Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
Vom Netzwerk:
rutschte und polternd ins Spülbecken fiel. Sóley schaute sie fragend an, und sogar Orri löste zum ersten Mal, seit er in seinem Stuhl saß, den Blick von Spiderman. Dóra fischte das Handy zwischen zwei Kaffeetassen heraus. Gott sei Dank war es heil und trocken. Das Display leuchtete immer noch, und die schwarzen Buchstaben starrten sie herausfordernd an:
wer vergewaltigte lisa? wer ist der vater des kindes?
Beide Fragen hatten durchaus ihre Berechtigung, aber Dóra brannte eine andere auf der Zunge: Wer hatte diese SMS geschrieben?
     
    Matthias legte das Handy weg, ließ sich ins Kissen fallen und gähnte. »Ist die Dusche frei?«
    »Die Dusche?« Dóra langte nach dem Handy. »Ist dir das völlig egal? Findest du das nicht merkwürdig? Das ist schon das dritte Mal, dass ich so eine SMS bekomme. Bei den beiden davor dachte ich, es wäre ein Versehen. Da stand einfach nur
schwanger
und in der anderen
wie verbrannte sich helena als kind?
Du musst ja wohl zugeben, dass das ziemlich mysteriös ist. Ich habe die anderen noch hier, wenn du sie sehen willst, zum Glück habe ich nichts gelöscht.«
    »Ja, nein, doch, das ist sehr mysteriös.« Matthias schloss die Augen. »Ich bin nur noch nicht ganz wach.«
    »Nein, offensichtlich nicht.« Das Display verdunkelte sich, aber man konnte den Text noch schwach erkennen. »Es gibt nicht viele Leute, die wissen, dass ich mich mit diesem Fall beschäftige. Eigentlich fallen mir nur zwei ein, Ari, dieser unmögliche Anwalt, und Glódís, die Heimleiterin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jakobs Mutter nicht wusste, worauf ich mit der Frage nach Lísa hinauswollte, und Jakob hat auch nicht darauf reagiert. Abgesehen davon, dass er gar kein Internet oder Telefon hat.«
    »Und was sollten Ari oder Glódís mit solchen Mitteilungen beabsichtigen?« Matthias wurde ein bisschen wacher, unterdrückte aber ein Gähnen. »Was sollen diese Fragen? Will dich jemand dazu bringen, den Vater zu suchen? Ich dachte, der Anwalt und die Heimleiterin wollten die Sache lieber vertuschen. Sonst würde ja rauskommen, wie schlecht er recherchiert hat oder wie schlecht sie sich um ihre Schützlinge gekümmert hat.«
    »Tja, ich weiß nicht, vielleicht war der Absender betrunken und wollte sich nur wichtigmachen.«
    Matthias setzte sich im Bett auf. »Ist das nicht ziemlich weit hergeholt?« Er lauschte angestrengt und lächelte, als er feststellte, dass die Dusche frei war.
    »Doch.« Dóra steckte ihr Handy in die Tasche. »Aber es kommt sonst niemand in Frage. Jedenfalls fällt mir niemand ein.«
    »Könnte diese Glódís nicht bei der Arbeit über Lísa gesprochen haben? Vielleicht mit einem ehemaligen Kollegen aus dem Heim, der unzufrieden mit dem Prozessausgang war?«
    »Vielleicht.« Dóra massierte die Sorgenfalten auf ihrer Stirn. »Ich habe noch eine andere Idee. Als Sóley mir eben erzählt hat, dass die Kinder zum Geburtstag ihrer Freundin verkleidet kommen sollen, da bin ich darauf gekommen, dass der Engel, von dem Jakob geredet hat, vielleicht verkleidet war. Das Heim ist im Oktober abgebrannt, da ist doch Halloween, und das wird immer beliebter. Der Brand war zwar nicht am 31 ., aber vielleicht war irgendwo in der Nachbarschaft ein Kostümfest.«
    Matthias wirkte nicht überzeugt. »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Aber man sollte das trotzdem mal überprüfen.«
    Dóra schwieg, während sie beobachtete, wie Matthias aufstand, seinen Bademantel anzog und zur Dusche ging. Sie holte die Liste mit den Namen der Heimmitarbeiter und setzte sich damit vor den Computer. Ihre Suche nach der Ankündigung für ein Kostümfest in der Brandnacht irgendwo in der Nähe des Heims war vergeblich, sie fand noch nicht mal etwas im gesamten Hauptstadtbereich. Die Idee war wohl wirklich zu abwegig. Sóley und Orri starrten wie hypnotisiert auf einen Zeichentrickfilm im Fernsehen, so dass Dóra zumindest für einen Moment Ruhe hatte. Enttäuscht, dass ihre Idee mit dem Kostümfest sie nicht weitergebracht hatte, checkte sie, ob noch jemand von der Liste im Regionalbüro arbeitete, was relativ leicht herauszufinden war. Das Büro hatte eine Homepage mit einer Aufstellung der Mitarbeiter, wobei keine Zuständigkeiten angegeben waren. Daher konnte sie nicht sehen, wer mit Glódís im Büro und wer irgendwo in der Stadt in einem Heim arbeitete. Das Regionalbüro betrieb insgesamt achtundzwanzig Wohngruppen, bei denen nur die jeweiligen Leiter angegeben waren. Dóra erkannte nur einen Namen wieder: Elías

Weitere Kostenlose Bücher