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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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murmelte Jezal unterdrückt. »Und auch auf diesen verdammten Regen!«
    »Das nennt Ihr Regen?« Neunfinger ritt an ihm vorbei, mit einem breiten Lächeln auf seinem verunstalteten Gesicht. Kurz nachdem die ersten dicken Tropfen gefallen waren, hatte Jezal zu seiner Überraschung mit angesehen, dass der Nordmann erst seinen abgeschabten Mantel und dann auch sein Hemd auszog, sie beide in Ölzeug einrollte und mit nacktem Oberkörper weiterritt, ohne sich daran zu stören, dass das Wasser sein breites, narbiges Kreuz hinunterrann, selig wie eine große, im Dreck wühlende Wildsau.
    Sein Verhalten hatte Jezal zunächst als ein weiteres Beispiel für unverzeihliche Verrohung abgetan, und er hatte seinem guten Stern dafür gedankt, dass dieser Wilde zumindest seine Hosen anbehalten hatte, aber als der kalte Regen allmählich seinen Mantel durchdrang, begann er, die Sache anders zu sehen. Er hätte auch ohne Kleidung nicht kälter oder nasser sein können, aber zumindest hätte ihn das triefende Tuch nicht auch noch wund gerieben. Neunfinger grinste zu ihm hinüber, als könnte er Gedanken lesen. »Es frischt doch nur ein bisschen auf. Die Sonne kann ja nicht immer scheinen. Da muss man realistisch sein!«
    Jezal knirschte mit den Zähnen. Wenn er sich noch einmal anhören musste, dass man realistisch zu sein hatte, dann würde er Neunfinger mit seinem kurzen Eisen erdolchen. Verdammter halb nackter Wilder. Es war schon schlimm genug, dass er keine hundert Schritt entfernt von einem solchen Höhlenmenschen reiten, essen und schlafen musste, aber sich dann noch seine närrischen Ratschläge anzuhören, war eine beinahe unerträgliche Beleidigung.
    »Verdammter nutzloser Wilder«, brummte er vor sich hin.
    »Wenn es zum Kampf kommt, werdet Ihr Euch noch freuen, dass er da ist.« Quai warf einen Seitenblick auf Jezal, während er sich auf dem Bock des knirschenden Karren vor und zurück wiegte, das lange Haar vom Regen an die hohlen Wangen geklatscht. Durch den Film von Nässe auf seiner weißen Haut sah er noch kränker und bleicher aus als sonst.
    »Wer hat denn Euch nach Eurer Meinung gefragt?«
    »Ein Mann, der keine anderen Ansichten hören will, sollte seinen Mund halten.« Der Zauberlehrling wies mit seinem triefenden Kopf auf Neunfingers Rücken. »Das dort ist der Blutige Neuner, der meistgefürchtete Mann im ganzen Norden. Er hat mehr Menschen umgebracht als die Pest.« Jezal sah mit finsterer Miene zu dem Nordmann hinüber, der nachlässig im Sattel saß, dachte einen kurzen Augenblick über das Gehörte nach und verzog dann abfällig den Mund.
    »Mir macht er keine Angst«, sagte er gerade so laut, dass Neunfinger ihn nicht hörte.
    Quai schnaubte. »Ich wette, Ihr habt noch niemals im Zorn eine Klinge gezogen.«
    »Ich könnte ja jetzt damit anfangen«, knurrte Jezal und bedachte Quai mit seinem finstersten Blick.
    »Jetzt bekomme ich aber Angst«, kicherte der Zauberlehrling, der enttäuschenderweise höchst unbeeindruckt klang. »Aber wenn Ihr mich fragt, wer hier wirklich nutzlos ist, also, ich wüsste schon, wen ich am ehesten zurückgelassen hätte.«
    »Was fällt Euch ein …«
    Jezal zuckte zusammen, als ein greller Blitz den Himmel erhellte und sofort ein weiterer folgte, beide beängstigend nah. Finger aus Licht krallten sich an die aufgeblähten Unterseiten der Wolken und zuckten durch die Schwärze über ihren Köpfen. Lang anhaltender Donner grollte über die düstere Ebene, schwoll durch den Wind an und ab. Als er wieder verebbte, war der nasse Karren weiter vorangerollt, und Jezal hatte die Möglichkeit einer Entgegnung verpasst. »Verdammter Zauberlehrling«, murmelte er und warf ihm böse Blicke hinterher.
    Als die ersten Blitze kamen, hatte Jezal seine gute Laune zu bewahren versucht, indem er sich vorgestellt hatte, wie seine Reisegefährten getroffen wurden. Es wäre doch höchst passend gewesen, wenn beispielsweise Bayaz durch einen himmlischen Schlag zu Asche verkohlt wäre. Aber bald konnte Jezal nicht mehr auf eine solche Erlösung hoffen, und nicht einmal in seiner Vorstellung war sie noch besonders hilfreich. Die Blitze würden am Tag höchstens einen von ihnen treffen, und wenn es schon einen erwischte, dann begann er allmählich zu hoffen, selbst den Anfang machen zu können. Erst ein kurzes helles Feuer, dann süßes Vergessen. Die angenehmste Art, diesem Albtraum zu entfliehen.
    Ein kleines Rinnsal Regen rann Jezals Rücken hinunter und kitzelte seine wund geriebene Haut. Er hätte

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