Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
allerdings ebenso schwarz wie seine bevorzugte Perücke. Ohne die Locken, die sein Gesicht umrahmten, wirkte es noch mehr wie das eines Raubvogels.
Als die Tür aufging, hob der Duke den Kopf. Ganz kurz betrachtete er Jakob, dann blickte er an ihm vorbei, als suchte er jemanden.
„Wo ist Lady Desirée?“, fragte er, wobei seine Stimme ungewöhnlich angestrengt klang.
„Oben. Ich habe ihr etwas Essen bringen lassen.“ Jakob schlenderte heran und setzte sich zu seinem Cousin an den Tisch.
Kilverdale verlor seine angespannte Haltung und ließ die Schultern sinken. „Gut“, sagte er. „Nimm dir von der Pastete.“
„Gleich.“ Jakob stellte den kleinen Tiegel mit Desirées Salbe auf den Tisch und legte ein paar Leinenstreifen dazu. Dann löste er die Verbände von seinen Händen.
Kilverdale beugte sich vor. „Sie hat sie mit Pflanzen aus meinem Garten bereitet“, sagte er ausdruckslos. „Man hat mir inzwischen die ganze Geschichte erzählt, wie du hier halb nackt angekommen bist – mit der Dame in den zerrissenen, versengten Röcken.“
„Du hast dir nicht die Zeit genommen, dir all das anzuhören, ehe du bei uns hereingeplatzt bist?“, wollte Jakob wissen, der das ungeduldige Temperament seines Cousins nur zu gut kannte.
„Natürlich nicht!“ Kilverdale sah zu, wie Jakob unbeholfen versuchte, einen neuen Verband anzulegen. „ Diable! Du bist ungeschickt. Lass mich das machen!“
Ohne Widerrede reichte Jakob ihm das Leinen. Sein Cousin sah erschöpft aus. Während er Jakobs Hände verband, waren seine Berührungen zwar sanft, sein Blick aber zornig.
„Hast du Athena eingeholt?“, fragte Jakob. Als er den Duke das letzte Mal sah, war der gerade unterwegs, um ihrer beider Cousine aus dem Englischen Konvent in Brügge nach Hause zu eskortieren, nur um festzustellen, dass sie bereits nach Venedig unterwegs war. Den Sommer hatte er damit verbracht, sie kreuz und quer durch Europa zu verfolgen. „Ist sie in Sicherheit?“
„Sie wird Halross heiraten“, erwiderte Kilverdale knapp. „Derzeit sind sie beide bei Swiftbourne zu Gast. Sein Haus in der Fleet Street hat Halross mit Schwarzpulver in die Luft gejagt, um den Ansturm des Feuers zu brechen, daher können sie sonst nirgends bleiben.“ Er hatte Jakobs Hände verbunden und stellte den Salbentiegel mit einem Knall zurück auf den Tisch. „Warum warst du in Newgate?“, wollte er wissen. „Und was machst du hier mit ihr?“
„Wir sind hier, weil mir dies der einzige sichere Ort zu sein schien, an den ich sie bringen konnte“, sagte Jakob. „Der einzige, der von London aus mit dem Ruderboot zu erreichen war.“
„Mit diesen Händen bist du gerudert?“
„Das hat am meisten Schaden angerichtet. Bis dahin waren es nur ein paar Brandblasen vom Feuer.“
„Du bist ein Dummkopf.“ Kilverdale fluchte auf Französisch.
„Kein so großer Dummkopf“, sagte Jakob trocken. „Als ich aufbrach, wusste ich nicht, dass ihr eingeschworene Feinde seid, du und Lady Desirée.“
„Ich bin nicht …“ Den Rest der schnellen Erwiderung verschluckte Kilverdale.
Jakob lehnte sich zurück und musterte seinen Cousin. Kilverdale schnitt sehr konzentriert ein Stück Pastete für Jakob ab. Dass keine Dienstboten anwesend waren, hatte Jakob bereits bemerkt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass der Duke bei ihrem Gespräch keine Zeugen wünschte.
Gern hätte Jakob gewusst, was zwischen Desirée und Kilverdale stand, aber der Duke schien ihn darüber ebenso wenig aufklären zu wollen wie sie.
„Dass ich nach Newgate kam, war deine Schuld“, bemerkte Jakob.
„Was?“ Kilverdale fuhr herum.
„Hättest du mir im Gasthaus nicht meine Kleider gestohlen und das letzte Pferd genommen, wäre ich nicht in schlechte Gesellschaft geraten“, sagte Jakob.
„Du hast nicht lange gebraucht, um dich aus meiner Garderobe zu bedienen“, gab Kilverdale zurück und warf einen Blick auf den prächtigen Brokatüberrock, den Jakob trug.
„Als Lady Desirée feststellte, dass ich deine Sachen trage, wollte sie, dass ich sie sofort ausziehe“, sagte Jakob. „Sie scheint dich als den Teufel in Person anzusehen.“
Bei einem Seitenblick bemerkte er, wie Kilverdales hagere Wangen dunkelrot wurden.
„Ich habe gerade die Nacht damit verbracht, die ganze Stadt nach dir abzusuchen!“ Der Duke explodierte. „Was zum Teufel ist mit dir passiert?“
Jakob beschrieb die erste Begegnung mit Potticary in dem Gasthaus von Dover und den Versuch, Desirée am Samstag zu
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