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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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das Heim einziehen wollten? Warum wurde seine Mutter zu dem Umzug gedrängt?«
    Glódís strich sich durch ihr zweifarbiges Haar. »Ich weiß nicht, was das für eine Rolle spielt. Will man jetzt uns die Schuld in die Schuhe schieben? Glaubst du etwa, das wäre alles nicht passiert, wenn er weiter zu Hause gewohnt hätte?«
    »Nein, das ist nicht meine Absicht«, entgegnete Dóra ruhig. »Mir geht es darum, zu beweisen, dass er nicht der Täter ist. Wenn meine Annahme stimmt, dann spielt es überhaupt keine Rolle, wo er gewohnt hat.« Sie ließ Glódís einen Moment Zeit, das zu verdauen, und sah, dass sich ihre angespannten Schultern ein wenig lockerten. »Kannst du trotz deiner kurzen Bekanntschaft mit Jakob sagen, ob es zu ihm gepasst hat, so drastische Maßnahmen zu ergreifen? Könnte er geglaubt haben, dass das der einzige Weg war, um wieder nach Hause zu kommen?«
    »Ich weiß es nicht.« Glódís wirkte plötzlich wieder sehr sachlich. »Ich habe ihn ja kaum gekannt und den Fall nur insoweit verfolgt, wie es aufgrund meiner beruflichen Position notwendig war. Als Leiterin der Einrichtung war das Ganze für mich nicht leicht, und es hatte auch berufliche Konsequenzen.« Sie beeilte sich hinzuzufügen: »Emotional gesehen natürlich auch. Ich kannte viele Bewohner schon seit Jahren. Einige waren vorher lange in einem Heim für Kinder, in dem ich viele Jahre gearbeitet habe. Man geht intensive Bindungen zu seinen Schützlingen ein.«
    Dóra nickte mitfühlend. »Selbstverständlich.« Sie lächelte der Frau freundlich zu. »Du stimmst mir doch bestimmt zu, dass es sehr wichtig ist, dass keine Zweifel daran bestehen, wer der Schuldige ist? Du willst doch bestimmt nicht, dass der Täter frei herumläuft und ein Unschuldiger eingesperrt sein könnte?«
    »Natürlich nicht.« Die Frau presste wieder die Lippen zusammen, so dass sie kaum noch zu sehen waren.
    »Nehmen wir mal an, Jakob wäre unschuldig, könntest du dir dann vorstellen, wer die Tat begangen haben könnte? Ich denke dabei nicht unbedingt an die Bewohner. Was ist mit jemandem von außerhalb oder einem enttäuschten Mitarbeiter, der sich für etwas rächen wollte?«
    Glódís schien wirklich nachzudenken, bevor sie antwortete. Ihre Lippen lösten sich und wurden rot, als das Blut wieder ungehindert hineinströmen konnte. »Ich gehe davon aus, dass Jakob den Brand gelegt hat, nur damit das klar ist.« Sie zögerte, sprach dann aber weiter. »Die Personen, die gestorben sind, waren keine Menschen, die Feinde oder Neider hatten. Sie haben niemandem etwas getan und keinen Anstoß erregt, außer vielleicht bei irgendwelchen ignoranten Mitbürgern, die Probleme mit Menschen haben, die anders sind als sie.«
    Dóra wollte das Gespräch nicht so schnell auf die Schwangerschaft bringen, obwohl sie es der Frau am liebsten an den Kopf geknallt hätte. »Na gut, und was ist mit den Angehörigen? Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass jemand in einer ausweglosen Situation durchdreht. Ist es denkbar, dass jemand den Brand gelegt hat, weil er das Leiden seines Kindes nicht mehr mitansehen konnte? Oder weil er selbst völlig fertig war und sich nicht mehr um sein krankes Kind kümmern konnte? Arbeitslosigkeit und Zukunftsängste sind nicht zu unterschätzen, vielleicht war es der letzte Ausweg eines hoffnungslosen Menschen, der sich nicht mehr unter Kontrolle hatte?«
    »Klingt so, als würdest du Jakob beschreiben.« Die Frau lächelte zum ersten Mal, aber nicht freundlich, sondern gehässig und ironisch. »Er erfüllt beide Voraussetzungen: hoffnungslos und unkontrolliert.«
    Dóra beachtete ihren Einwurf gar nicht. »Deine Mitarbeiter waren also alle überglücklich mit ihrem Job und haben sich nie über irgendwas beschwert? Das ist ja sehr ungewöhnlich.«
    »Ich rede nicht mit dir über einzelne Mitarbeiter. Von denen hat keiner was mit der Sache zu tun. Das sind alles Leute, die eine selbstlose Arbeit für wenig Geld machen, weil sie etwas Sinnvolles tun möchten. Sie würden ihren Schützlingen, um die sie sich aufopferungsvoll kümmern, niemals etwas antun.«
    »Ist alles schon mal vorgekommen«, warf Dóra vorsichtig ein. »Außerdem ist das nur ein Gedankenspiel, nimm mir meine Fragen bitte nicht übel. Ich beschuldige deine Mitarbeiter nicht, ich versuche nur so viele Personen wie möglich auszuschließen, damit ich Zeit für die wichtigen Dinge habe.« Dann ließ Dóra die Bombe platzen. »Zum Beispiel den Mann zu finden, der Lísa Finnbjörnsdóttir

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