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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kräutern. Sie musste niesen. Irgendetwas brauten die kauzigen Alten immer auf ihren Feuern zusammen. Von einigen Dingen wollte Lin gar nicht wissen, was sie enthielten und was sie bewirkten.
    »Sammele Kräuter, damit wir nicht mit leeren Händen zurückkehren«, wies sie Vay viel strenger als gewöhnlich an.
    Ihre Dienerin trottete missmutig davon, während sie selbst auf die mit Moos bewachsene Hütte zuging.
    Die Waldfrau saß vor ihrem Haus, die dürren Beine untergeschlagen, einen speckigen Lederbeutel in ihrem Schoß, und schmauchte eine Pfeife aus Wurzelholz, während sie Lin aus ihren kleinen Augen aufmerksam anfunkelte. Lin blieb drei Schritte vor ihr stehen und grüßte mit einem respektvollen
Belis nani.
Sie bemühte sich, nicht noch einmal zu niesen. Ein seltsamer Geruch stieg von der Pfeife der Alten auf. Lin wartete vergeblich auf einen Gegengruß. Die Waldfrau sah sie nur an und schmauchte ihre Pfeife.
    So, wie sie dasaß, bekam Lin das seltsame Gefühl, dass die Waldfrau gewusst hatte, dass sie kommen würde. Sie wartete nicht länger auf eine Aufforderung und breitete ein mitgebrachtes Tuch vorden schmutzigen Füßen der Alten aus. Es enthielt Geschenke – ein Geschmeide aus Greifensilber, einen Tiegel mit Falbrindfett und einen kleineren mit duftendem Öl. Dies waren die Dinge, die sie, ohne dass sie vermisst wurden, aus ihren Räumen im Palast hatte mitnehmen können.
    »Ich brauche etwas, womit ich eine Schwangerschaft verhindern kann«, flüsterte Lin, als würde sogar der Wald sie belauschen.
    Tatsächlich war es ungewöhnlich still auf der kleinen Lichtung. Nicht einmal Vögel waren zu hören, und die Sonne fand kaum ihren Weg durch das Blätterdach. Die Waldfrau griff mit ihren knochigen Fingern nach dem Geschmeide und legte es sich um den mageren Hals. Dann öffnete sie den Tiegel mit dem Rindertalg – und schob ihn enttäuscht beiseite, um den zweiten Tiegel zu öffnen. Als der feine Blütenduft entströmte, begannen ihre rotumränderten Augen zu leuchten wie die eines jungen Mädchens. Sie schien sogar zu vergessen, dass Lin da war. Mit heiserer Stimme begann sie zu singen. »Einst war ich jung und wunderschön, da kam ein Greif, mich anzusehen … er trug mich fort in seinem Arm … neun Monde später ein Knäblein kam … mein Greif, mein Greif, wie war er schön, kalt zwar, doch lieblich anzusehen … und ach sein Duft betörend fein … noch einmal möcht ich jung und die Geliebte eines Greifen sein …«
    Verschwenderisch tropfte die Waldfrau das Öl auf ihren fleckigen Überwurf. Mit ihren schmutzigen Fingern fuhr sie sich durch die dünnen Haarsträhnen, als wäre sie ein junges Mädchen. Offenbar hatte sie seit etlichen Jahresumläufen in keinen Rotmetallspiegel mehr gesehen, denn sie benahm sich, als erwarte sie ihren Liebsten.
    Lin beobachtete stumm das seltsame Schauspiel. Keine normale Frau hätte sich freiwillig mit einem Greif eingelassen – sah maneinmal von Dawon oder Degan ab, der eigentlich nur ein Halbgreif war. Aber diese Waldfrau besang ihren Duft und ihre Manneskraft. Lin zwang sich, ihr Entsetzen zu verbergen. Die alten Weiber waren schrullig und ihre Verkündungen oft unverständlich. Doch sie zu verärgern konnte unangenehme Folgen haben – vor allem, wenn man auf ihre Hilfe angewiesen war.
    Endlich schien die Alte zufrieden und besann sich darauf, dass Lin noch immer wartend vor ihr stand. Vorwurfsvoll meckerte sie: »Die Tochter von Engil kam nicht allein, mit ihr führt sie Verrat in mein Heim. Einen Gefährten hat sie erwählt, doch zwischen ihnen Lüge und Dunkelheit steht!«
    Lin machte sich bereit, die Alte notfalls anzubetteln, um eine sinnvolle Antwort von ihr zu erhalten. Doch überraschenderweise schob die Waldfrau ihr den speckigen Lederbeutel zu und flüsterte verschwörerisch: »Ein Aufguss aus den Wurzeln der Bellockbäume ist so giftig, dass er den stärksten Samen abzutöten vermag. Bevor dein Gefährte dich besteigt, musst du ein getränktes Tuch in dich einführen. Wenn du es vergisst oder dein Gefährte dich überraschend besucht, muss es geschehen, sobald er wieder von dir runtersteigt. Vergisst du es, geht seine Saat in dir auf!« Sie kicherte, während sie mit ihren Händen einen runden Bauch andeutete.
    Lin nahm den Lederbeutel entgegen und nickte. Sie hatte sich nicht geirrt. Die Alte hatte gewusst, dass sie kommen würde. Vielleicht wusste sie auch etwas über Elven … Woher er kam? »Kennst du den Wanderschmied Elven?«
    Die Alte

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