Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
was sie vorhatte…
Seine Hand schloss sich um ihre Knöchel.
„Keine Dummheiten“, knurrte er. „Klettert weiter.“
Verzweifelt stieg sie höher. Plötzlich kamen keine Sprossen mehr. Sie hatten das obere Ende erreicht.
Wieder umfasste Arscott ihren Knöchel. Diesmal war seine unerwartete Berührung weniger erschreckend, dafür aber nicht weniger unangenehm.
„Klettert hinaus. Aber denkt daran, dass ich nicht zögern werde, Euch wehzutun, wenn Ihr mich hintergeht“, warnte er.
Desirée kroch auf das Dach. Neben dem Kamin kauerte sie nieder und versuchte, sich zu beruhigen. Im Osten entdeckte sie einen schwachen Lichtschein. Bald würde die Sonne aufgehen.
Zu diesem Teil des Daches kam sie nicht oft, denn ihr Garten lag auf dem Dach des Südflügels, aber sie wusste, dass hier gewöhnlich kein Loch neben dem Kamin klaffte.
„Ich habe es geöffnet, ehe ich Euch holen kam“, sagte Arscott und beantwortete so ihre unausgesprochene Frage. „Ich besaß schon immer ein gutes Erinnerungsvermögen.“
„Wohin gehen wir?“
„Abwärts.“
Arscott umklammerte ihren Arm und schob sie über die mit Asche bedeckten Platten. Sie stolperte und verlor beinahe das Gleichgewicht. Ihr wurde übel. Wenn sie stolperte, würde sie sehr tief fallen.
„Da hinüber.“
Auf den harschen Befehl hin stieg sie vorsichtig über die niedrige Brüstung, die den östlichen vom Südflügel trennte. Sie war wieder in ihrem Garten. Sobald Arscott begann, sie zu der Tür zu ziehen, die zur Treppe führte, erkannte sie, dass er das Dach auf dem üblichen Wege verlassen wollte. Vielleicht hatte er vor, sie über den Fluss zu bringen. Bis jemand bemerkte, dass sie verschwunden war, würden sie längst weit fort sein. Sie musste etwas tun. Aber was? Und wann?
Vielleicht könnte sie davonlaufen und sich verstecken, wenn er das Tor zum Fluss öffnete. In der Dunkelheit, zwischen den Rosensträuchern und den Kübelpflanzen, könnte sie sich eine Weile vor ihm verbergen.
Oder sie könnte ihn dazu bringen, einen harmlosen Schuss abzufeuern, das würde ihren Haushalt warnen und Arscott in Nachteil bringen.
„Verdammt.“ Plötzlich fluchte Arscott laut und erschreckte Desirée mit seiner ungewohnt groben Ausdrucksweise. In ihrer Gegenwart hatte er sich sonst immer zurückgehalten.
Die Tür zur Treppe war von innen verschlossen. Das überraschte Desirée. Die Seitentür im Erdgeschoss wurde nachts verriegelt, doch es gab keinen Grund, die Tür zum Dach zu verschließen. Sie kam oft hier herauf, um die Sonne aufgehen zu sehen.
Dann fiel ihr aber ein, dass für die Sicherheit im Haus nun Jakob zuständig war. Er würde nichts dem Zufall überlassen.
Arscott warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Das Holz knarrte, der Riegel gab indes nicht nach. „Der Teufel soll Baker holen, er hätte längst aufmachen sollen“, fluchte er.
Baker? Desirée erkannte den Namen eines der Lakaien. War er ein Verbündeter des früheren Verwalters? Konnte sie überhaupt noch jemandem in ihrem Haus trauen? Als ihr Entführer noch einmal versuchte, die Tür aufzubrechen, wich sie ein paar Schritte zurück. Es wurde schon hell. So viel Zeit hatten sie auf dem Dach verbracht. Irgendwo musste sie sich doch verstecken können.
„Bleibt stehen.“ Ehe sie die Gelegenheit bekam, noch weiter zurückzuweichen, packte Arscott wieder ihren Arm. Er sah sich auf dem Dach um. Im grauen Halbdunkel konnte Desirée seine plötzliche Verzweiflung nicht nur spüren, sondern auch sehen. Seine Pläne hatten einen bedrohlichen Rückschlag erlitten. Was würde er jetzt tun?
Er zerrte sie über das Dach.
Sie stemmte sich gegen ihn. „Wohin wollt Ihr?“
„Kommt!“ Er zog an ihrem Arm.
Mit ihren bloßen Füßen glitt sie auf dem Kies aus und hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren.
Wieder riss Arscott sie grob mit sich, und gleich darauf blieb er an der Brüstung stehen, von der aus man den Garten übersehen konnte. Er beugte sich vor und blickte hinunter.
Einen Augenblick lang erwog Desirée, ihn hinabzustoßen. Bloß hielt er ihr Handgelenk so fest umklammert, dass er sie vielleicht mit sich gerissen hätte. So ein Risiko konnte sie nicht eingehen. Dann war es zu spät. Er drehte sich zu ihr um, und sie hielt den Atem an, als sie sein Gesicht sah.
„Wir werden hinabsteigen“, sagte er. „Wenn es diesem blonden Teufel gelungen ist, dann können wir das auch.“
14. KAPITEL
Vor Desirées Zimmer schritt Jakob die Galerie auf und ab. Seine aufgewühlten
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