollte er wohl auch, nach all dem, was ich über Sie geschrieben habe.«
    »Hm.« Glokta runzelte die Stirn. »Wie es scheint, muss ich mich bei Ihnen entschuldigen.«
    »Nicht der Rede wert. Das bedeutet mir einen Dreck.

Weitere Kostenlose Bücher