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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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verrucht, bunt und dezent. Von Champagner bis Pink war jede Farbe dabei.
    Mit zittrigen Händen öffnete sie den Briefumschlag, den Yvette ihr reichte, zog eine Karte heraus, wohl wissend, von wem diese Nachricht stammte.
    Gestalte Deine Stunden, wie es Dir gefällt. Such Dir in Ruhe etwas aus, von dem Du denkst, dass es mir am besten gefallen könnte. Ich habe einen Favoriten! Und Du solltest nicht den Fehler machen, Dich für das falsche Stück zu entscheiden. Wenn Du Dich entschieden hast, läute nach Yvette. Sie wird Dir beim Ankleiden behilflich sein und Dich um 17 Uhr in meine Gemächer führen. Also, bis dann … Aaron.
    Yvette reichte ihr einen Pieper, nickte ihr mit unbewegtem Gesichtsausdruck zu. „Drück den Knopf, wenn du eine Wahl getroffen hast.“ Dann war sie verschwunden.
    Neugierig wühlte Anna in der geschmeidigen Pracht. Sie bewunderte die hübschen Kleider aus Taft, die seidigen Oberteile und die sündige Wäsche. Selbst die Farben der Strümpfe hatten einen satten Glanz. Tastend befühlte sie die edlen Materialien, die üppigen Stoffe, die aufwändigen Korsagen. Rote Lackpumps, goldene Riemchensandaletten, kniehohe Stiefel, Pantöffelchen, Negligés, gepolsterte Fußmanschetten, breite Halsbänder aus Leder, Handschellen und Augenbinden vervollständigten die Auswahl.
    Ein erwartungsvolles Kribbeln jagte durch Annas Adern.
    Sie nahm ein Seidenkleid heraus, hielt es gegen das Licht. Es war leicht wie ein Windhauch, rosenrot und filigran bestickt. Dazu passende Strümpfe und Strumpfhalter im selben Muster. Ob ihm das gefiel? Oder doch lieber etwas anderes?
    Es verging einige Zeit für die vielen Anproben. Sie hatte sich vor dem Spiegel gedreht und gewendet, sich begutachtet und an Seide und Lack herumgezupft.
    Eine Wahl aber hatte sie immer noch nicht getroffen. Welches der Teile war Aarons Favorit? Sie unterlag einer gewaltigen Reizüberflutung.
    Anna seufzte und beschloss, Joe einen Besuch abzustatten. Die fließende Bewegung einer leicht kratzenden Feder auf edlem Papier, und die ruhige Atmosphäre der Schreibstube würden sie etwas erden. Außerdem hatte es ihr eine Menge Spaß gemacht, sich von diesem weisen Mann in das Handwerk des altertümlichen Schreibens einweisen zu lassen. Sie beglückwünschte sich zu dieser hervorragenden Idee, kleidete sich an und lief los. Anschließend war noch genügend Gelegenheit, eine Wahl zu treffen.
    *** Nachdenklich und mit einem Gefühl des Unbehagens schlenderte Aaron durch den Garten. Er war gereizt. Die Worte seines Großvaters hatten ihm nicht gefallen, auch wenn er sich große Mühe gegeben hatte, sein Gehör auf Durchzug zu stellen. Er liebte seinen Großvater. Sogar sehr. Aber er liebte auch sein Leben. Rauschende Feste, schöne Frauen, Sex, Unbekümmertheit ohne Bindungen und Zwänge, kompromisslos und pompös, ausschweifend und grenzenlos.
    Liebevoll, ohne Erwartungshaltung und ein wenig bekümmert, hatte sein Großvater das Gespräch gesucht. Und gerade das machte Aaron so zu schaffen. Hätte dieser geliebte Mensch ihn gemaßregelt, kritisiert und Forderungen gestellt, es wäre ein Leichtes für ihn gewesen zu rebellieren, seinen Standpunkt dagegenzusetzen, und das Ganze dann empört und wütend an sich abperlen zu lassen. So aber ließen ihn die Gedanken seines Großvaters nicht los, lösten tiefes Bedauern in ihm aus. Wenn es eins gab, was er auf gar keinen Fall wollte, dann war es, seinem Großvater Kummer zu bereiten. Er wollte, dass dieser sorglos lebte. Dachte gleichzeitig aber im Traum nicht daran, etwas an seinem Lebensstil zu ändern. Diese Diskrepanz quälte ihn mehr, als ihm lieb war.
    Leise fluchend kickte er einen Kieselstein zur Seite. Er musste dieses Unbehagen in eine Schublade stecken, diese zuschieben und fortan ignorieren. Diese Strategie begleitete ihn bei unliebsamen Begebenheiten schon sein Leben lang, und er hoffte, dass es ihm auch diesmal gelang. Es würde nicht einfach sein, denn sein Großvater war der einzige Mensch, dessen Meinung ihm wichtig war … dem er gefallen wollte. Aber er würde es schaffen.
    Eine Hand berührte ihn flüchtig am Ellbogen. Er tauchte aus seinen Gedanken auf. Leicht unwillig erkannte er Kassandra. Perfekt geschminkt und manikürt stand sie wunderschön vor ihm, nestelte an der Spitze, die den Ausschnitt ihres weißen Sommerkleides zierte und strahlte ihn an.
    Sie schien nach seiner Nähe zu dürsten, denn sie bestürmte in mit Liebkosungen, ungeduldigen Fragen und koketten

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