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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und sein Vater hatte nicht gewagt, sich zu bewegen. Aber Jevana wollte Gewissheit. »Was kann dir Lin bedeuten, wo du doch ein Gott bist?«
    Elvens blinde Augen starrten sie an. Fast war ihr die blutrote Farbe seiner Pupillen lieber gewesen als dieser milchig-tote Blick. Seine Stimme wurde leise und klang überraschenderweise leidvoll. »Weißt du es denn nicht, kluge zweite Priesterin?« Er wies auf die Kette an ihrem Hals.
    Jevana kam ein Gedanke, der so ungeheuerlich war, dass sie nicht wagte, ihn in Worte zu fassen: Lins Andersartigkeit, ihre tiefe Liebe zu Degan, die fruchtlosen Versuche, mit der Göttin zu sprechen …
Sie ist die Göttin, aber wie kann das sein?
    »Ich werde nicht zulassen, dass der Halbgreif sie mir fortnimmt.« Elvens Stimme klang nun gefasst. »Sie verstecken sich an der Quelle des Sandflusses. Dort, wo die Toten der Schlachten die Ewigkeit verbringen. Ich werde Lin daran erinnern, zu wem sie gehört … und ich werde die Priesterinnen opfern … in einem Mondumlauf.«
     
    Lin wurde von einem ohrenbetäubenden Rauschen geweckt und suchte instinktiv nach etwas, woran sie sich festhalten konnte. Jemand versuchte, sie in die Tiefe zu ziehen. »Was geht hier vor?«, gelang es ihr noch zu rufen, dann verlor sie das Gleichgewicht und wurde zum Rand des Astes gezerrt. In ihrer Panik ließ sie sich flach auf den Bauch fallen und krallte ihre Fingernägel in die Rinde des Baumes. Kurz darauf brach ein Ast von oben durch das Blätterdach und stürzte auf sie zu. Im letzten Augenblick rollte Lin zur Seite und verlor endgültig den Halt. Sie ruderte mit den Armen und schrie aus Leibeskräften: »Degan … Belamon!«
    Jemand ergriff ihren Arm und verhinderte, dass sie in die Tiefe stürzte. Lin hob den Kopf und erkannte Degan. Er hielt sie, während er sich mit dem anderen Arm an einen überhängenden Ast klammerte.
    »Ein gewaltiger Sturm treibt eine schwarze Sandwolke von der Wüste her auf uns zu!«, rief er gegen das Heulen und Rauschen des Windes. »Dieser Sturm ist so stark, dass sogar die großen Äste der Baumriesen brechen. Wir müssen Schutz suchen.«
    Lin sah sich panisch um. Um sie herum brach das Chaos los. Blätter wurden zu gefährlichen Geschossen, Äste knarrten, und einige barsten, als wären sie dürre Zweige. Zwischen all dem sah Lin die Schwingen der fliehenden Greife. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie und Degan die Einzigen waren, die nicht einfach von diesem Baum fliehen konnten. Aufgeregt rief sie Degan zu: »Die Greife lassen uns allein, sie fliegen einfach davon!«
    Degan zerrte sie in eine Nische zwischen zwei Ästen, in der sie ein wenig vor dem Sturm geschützt waren. Lin musste schreien, damit ihre Stimme überhaupt gegen den Wind ankam. »Ruf die Greife zurück! Ohne sie sind wir verloren.«
    Degan schüttelte den Kopf. »Sie sind wild. Selbst ich kann sie nicht dazu bewegen zurückzukehren. Sie suchen Schutz.«
    Angst kroch ihr den Nacken hinauf. »Ohne die Greife ist der Baum eine Falle für uns!«
    Ein lautes Krächzen ertönte vom anderen Ende des Astes. Lin fuhr herum und sah, wie Belamon sich geduckt auf ihre Astnische zuschob. Der Greif hatte sichtbar damit zu kämpfen, nicht vom Sturmwind fortgerissen zu werden. Seine Klauen hatte er tief in das Holz des Astes geschlagen, während er sich Stück für Stück voranzog. Er war der einzige der Greife, der nicht geflohen war. Lin winkte ihm, während Degan rief: »Belamon, beeil dich! Wir müssen von diesem Baum herunter.«
    Lin wurde klar, was das bedeutete, während der Greif sich langsam weiterzog. Sich bei diesem Sturm auf Belamons Rücken zu halten war unmöglich! Sie schluckte ihre Angst hinunter und redete sich gut zu.
Wir werden es schaffen … alle drei!
    Der Greif war vor ihrer Astnische angekommen. Lin streckte ihre Hand aus und strich über seinen Schnabel. So viel Zeit musste sein – Belamon war geblieben, während alle anderen geflohen waren. Degan machte sich nicht die Mühe, Belamon zu danken, griff stattdessen in sein Fell und zog sich auf seinen Rücken. Danach half er Lin hinauf, zog sie vor sich und schrie: »Halte dich gut fest!«
    Lin brachte keinen Ton heraus und nickte nur.
    Belamon ließ sich seitlich vom Ast fallen, sobald Degan und Lin auf seinem Rücken saßen. Fast augenblicklich wurden sie von einer schwarzen Sandwolke erfasst. Die feinen Körner setzten sich in Lins Nasenlöcher und ihre Ohren. Mit Gewalt presste sie ihre Lippen aufeinander und hielt die Augen geschlossen. Das Atmen

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