Feuermohn
und Bewundernswertes.
Sie folgte dem Butler zum Büro. Schon der erste flüchtige Blick in diesen Raum ließ sie staunen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Liebevoll gepflegte Antiquitäten, deren Oberflächen wie Spiegel glänzten, weiche bordeauxrote Teppiche, die jeden Schritt zu verschlingen schienen, eindrucksvolle Brokatvorhänge in ähnlichen Farbtönen, Skulpturen, Gemälde, Kissen, ein riesiger antiker Schreibtisch, ein Kamin, dessen Verzierungen allesamt aus weißem Stein geschnitten waren: zahlreiche Ornamente und, als besonderen Blickfang, zwei schlanke Nymphen, die an den Seiten hervorlugten und Körbchen mit Granatäpfeln in den Händen hielten. Ihre Augen waren aus Malachit, ihr Haar mit feinen Goldfäden durchzogen.
Ein Bogen führte in den hinteren Teil des Raumes, der mit einem Klavier, einem Ohrensessel und einem antiken Bücherregal ausgefüllt war. Bei dem Anblick der in Leder gebundenen dicken Wälzer machte Annas Herz einen freudigen Hüpfer. Sie liebte alte Bücher. Gerne hätte sie einen dieser dicken Wälzer in die Hände genommen, ihn ehrfurchtsvoll durchgeblättert.
Aaron Vanderberg, nach seinem Liebesspiel im Park wieder die Lässigkeit in Person, saß in einem riesigen Sessel, die Füße auf dem Schreibtisch, blätterte in einem Magazin und beobachtete Anna.
„Sind Sie hier, um meine Räumlichkeiten zu bestaunen oder wollten Sie zu mir?“
Sie zuckte leicht zusammen. Seine Stimme war wohlklingend, weich und dennoch hart. Sie hoffte, dass sie nicht allzu lange mit vor Staunen offenem Mund dagestanden hatte. Anna war nicht leicht zu verunsichern, aber die Art, wie er da saß, die pure Verkörperung von Macht, berührte sie eigentümlich. Sein Blick war eindringlich, signalisierte ungebrochene Willensstärke, Selbstbeherrschung. Der Zug um seinen Mund stand im verwirrend konträren Kontrast dazu, denn um seine Mundwinkel zuckte es amüsiert.
Die Art, wie er das Magazin beiseite legte, sich dann wieder zurücklehnte, hatte etwas Zeremonielles, Edles, gleichzeitig Animalisches. Wie ein Raubtier auf der Lauer. Das außergewöhnliche Charisma dieses Mannes überrumpelte Anna. Seine Aura schien jede Faser ihres Körpers zu durchdringen. Sie hatte einen aalglatten Schönling ohne Profil erwartet. Hier aber saß ein Mann mit dem gewissen Etwas. Eine Tatsache, die auch ohne seine schöne Hülle für ausreichend Wirkung gesorgt hätte. Augen, in denen der Schalk tanzte, aber auch alles Wissen dieser Welt zu liegen schien. Der Blick seiner grauen Augen, umrahmt von einem Kranz seidiger schwarzer Wimpern, zog sie wie magisch an. Fein geschwungenen Brauen, eine gerade schmale Nase und sinnlich weiche Lippen gesellten sich dazu, gaben ihm neben seinem Charisma eine äußere Attraktivität, die Frauen in den Bann zog. Seine Gesichtszüge waren markant, aber nicht hart.
Dieser Mann wusste, wo es langging. Das spürte Anna auf den ersten Blick.
Und sie spürte noch etwas ganz anderes.
Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie seine Hand in langes Haar griff, den Kopf zu Boden drückte, und seine Stimme Gehorsam befahl … wie seine Hand in IHR Haar griff.
Sie sah sich gezwungen – nackt und auf allen vieren – das Gesicht in ein Kissen zu drücken. Eine starke Hand im Nacken, das Gesäß dargeboten, durch diese Haltung seinen Blicken gnadenlos freigegeben und schutzlos jedem seiner Zugriffe ausgeliefert.
Ihr wurde heiß. Er weckte, was sie tief in sich vergraben wollte.
Nur mit Mühe gelang es ihr, diese inneren Bilder zu unterdrücken. Sie bemühte sich um Haltung. „Guten Tag, Herr Vanderberg. Mein Name ist Anna Lindten. Ich …“
Weiter kann sie nicht, denn er unterbrach sie mit einer kurzen Handbewegung, einem unmerklichen Nicken. „Ich weiß, wer Sie sind. Setzen Sie sich doch.“
Sie nahm Platz, versank dabei in den Augen dieses Mannes.
Atemlos zwang sie sich an ihm vorbeizusehen. Nahm sein dichtes blondes Haar wahr, seine steingrauen Augen, in denen ein eigentümliches Funkeln lag – das gewisse Etwas. Er war groß, schlank, sexy, geheimnisvoll. Seine Ausstrahlung und sein Lächeln hauten sie im wahrsten Sinne des Wortes um.
„Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt.“ Er schenkte ihr, ganz Gentleman, ein Glas Wasser aus einem bauchigen Glaskelch ein und reichte es ihr.
Sie nickte, entzog sich dieser verdammten Anziehungskraft, indem sie den kleinen Rekorder, den sie zu solchen Anlässen immer bei sich hatte, aus ihrer Tasche nahm. „Es stört Sie doch nicht, wenn ich
Weitere Kostenlose Bücher