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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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gut, Gerald?“
    Das wollten sie alle wissen. Er nickte. Zu mehr war er gerade nicht in der Lage.
    Grohann verschloss die Tür zur toten Welt, die sich unter einem Treppenaufgang befand. Der große, mächtige Steinbockmann musste sich sehr bücken, um das zu tun. Als er die Nische verließ und sich aufrichtete, fiel sein Schatten auf den Flur. Der Schatten eines starken menschlichen Mannes mit Hufen, einem steinbockähnlichen Kopf und imposanten Hörnern.
    Wie meistens trug der Zauberer nur eine Hose und ansonsten seine graugbraune Haut zur Schau, von der man nicht sagen konnte, ob sie menschlich oder tierisch wirkte, wenn nicht sogar baumartig. Sie hatte etwas von der glatten Rinde der Famorabäume, die es heutzutage nur noch selten in Amuylett gab. Eine seiner graubraunen Hände streckte Grohann nun aus und drehte die Handfläche in Richtung Gerald.
    Wer sich mit Zauberei auskannte und gelernt hatte, genau hinzusehen, konnte jetzt grün leuchtende, magische Ranken entdecken, die aus Grohanns Hand zu Gerald hinüberwuchsen. Langsam verschwanden die Ranken in Geralds Innerem und erfüllten seine Adern mit einer wohltuenden Medizin, die sein Blut, sein Herz und seinen Geist erfrischte.
    Gerald war diese Prozedur vertraut. Nach jedem Ausflug in die tote Welt schickte ihm Grohann ein Päckchen seiner eigenartigen Magie. Der Zauberer fürchtete nämlich, Gerald werde sonst auf Dauer Schaden nehmen. Die tote Welt war das Gegenteil von Leben und Existenz. Grohann meinte, man könne sie nicht täglich aushalten, unangreifbar oder nicht, ohne schwermütig und mutlos zu werden.
    Damit hatte er sicher nicht unrecht. Wenn Gerald die tote Welt verließ und in die Spiegelwelt zurückkehrte, kam es ihm jedes Mal so vor, als seien die Farben und die Freude aus seinem Leben verschwunden. Er fühlte sich elend und kraftlos, von der Übelkeit ganz zu schweigen, die ihn sofort überkam, sobald er wieder sichtbar wurde. Doch Grohanns Magie vermochte diesen Zustand aufzuheben: Sie gab Gerald die Lebenskraft zurück, die er eingebüßt hatte.
    Es war eine seltsame Magie. Sie hatte nichts mit der üblichen Magikalie zu tun, die ganz Amuylett durchdrang und die die Zauberer hier normalerweise für ihre Arbeit verwendeten. Diese spezielle Magie von Grohann war eine natürliche, urwüchsige Kraft, verwandt mit der Feenmagie, die durch Thunas Adern floss.
    Wieder einmal wirkte Grohanns Maßnahme Wunder. Gerald fühlte sich gleich viel besser. Er atmete auf, lehnte sich an den Treppenaufgang in seinem Rücken und gab Entwarnung:
    „Es geht mir gut, macht euch keine Sorgen. Ich bin nur zu lange dort geblieben.“
    „Warum?“, fragte Grohann streng. „Du solltest kein Risiko eingehen!“
    Gerald zögerte. Er wusste nicht, wie er es sagen oder beschreiben sollte. Er fürchtete, dass die Neuigkeit, die er nun überbrachte, einen weiteren düsteren Schatten auf die Zukunft werfen würde.
    „Ich habe etwas gesehen“, erklärte er. „Ein … Wesen. Es hat geschlafen.“
    „Ein Wesen?“, fragte Grohann.
    „Es hatte Flügel. Es sah so aus, als ob es atmet. Dabei gibt es dort gar keine Luft.“
    Grohanns Augen, die sanften, braunen Steinbockaugen mit den irritierend quer stehenden Pupillen, glänzten. Er sagte nichts, tat auch nichts, sondern starrte an Gerald vorbei ins Treppenhaus.
    „Das ist kein gutes Zeichen, oder?“, fragte Gerald nach einer Weile, da Grohann nichts sagte. „War das ein Dämon? Ein Engelsdämon?“
    Gerald wartete auf eine Erwiderung, ebenso wie die drei Mädchen, die den Steinbockmann erwartungsvoll beobachteten. Es kam aber nichts. Er starrte weiterhin in die Ferne, als weilten seine Gedanken an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit.
    „Grohann?“, fragte Gerald etwas lauter.
    Der Zauberer wandte langsam seinen Kopf mit den riesigen Hörnern. Allmählich kehrte seine Aufmerksamkeit zu Gerald und den Mädchen zurück.
    „Nein, das war kein Engelsdämon“, sagte Grohann endlich. „Es muss eins der Wesen sein, aus denen die Engelsdämonen hervorgegangen sind. Was es nicht besser macht. Es gibt intelligente Dämonen, aber die denken nicht, wie ein Mensch es tut. Sie haben immer ein unmittelbares Ziel vor Augen, meist geht es ihnen ums Töten oder Fressen. Das Wesen, das du gesehen hast, Gerald, besitzt einen wachen Verstand und Weitsicht. Es ist wahrscheinlich klüger als du und ich.“
    „Ist es denn böse?“, fragte Maria.
    „Ansichtssache. Aus der Sicht dieses Wesens sind wir die Bösen und es selbst ist

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