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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hinaus in den aufziehenden Abend. Er floh hinter die Hütte, wo Belamon im Gras lag und seine Wunden ausheilen ließ. Wenigstens einer, der wie er war und enge Räume nicht ertragen konnte – Degan beschloss bei Belamon zu bleiben, solange sie hier nicht fortkonnten.
    Als der Greif ihn sah, krächzte er unglücklich. Seine verletzte Schwinge war gestreckt und geschient worden und von der Waldfrau auf einen hölzernen Rahmen gespannt. Die Konstruktion behinderte ihn daran, eine bequeme Liegeposition einzunehmen. Belamon hatte seinen Kopf auf die Klauenfüße gelegt und sah Degan resigniert an. Ein verwandelter Greif war zu wild und zu frei, um bewegungslos auf der Erde gefesselt zu sein. Dies war nicht sein natürlicher Lebensraum, und auch Degan hatte sich daran gewöhnt, auf einem Baum zu leben. Hier auf der Erde fühlte er sich genauso unwohl und angreifbar wie Belamon.
    Mit einem Seufzen setzte er sich neben Belamon und klopfte dem verletzten Greif beruhigend auf die Schulter. »Wenn deineSchwinge verheilt ist, suchen wir die anderen und kehren zurück in die Oase.«
    Belamon hob den Kopf und krächzte. Für jeden anderen waren Belamons Laute die eines Tieres, doch Degan hatte sehr bald festgestellt, dass sein Greifenerbe ihm erlaubte, in den Lauten Worte zu erkennen. Jetzt klangen sie eindeutig vorwurfsvoll, was ihm überhaupt nicht gefiel. Er wich dem Blick des jungen Greifen aus, als er ihm auf seine Frage antwortete: »Suragon hat Lin zurück nach Engil gebracht. Sie ist nicht mehr unser Problem.«
    Das nächste Krächzen klang so vorwurfsvoll, dass Degan wütend wurde. War denn jeder gegen ihn? Er sprang auf. »Du kannst sie ja suchen und sehen, ob sie es dir dankt. Zum letzten Mal: Ich werde in die Oase zurückkehren! Mich gehen dieser Götterkrieg und die Menschen nichts an.«
    Belamon bedachte ihn mit einem verständnislosen Blick. Degan stapfte davon, wobei er einen großen Bogen um die Hütte machte, in der er seine Eltern und die Waldfrau wusste. Er würde nicht nachgeben, dieses Mal ganz sicher nicht. Es blieb dabei – dieser Krieg würde ohne ihn stattfinden!

Im Bann des dunklen Gottes
    Lin hatte es aufgegeben, sich nach Degan umzusehen. Er würde nicht kommen, um sie zu retten – dieses Mal nicht. Ohne ihr auch nur eine einzige Rast zu gönnen, trug Suragon sie über die Baumkronen des Isnalwaldes immer weiter Richtung Engil und fort von der Lichtung der Waldfrau.
    Am späten Abend setzte er sie auf einem so hoch gelegenen Ast eines Baumes ab, dass es ihr niemals aus eigener Kraft gelungen wäre, hinunterzuklettern und zu fliehen. Wieder einmal war sie die Gefangene eines Greifen. Lin verbrachte die Nacht nackt und frierend auf dem Ast, in ständiger Angst, im Schlaf hinabzustürzen oder von Suragon geschändet zu werden. Der Greif schien jedoch im Gegensatz zu seinen Artgenossen seinen Paarungstrieb unterdrücken zu können. Seinen Duft hatte er nur eingesetzt, um sie gefügig zu machen.
    Am nächsten Morgen verlor Suragon keine Zeit aufzubrechen, packte sie um die Taille, und gegen Mittag erkannte Lin von weitem das Stadttor von Engil. Ihr war, als streife eine kalte Klauenhand ihren Nacken. Die Heimkehr hätte glücklich sein können, wäre sie an der Seite von Degan und seinen Greifen und nicht als Gefangene von Suragon nach Engil zurückgekehrt.
    Als Suragon sie über Engils Mauern trug, wirkte die Stadt friedlich und durchflutet von Sonnenschein – sogar Salas Tempelhügel war in strahlendes Sonnenlicht getaucht.
    Als der Greif sie vor Salas Tempel absetzte, wusste Lin jedoch,dass all ihre Versuche, Engil zu retten, umsonst gewesen waren. Ihre waghalsige Flucht, die sie über Dungun zu den Waldfrauen und schließlich zur Quelle des Sandflusses in die Schwarze Wüste Melasan geführt hatte, war vergeblich gewesen.
    Sie fand sich inmitten einer Menge von stumpfsinnig blickenden engilianischen Männern und Greifen wieder, die Lins Nacktheit unruhig machte. Seltsamerweise war der Umstand, dass sie keine Kleidung trug, Lins geringstes Problem. Nach allem, was sie erlebt hatte, war sie nicht mehr dazu fähig, angemessene Scham zu empfinden; sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Arme vor der Brust zu verschränken. Stattdessen wandte sie sich an Suragon, der neben ihr stand. »Und was jetzt? Willst du warten, bis deine gesamte Sippe über mich herfällt?«
    Suragon schien angesichts seiner durch Lins Anblick in Versuchung gebrachten Artgenossen nervös zu werden. Mit schneidender Stimme

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