Feuermale
Mannschaft des Krankenwagens, zu den grellen Lichtern, die die Fernsehleute umgaben. »Ichneinamoh, Gott«, stammelte sie, sie atmete zu heftig und zu schnell. Ihr Blick fand wieder den seinen und ihr Mund zitterte. »Oh, Gott, John, was, wenn sie es ist?«
»Wenn sie es ist, hast nicht du sie dahingebracht, Kate«, sagte er streng.
»Verfluchtes Kind«, murmelte sie und kämpfte gegen die Tränen. »Deswegen arbeite ich nicht mit Kindern.
Nichts wie Ärger.«
Er beobachtete, wie sie kämpfte, wußte, daß sie nicht mal halb so abgebrüht war, wie sie tat. Wußte, daß es in ihrem Leben niemanden gab, an den sie sich wenden und lehnen konnte. Wußte, daß sie ihn wahrscheinlich jetzt nicht für diesen Job gewählt hätte. Und mit all diesem Wissen flüsterte er: »He, komm her«, und zog sie an sich.
Sie wehrte sich nicht – die starke, unabhängige Kate. Ihr Kopf fand seine Schulter, und sie schmiegte sich wie seine fehlende Hälfte an ihn. Vertraut, gemütlich, perfekt. Der Lärm und das Durcheinander des Tatorts verblaßten zu fernem Hintergrund. Er strich mit einer Hand über ihr Haar und küßte ihre Schläfe und fühlte sich das erste Mal seit fünf Jahren wieder komplett.
»Ich bin da für dich, Süße«, flüsterte er. »Ich halte dich.«
»Ist sie es?«
Rob Marshall kam auf seinen zu kurzen Beinen angedackelt. Er steckte in einem fetten Daunenparka, der
aussah, als würde er um seine Ohren hochkriechen, eine Wollmütze saß fest um seinen runden Kopf.
Beim Geräusch seiner Stimme erstarrte Kate, richtete sich auf und trat einen Schritt von Quinn zurück. Er konnte fast sehen, wie sie ihre Emotionen an die Kandare nahm und hastig die Wand um sich wieder errichtete.
»Wir wissen es nicht«, sagte sie mit belegter Stimme.
Sie räusperte sich und wischte sich mit einer behandschuhten Hand unter den Augen. »Die Leiche ist unkenntlich.
Bis jetzt hat, soweit wir wissen, noch keiner irgendeine Identifikation gefunden.«
Rob sah an ihr vorbei zu den Sanitätern. »Ich kann nicht glauben, daß das passiert. Sie nehmen an, daß sie es ist, nicht wahr? Sie glauben, daß das Ihre Zeugin ist.«
Ihre Zeugin, dachte Kate. Er distanzierte sich bereits von dem Desaster, genau wie er sich von der Entscheidung distanziert hatte, Angie überhaupt ins Phoenix zu bringen.
Die armselige Kröte.
»Wie konnte das passieren?« fragte er. »Ich dachte, Sie würden auf sie aufpassen, Kate.«
»Es tut mir leid. Ich hab Ihnen am Telefon gesagt, daß es mir leid tut. Ich hätte bei ihr bleiben sollen.«
Jetzt fiel ihr das Eingeständnis schwer, weil es ein Zugeständnis an ihren Boß war, aber sie wollte ihm automatisch widersprechen.
»Wir haben Sie aus einem bestimmten Grund für diesen Fall ausgesucht.«
»Dessen bin ich mir sehr wohl bewußt.«
»Ihr Hintergrund, Ihre starke Persönlichkeit. Dieses eine Mal habe ich gedacht, daß Ihr Dickkopf zu meinen Gunsten funktionieren würde –«
»Wissen Sie, ich mache mir genug Vorwürfe für uns beide, Rob«, sagte sie. »Also lassen Sie mich in Ruhe, herzlichen Dank.«
»Sabin ist wütend. Ich weiß nicht, wie ich ihn beschwichtigen soll.«
Den Zeugen hatte sie verloren, jetzt lag es an ihm, Frieden zu stiften. Kate konnte ihn schon hören, wie er bei Sabin winselte und bettelte, unbefugt bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihren Namen ins Spiel brachte.
»Ich bin überzeugt, daß Sie das schaffen werden«, keifte sie, zu wütend für Umsicht. »Fallen Sie einfach auf die Knie und lecken Sie ihm die Stiefel, wie immer.«
Rob begann, von Kopf bis Fuß zu beben, der Zorn
explodierte aus seinem Mund. »Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden! Wie können Sie es wagen! Sie haben die Zeugin verloren. Vielleicht zugelassen, daß sie getötet wird –«
»Das wissen wir nicht«, mischte sich Quinn ein.
» und haben immer noch den Nerv, so mit mir zu reden!
Sie haben noch nie auch nur ein Quentchen Respekt für mich gezeigt. Selbst jetzt. Nach dem hier. Ich kann es nicht fassen! Sie verfluchtes Miststück!«
»Zurück«, befahl Quinn. Er trat zwischen die beiden und schlug Rob mit dem Handballen hart aufs Brustbein. Rob stolperte rückwärts, verlor im Schnee den Halt und landete auf dem Hintern.
»Warum schaun Sie sich nicht mal das an, was Kate gerade gesehn hat«, sagte Quinn und machte sich nicht die Mühe, ihm eine Hand anzubieten, um ihm aufzuhelfen.
»Holen Sie sich eine neue Perspektive auf das, was hier gerade wichtig ist.«
Rob rappelte sich
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