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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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klappernd zwischen das trockene, graue Treibholz nahe dem Wasser fiel. »Das ist lange her …«
    »Ich habe nachgedacht …«, murmelte Luthar.
    Bayaz warf ihm einen müden Seitenblick zu, als sei schon die Anstrengung, den Kopf zur Seite zu bewegen, zu viel für ihn. »Laufen und denken? Überfordert Euch nur nicht, Hauptmann Luthar.«
    »Wieso der Rand der Welt?«
    Der Magus sah ihn streng an. »Nicht aus Gründen der körperlichen Ertüchtigung, das kann ich Euch versichern. Dort liegt das, was wir suchen.«
    »Ja, aber wieso ist es dort?«
    »Ah«, knurrte Ferro zustimmend. Eine gute Frage.
    Bayaz holte tief Luft und blies die Backen auf. »Ihr gebt aber auch nie Ruhe, wie? Nach der Zerstörung von Aulcus und Glustrods Fall trafen sich die drei verbliebenen Söhne des Euz. Juvens, Bedesch und Kanedias. Sie berieten sich darüber, was nun geschehen sollte … mit dem Samen.«
    »Hab ich dich!«, schrie Neunfinger, riss einen weiteren Fisch aus dem Wasser und warf ihn auf die Steine, gleich neben den ersten. Bayaz sah ausdruckslos zu, wie sich das Tier wand und mit dem Schwanz schlug, während Mund und Kiemen verzweifelnd nach der erstickenden Luft schnappten.
    »Kanedias wollte ihn gern erforschen. Er behauptete, dass er ihn seinem wahrhaftigen Zweck zuführen könnte. Juvens fürchtete den Stein, wusste aber nicht, wie er zerstört werden könnte, und daher vertraute er ihn seinem Bruder an. Als jedoch die Wunden des Kaiserreichs auch über die langen Jahre hinweg nicht heilen wollten, bedauerte er schließlich seine Entscheidung. Er sorgte sich darum, dass Kanedias aus Machthunger das Erste Gebot brechen könnte, wie auch Glustrod es schon getan hatte. Er verlangte, dass der Stein so weggeschlossen würde, dass er nicht mehr verwendet werden könnte. Zuerst weigerte sich der Meisterschöpfer, und das Vertrauen zwischen den Brüdern nahm großen Schaden. Dessen bin ich mir gewiss, denn ich war derjenige, der die Botschaften von einem zum anderen überbrachte. Schon damals, das weiß ich heute, bereiteten sie die Waffen vor, die sie später gegeneinander zum Einsatz bringen sollten. Juvens bat, er flehte, schließlich drohte er, und dann endlich gab Kanedias nach. Und so reisten die drei Söhne des Euz nach Schabulyan.«
    »Im ganzen Weltenrund gibt es keinen entlegeneren Ort«, sagte Langfuß leise.
    »Deswegen wurde er gewählt. Sie übergaben den Samen dem Geist jener Insel, um ihn dort für alle Zeiten in Sicherheit zu verwahren.«
    »Sie befahlen dem Geist, ihn niemals wieder freizugeben«, murmelte Quai.
    »Aufs Neue zeigt mein Lehrling seine Unwissenheit«, gab Bayaz zurück und starrte Quai unter seinen buschigen Brauen an. »Nicht niemals, Meister Quai. Juvens war weise genug, um zu wissen, dass er nicht alle Entwicklungen vorausahnen konnte. Ihm war bewusst, dass eine verzweifelte Zeit kommen mochte, irgendwann einmal in der Zukunft, in der die Macht … jenes Steins gebraucht werden könnte. Bedesch befahl dem Geist also, ihn nur einem Mann zu übergeben, der mit Juvens’ Stab zu ihm käme.«
    Langfuß runzelte die Stirn. »Und wo ist der?«
    Bayaz deutete auf das Holzstück, das er als Gehstütze benutzte und das nun neben ihm am Boden lag, roh und ohne Verzierungen. »Das ist er?«, fragte Luthar und klang mehr als nur ein wenig enttäuscht.
    »Was habt Ihr erwartet, Herr Hauptmann?« Bayaz grinste ihn von der Seite an. »Zehn Fuß poliertes Gold, mit kristallenen Runen geschmückt und mit einem Diamanten von der Größe Eures Kopfes an der Spitze?« Der Magus schnaubte. »Selbst ich habe noch keine Gemme von einem solchen Umfang gesehen. Ein einfacher Stab genügte meinem Meister. Er brauchte nicht mehr als das. Ein Stück Holz an sich macht einen Mann ebenso wenig weise, edel oder mächtig wie ein Stück Stahl. Macht kommt aus dem Fleisch, mein Junge, und aus dem Herzen, und aus dem Kopf. Vor allem aus dem Kopf.«
    »Ich liebe diesen Teich!«, lachte Neunfinger und schleuderte schon wieder einen Fisch auf die Felsen.
    »Juvens«, hob Langfuß leise an, »und seine Brüder, mächtig über alle Vorstellungskraft hinaus, halb zwischen Menschen und Göttern. Selbst sie fürchteten dieses Ding. Sie setzten sich großen Anstrengungen aus, um es unschädlich zu machen. Sollten wir es nicht ebenso sehr fürchten wie sie?«
    Bayaz sah mit glitzernden Augen zu Ferro hinüber, und sie blickte starr zurück. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner runzligen Haut und ließen sein Barthaar noch dunkler

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