Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
er, als die Schüssel mit den Melonenstücken leer und der Teller mit den Schalen voll war. „Was willst du zuerst hören?“
„Das Schlechte.“
„Grohann besteht darauf, dass ich die Tür, die von hier nach Hornfall führt, schließe. Er sagt, sie fügt Amuylett großen Schaden zu.“
„Blödsinn. Ich brauche diese Tür. Wie soll ich sonst von hier bis ans Ende der Welt kommen?“
„Es ist kein Blödsinn. Ich habe mit Viego darüber gesprochen. Er war leider auch maßlos entsetzt darüber, dass es diese Tür gibt. Sie gefährdet den Zusammenhalt der Welt und schwächt ihre magikalische Stabilität. Dummerweise ist meine zweite schlechte Nachricht, dass in Gorginster ein großes magikalisches Leck entstanden sein soll. Türen wie die, die ich für dich gemacht habe, begünstigen magikalische Lecks!“
„Aber das Leck ist in Gorginster. Nicht in Hornfall und nicht im bösen Wald.“
„Ja, aber es könnten in Zukunft noch mehr Lecks entstehen. Amuylett ist instabil und diese eine Tür stellt ein großes Risiko dar. Eine mögliche Bruchstelle!“
Alabastra sah verärgert aus. Der Zorn ihrer kühlen, blauen Augen richtete sich aber nicht gegen Gangwolf. Sie hatte andere Feinde und an die schien sie gerade zu denken.
„Ich habe das Gefühl“, sagte Ritter Gangwolf, „dass dir die Sache mit dem Leck nicht neu ist?“
„Mir ist das eine oder andere Gerücht zu Ohren gekommen.“
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?“
„Weil es vorerst keine Rolle spielt. Du hattest auch gute Nachrichten erwähnt?“
„Dorn hat von zwei Gefangenen die Zeichen von Tann erhalten. Doch der dritte Gefangene hielt seinem Verhör stand und konnte fliehen. Er muss Hilfe gehabt haben.“
„Oh!“, rief Alabastra und ihre vielen Augen leuchteten spöttisch. „Na, das war bestimmt Corvina.“
„Corvina? Ist das nicht eine von Dorns Töchtern? Die mit der … Nase?“
„Ja, die Nase. Unter der leidet sie sehr. Aber sie leidet auch unter ihrem Vater, zu dessen rechter Hand sie sich emporgeschuftet hat. Sie ist eine außergewöhnlich begabte Hexe! Und verachtet Dorn zutiefst. Er weiß gar nicht, wie sehr sie ihn verabscheut. Sie glaubt, er hätte ihre Mutter ermordet.“
„Was er bestimmt auch hat.“
„Ja, ist anzunehmen. Aber die Frauen wissen doch, worauf sie sich einlassen, wenn sie Dorn heiraten. Sie tun es trotzdem!“
„Und du glaubst, dass sie es war, die den Gefangenen befreit hat? Um ihren Vater zu ärgern?“
„Sie will seinen Thron. Die Zeichen von Tann und das geheime Wissen, das sie enthüllen, hätten ihren Vater so mächtig gemacht, dass sie sich von dem Traum, ihn zur Hölle zu schicken, hätte verabschieden müssen.“
„Ich verstehe.“
„Wo ist der Gefangene jetzt?“
„Das weiß niemand“, sagte Gangwolf. „Er ist spurlos verschwunden.“
Alabastra schaute verträumt empor zur leuchtenden Kuppel ihrer Behausung.
„Wie das Leben so spielt. Erst sah es so aus, als ob Dorn ein riesiges Ding gelungen wäre. Aber seit dem Überfall auf Tolois hat er eine Schlappe nach der anderen einstecken müssen.“
„Wie gut kennst du Corvina?“
„Flüchtig. Sie kann einem leid tun mit dieser Nase.“
„Viele Zauberer verändern ihr Aussehen“, wandte Ritter Gangwolf ein. „Das beste Beispiel dafür läuft gerade in Sumpfloch herum. Hylda sieht blendend aus!“
„Findest du?“, fragte Alabastra spitz. „Übertreibt sie es immer noch mit ihrem knallroten Lippenstift?“
„Mir gefällt’s. Warum lässt Corvina ihren Riesenzinken nicht kleiner aussehen? Viel kleiner, am besten. Ich habe in meinem ganzen Leben keine so große Nase gesehen! Die muss sie auch beim Essen und Schlafen behindern!“
„Gangwolf!“
„Du hast doch zuerst gesagt, dass sie einem leid tun kann. Wegen der Nase.“
„Sie will so aussehen, wie sie wirklich ist. Und als solche geliebt werden. Ist doch verständlich. Ihr Vater hat alle anderen Töchter ihr vorgezogen. Doch sie war die Begabteste! Mittlerweile ist er auf sie angewiesen, trotz der Nase. Das ist ihr persönlicher Erfolg. Es käme mir schon komisch vor, wenn sie plötzlich mit einem niedlichen Näschen herumliefe. Die Nase ist nun mal ihr Schicksal. Macht sie zu dem, was sie ist. Leuchtet dir das ein?“
„Wie sie möchte. Mir ist es sowieso egal.“
„Gibt es noch eine gute Nachricht, die du mir bisher vorenthalten hast?“, fragte Alabastra und holte aus einem in der Luft hängenden Schränkchen eine kleine Flasche hervor. „Weißer
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