Feuerprinz
Vielleicht war sie auch einfach nur zu misstrauisch nach Jevanas Rüge. Sie zwang sich, noch ein paar Bissen zu essen und ein belangloses Gespräch über das Wetter und die Ernten mit Ilana zu führen, dann entschuldigte sie sich und zog sich in ihre Räume zurück. Sie würde Elven fragen, warum er ihren Wunsch, sich von Braam fernzuhalten, nicht ernst nahm.
Vay führte Elven in Lins Räume, als er am Abend zurückkehrte. Lin meinte, dass ihre Dienerin schamhaft seinen Blick mied. Innerlich musste sie darüber lächeln. Für Vay war Elven ein Prinz, der einem Traum entsprungen war.
Elven schien Vays Verlegenheit nicht zu bemerken. »Du bist wunderschön«, flüsterte er ernst und sah dabei Lin an. Er zog sie vom Kissenlager hoch, auf dem sie gelegen hatte, und küsste sie stürmisch. Der Griff, mit dem er sie an sich zog, war kraftvoll und bestimmend. »Hattest du einen guten Tag?«, fragte er beiläufig, dann schickte er Vay nach dem Abendessen.
»Du warst heute im Wald von Isnal?«, begann Lin das Gespräch möglichst unverfänglich.
Elven nickte, während er eine ihrer Locken um seinen Finger wickelte. »Wir haben nach dem Greif Ausschau gehalten, aber keine Spur von ihm gefunden.«
Lin fühlte ein unerklärliches Brennen in ihrer Kehle. Vielleicht wäre es besser gewesen, in den ersten Tagen ihres Zusammenseins unangenehme Gespräche zu vermeiden. Doch diese Sache duldete keinen Aufschub. »Braam war heute in deinem Gefolge.«
Elven ließ ihre Locke los, rückte ein Stück von ihr ab und seufzte. Einen kurzen Augenblick lang meinte Lin, dass er gereizt wirkte.
Vay kehrte zurück, in den Händen eine Platte mit dampfenden Brotfladen und einem gebratenen Vogel, der beinahe größer war als sie selbst. Das erste Mal schien Elven die Dienerin wahrzunehmen und lächelte sie an, was Vay so aus der Fassung brachte, dass sie beinahe die Speiseplatte hätte fallen lassen. Im letzten Augenblick fing sie sich und stellte die Platte vor Lin und Elven auf den Boden. Elvens Gereiztheit war verschwunden, als er Lin schließlich antwortete: »Greife haben wir nicht gefunden, dafür aber viel anderes Federvieh.« Er wies auf den Vogel und lächelte.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, beharrte Lin leise, obwohl ihr Instinkt ihr riet zu schweigen. Seine stoische Freundlichkeit wirkte aufgesetzt.
Elven gab Vay mit einer knappen Handbewegung zu verstehen, dass sie gehen sollte. Als sie fort war, zog er Lin ohne Vorwarnung an sich und küsste sie leidenschaftlich. »Zerstöre es nicht, Lin! Zerstöre nicht unser Glück mit Belanglosigkeiten!«
Sie wollte ihn fortstoßen, doch seinem Überfall war sie nicht gewachsen. Sie erschrak, als Elven seinen Dolch aus dem Waffengurt zog und mit einer fließenden Bewegung, die ihre Augen kaum nachvollziehen konnten, ihr Gewand von oben bis unten aufschlitzte. Ehe sie sich versah, war sie vollkommen nackt, und Elven betrachtete begehrlich ihren Körper. Obwohl sie nicht wusste, weshalb, schien ihr Anblick ihn zu quälen. »Ich habe keinenHunger … nicht auf Fleisch oder Brot. Ich konnte den ganzen Tag an nichts anderes denken als an dich.« Ohne ihre Angst zu bemerken, warf er den Dolch fort und zog sie mit sich zu Boden, wo er sich zwischen ihre Schenkel drängte. Lin ließ ihn starr vor Angst gewähren. Elven öffnete das Zugband seiner Beinkleider und entledigte sich allem, was ihn störte, bevor er in sie eindrang. Es war etwas Unbeherrschtes an ihm und an der Art, wie er sie nahm. Lin wollte einfach nur, dass es vorbei war.
»Ich will, dass du mir Kinder schenkst … Söhne und Töchter«, raunte Elven an ihrem Ohr, als er eine Weile später befriedigt neben ihr lag.
Dieser Satz war es, der Lin das ganze Ausmaß ihrer Entscheidung vor Augen führte. Kinder … ihr waren in keinem Augenblick Kinder in den Sinn gekommen. Unbehaglich rückte sie ein Stück von ihm ab.
»Was ist mit dir?« Seine Stimme klang wieder leicht gereizt.
Lin suchte nach einer ausweichenden Antwort. »Ich habe immer geglaubt, deine Augen seien grün … aber sie haben die Farbe von Rotmetall.«
Er runzelte die Stirn. »Sie sind grün und manchmal eben braunrot … solche Augen sind allen aus meiner Familie gegeben.«
Lin wandte ihre ganze Kraft auf, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln. »Wo ist deine Familie, Elven? Warum kommt sie nicht nach Engil?«
Seine Antwort klang ungewohnt schroff. »Meine Familie ist hier in Engil. Du bist meine Familie, Lin … du und die Kinder, die du mir schenken
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