Feuermale
genügend Energie hatte, die alte ›Ich-bin-ein-Bulle-genau-wie-du‹ Nummer abzuziehen. Statt dessen begnügte er sich mit etwas Wahrheit.
»Die Sache beim Profilstellen ist die: Es ist ein proaktives Werkzeug, das auf der reaktiven Nutzung von Kenntnissen, die man aus früheren Vorfällen gewonnen hat, basiert. Jeder Fall könnte möglicherweise etwas bringen, was wir noch nie gesehen haben.«
»Wie ich höre, sind Sie aber ziemlich gut«, gestand der Detective ihm ein. »Sie haben diesen Kindermörder draußen in Colorado festgenagelt, bis hin zu seinem Stottern.«
Quinn zog die Schultern hoch. »Manchmal passen alle Stücke zusammen. Wie lange brauchen Sie, um Bondurants Krankenberichte in die Finger zu kriegen, damit wir sie mit der Leiche vergleichen können?«
Kovác rollte die Augen. »Ich sollte mich in Murphy umtaufen. Murphy’s Law. Nichts ist jemals einfach. Wie sich herausstellte, sind die meisten ihrer Krankenberichte in Frankreich «, sagte er, als wäre Frankreich ein obskurer Planet in einer anderen Galaxie. »Ihre Mom hat sich vor elf Jahren von Peter Bondurant scheiden lassen und einen Typen mit einer internationalen Baufirma geheiratet. Sie haben in Frankreich gelebt. Die Mutter ist tot, der Stiefvater lebt immer noch da. Jillian ist vor ein paar Jahren hierher zurückgekommen. Sie war an der U – der University of Minnesota eingeschrieben.«
»Das Bureau kann helfen, die Krankenkartei über unser Legal Attache Büro in Paris zu kriegen.«
»Ich weiß. Walsh ist bereits dran. In der Zwischenzeit werden wir versuchen, mit allen zu reden, die Jillian nahe standen. Herausfinden, ob sie irgendwelche Leberflecke, Narben, Muttermale oder Tätowierungen hatte. Wir werden Fotos besorgen. Bis jetzt haben wir noch keine engen Freunde gefunden. Kein spezieller Freund, von dem jemand weiß. Soweit ich es beurteilen kann, war sie nicht gerade ein gesellschaftlicher Schmetterling.«
»Was ist mit ihrem Vater?«
»Er ist zu verzweifelt, um mit uns zu reden.«
Kovác verzog den Mund. »›Zu verzweifelt‹ – das sagt sein Anwalt. Wenn ich glauben würde, daß jemand mein Kind abgemurkst hat, wäre ich auch scheißverzweifelt. Ich würde den Bullen ununterbrochen aufs Dach steigen, ihnen auf dem Kopf sitzen, alles machen, was in meiner Macht steht, um diesen Dreckskerl festzunageln.«
Er zog fragend die Augenbraue hoch und sah Quinn an.
»Würden Sie das nicht auch?«
»Ich würde die Welt auf den Kopf stellen, an den Knöcheln packen und schütteln.«
»Genau, verdammt. Ich geh rüber zu Bondurants Haus, um ihm schonend beizubringen, daß es Jillian sein könnte.
Er kriegt einen Blick, als ob ich ihm eins mit dem Baseballschläger über den Kopf gezogen hätte. ›Oh, mein Gott.
Oh mein Gott‹, sagt er, und ich dachte, er wird gleich kotzen. Also denk ich mir nicht viel dabei, als er sich entschuldigt. Der Mistkerl geht und ruft seinen Anwalt an und kommt überhaupt nicht mehr aus seinem Arbeitszimmer. Ich verbringe die nächste Stunde damit, mich via Edwyn Noble mit Bondurant zu unterhalten.«
»Und was hat er Ihnen erzählt?«
»Daß Jillian Freitag abend zum Abendessen im Haus gewesen war und er sie seither nicht mehr gesehen hat. Sie ging gegen Mitternacht. Ein Nachbar bestätigt das. Das Ehepaar auf der anderen Seite der Straße kam gerade von einer Party nach Hause. Jillians Saab fuhr in dem Moment los, als sie um elf Uhr fünfzehn in die Straße einbogen.«
»Peter Scheiß Verflucht Reich Bondurant«, schimpfte er.
»Mein Glück. Wenn das hier vorbei ist, werde ich Strafzettel schreiben.«
Er nahm einen letzten Zug aus seiner Zigarette, ließ sie auf den Asphalt fallen und drückte die Kippe mit der Schuhspitze aus.
»Zu schade, daß DNS-Tests so verdammt lange dauern«, sagte er. Ein Gedankensprung zurück zu der Sache mit der Identifizierung. »Sechs Wochen, acht Wochen. Zu verdammt lange.«
»Überprüfen Sie die Berichte über vermißte Personen?«
»Minnesota, Wisconsin, Iowa, die Dakotas. Wir haben sogar Kanada angerufen. Bis jetzt paßt noch nichts.
Vielleicht taucht ja der Kopf auf«, sagte er mit soviel Optimismus wie er für die Rückgabe einer Brille oder einer Brieftasche hätte.
»Vielleicht.«
»Also, genug von diesem Scheiß für heute abend. Ich verhungere sowieso«, sagte er abrupt und zog sein Jackett zusammen, als verwechselte er Hunger mit Kälte. »Ich weiß da ein Lokal mit tollem mexikanischem Takeout. So scharf, daß es einem den Leichengeschmack aus
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