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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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des Saudis ins Zelt getreten und hatte sich ganz natürlich zu
ihnen auf den Boden gesetzt. Er hatte sie verschmitzt unter seinem wallenden
Bart angelächelt. Nach dem Mahl war er ernst geworden und hatte gesagt: »In
Afghanistan steht der Sieg unmittelbar bevor. Für uns ist der Kampf aber nicht
zu Ende. Ich werde eine Gruppe von arabischen Freiwilligen um mich versammeln,
die die gleichen Ziele wie ich haben. Wann immer ich sie zum heiligen Krieg
rufe, werden sie für mich, Osama bin Laden, dahin gehen, wohin ich sie schicke!«
    Seine
Worte, die er mit gedämpfter Stimme an alle Kämpfer gerichtet hatte, das war
Mur a d augenblicklich bewusst gewesen, würde er sein Leben
lang nicht mehr vergessen können.
     
    Einer der Späher war unten im Tal auf eine Anhöhe gestiegen, als der
Kommandant die Truppe um einen Felsvorsprung führte. Er winkte die Männer zu
sich.
    »Wir
haben sie überholt. Die Russen rasten ungefähr fünf Minuten von hier. Ich
bringe euch hin!«
    Die
Mudschaheddin luden ein Maschinengewehr und die Munitionskisten von einem der
Transportpferde. Alle deckten sich rasch mit genügend Patronen ein. Einer der
Kämpfer blieb mit den Tieren zurück. Die anderen folgten dem Späher in
geduckter Haltung. In der flachen Ebene konnte man in einiger Entfernung einen
kleinen Hain ausmachen. Der zweite Späher stieß von der Seite zu ihnen und gab
einen kurzen Lagebericht. In der Deckung der Gesteinsbrocken befahl der
Kommandant seinen Kämpfern, einen Bogen um die kleine Baumgruppe zu schlagen
und den Platz einzukreisen. Er selbst robbte auf dem Bauch, die Kalaschnikow
vor sich in den Händen, in Richtung Russenlager vorwärts, als ein Schatten,
einem großen Insekt gleich, sich von der Bergkuppe herabstürzte. Das flatternde
Geräusch eines Hubschrauberrotors peitschte die Luft. Staub wirbelte auf. Der
Mi-24 zog einen langen Halbkreis und setzte in zirka fünfzig Metern Entfernung
zum Lager zur Landung an. In diesem Moment sah Mur a d einen Mann in einem Khakikampfanzug, keine fünfzehn
Meter von ihm entfernt, hinter einem Felsbrocken auftauchen. Ein Serschant, dachte
er, als der Russe hastig die Hosen herunter ließ und sich an den Stein hockte.
Völlig unerwartet bellte in unmittelbarer Nähe ein Maschinengewehr los. Sofort
pfiffen von überall her Schüsse durch die Luft. Der Russe schmiss sich mit
nacktem Hintern auf den Bauch und versuchte, in eine Bodenlücke zu krabbeln.
Doch Mur a d hatte ihn schon im Visier. Er zielte mit seiner
Kalaschnikow auf seinen Kopf und drückte ab. Der Russe brach stumm zusammen und
blieb regungslos liegen. Im Lager herrschte inzwischen ein heilloses
Durcheinander. Einige Russen versuchten fluchtartig den Hubschrauber zu
erreichen, während andere in Deckung gingen, um auf ihren verschwundenen
Serschanten zu warten. Ein Feuerball raste über ihre Köpfe hinweg und ließ
einen weißen Rauchschweif in der Luft zurück. Es gab eine dumpfe Explosion. Der
Kampfhubschrauber zerbarst in einem riesigen Feuerpilz.

4
     
    Ein Schlüssel dreht sich im Türschloss. Er schreckt schweißnass aus dem
Tiefschlaf und setzt sich mit einem Ruck auf. Die Glühbirne an der Decke taucht
den Raum in ein diffuses Halbdunkel. Die Tür wird aufgerissen. Ein Maskierter
tritt an seine Matratze. Die Augen im Sehschlitz mustern ihn kalt.
    Irgendwas
ist anders als sonst, denkt er und eine unheilvolle Ahnung schnürt ihm den Hals
zu. Was ist los, will er fragen, doch er bekommt keinen Laut heraus.
    »Steh
auf!«, befiehlt eine harte Stimme.
    Er
merkt, wie das Blut aus seinem Kopf sackt. Ihm wird schwindlig. Jetzt bloß
keine Panik, sagt seine innere Stimme, aber er bleibt beunruhigt. Es gibt kein
Essen, denkt er. Was haben die vor?
    »Umdrehen!«
    Der
Mann geht hinter ihm in die Knie und öffnet mit einem Dreh das Schloss seiner
Fußkette. Mit einem rasselnden Geräusch fällt sie zu Boden. Er spürt jetzt ganz
deutlich die Bedrohung. Seine Muskeln spannen sich an. Ihm ist klar, wenn sie
erst das haben, was sie haben wollen, werden sie ihn töten. Schon mehrere Male
hat er diese Situation im Kopf durchgespielt. Genauso häufig hat er überlegt,
was er dann tun könnte. Eines weiß er genau, wenn es eine Gelegenheit gibt,
wird er sich wehren.
    »Los,
gehen, durch Tür! Langsam raus, vor mir!«
    In
seinen Rücken bohrt sich etwas Hartes. Der Lauf einer Pistole? Er ist sich
nicht sicher. Der Mann dirigiert ihn mit der Hand an der Schulter. Eine Küche.
Keiner der anderen scheint im Haus zu sein. Er

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