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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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straffte Jevana die Schultern und fiel in einen forschen Gang. Die beiden Wachen, die vor der verschlossenen Tempelpforte standen, rückten ein Stück näher zusammen, als sie die zweite Priesterin erkannten.
    Jevana wusste, dass ihre einzige Hoffnung darin lag, dass Elven nach Lins Flucht den Greifen nicht mehr genug vertraute und deshalb engilianische Wachen für die Mädchen im Tempel ausgewählt hatte. Die waren ihm hörig, wie mittlerweile halb Engil, doch das machte sie nicht aufmerksamer.
    Ohne zu zögern, hielt Jevana ihnen das Siegel aus Greifensilber vor die Augen. »Taron schickt mich, die Priesterinnen zu holen. Ich muss sie in den Palast bringen.«
    Die beiden Männer sahen sich ratlos an. Sie hatten Anweisungen, die zweite Priesterin nicht zu den Mädchen zu lassen, doch ebenfalls strikte Anweisung, jeden Befehl, der mit dem Siegel ihres Anführers Taron überbracht wurde, zu befolgen.
    Jevana gab sich selbstsicher, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. »Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit, hier zu stehen. Schlimm genug, dass ich diesen Auftrag ausführen muss!« Sie wollte ihnen keine Zeit für tiefergehende Überlegungen lassen. Ihre Worte schienen die beiden Wachen zu überzeugen. Einer der Männer schob den Außenriegel zur Seite und öffnete die Tempelpforte.
    Verängstigte Augenpaare starrten Jevana aus der Dunkelheit heraus an. Als die Mädchen sie erkannten, gaben ein paar von ihnen Laute der Erleichterung von sich. Schnell hob Jevana dasSiegel und streckte es ihnen entgegen. »Ich muss euch in den Palast bringen. Es tut mir leid.«
    Erleichterung verwandelte sich in Angstwimmern und leise Schluchzer. Es brach Jevana das Herz, die Mädchen zu belügen, doch sie musste überzeugend wirken. Rasch winkte sie die Priesterinnen aus dem Tempel und wies die Wachen an, den Tempel wieder zu verschließen. Dann schlug sie, die weinenden Mädchen wie eine Schar Gänse vor sich hertreibend, den Weg zum Palast ein.
    Sobald sie jedoch außer Sichtweite der Wachen waren, wandte sich Jevana zu ihnen um und legte einen Finger auf die Lippen. »Wir werden aus Engil fliehen! Ich habe mit Taron geschlafen und ihn betrunken gemacht. Deshalb habe ich sein Siegel. Wir müssen fort sein, bevor er aufwacht und es bemerkt.«
    Die Mädchen, verwirrt durch die neue Situation, sahen sich an, dann endlich flüsterte eine von ihnen: »Aber außerhalb von Engil lauern die Schjacks!«
    Jevana blieb ungerührt. »Und in Engil lauern Elven und sein fast vollendeter Tempel, für dessen Einweihung man euch als Blutopfer vorgesehen hat. Wir müssen zu den Waldfrauen fliehen. Sie können uns vor den Greifen, den Schjacks und vor Elven beschützen. Dann suchen wir Lin. Ich weiß, sie hat uns nicht vergessen.«
    Die Mädchen tuschelten ängstlich miteinander und berieten sich. Jevana wartete, bis sich das Gemurmel gelegt hatte, dann wies sie die Mädchen an, bis zur Unterstadt im Schatten der Häuser zu bleiben. Sie versuchte, die aufgebrachten Mädchen zu beruhigen. »Ich werde mir eine Ausrede einfallen lassen, sollte jemand Fragen stellen, wohin wir gehen.«
    »Und wenn man dir nicht glaubt? Was wird Elven mit uns tun, wenn er erfährt, dass wir versucht haben zu fliehen?«, gab eines der Mädchen zu bedenken.
    Es kostete Jevana Überwindung, so hart und mitleidlos antworten zu müssen. »Er wird das mit euch tun, was er ohnehin vorhat, und euch seinem Blutgott opfern. In Engil gibt es keine Rettung für euch.«
    Das allgemeine Schweigen zeigte Jevana, dass die Mädchen verstanden hatten. Ihre Hoffnung, aus Engil zu entkommen, war gering, aber außer dieser winzigen Hoffnung blieb ihnen nichts.
    Sie schlichen an den Getreidesilos des Tempels vorbei, huschten einzeln über die Sandflussbrücke, welche die Tempelstadt von der Unterstadt trennte. Als ihnen jemand entgegenkam, gab Jevana ihnen ein Zeichen, und die Mädchen versteckten sich. Alles schien gutzugehen, sie liefen keinem einzigen von Elvens Greifen über den Weg. Die hatten ihre Vorliebe fürs Saufen entdeckt und verbrachten die Nächte in den Schenken der Unterstadt. Jevana war es recht. Sollten die elenden Kreaturen sich zu Tode saufen! Das war besser, als wenn sie über Frauen herfielen und sie vergewaltigten. Doch sie konnte nicht alle Frauen Engils retten – nur die Priesterinnen.
    Das Stadttor kam in Sicht.
Wir haben es fast geschafft
, frohlockte Jevana. Sie hielt das Siegel des Wachhabenden in der Hand und gab den Mädchen ein Zeichen, ihr leise zu folgen.

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