Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
sich um Corvina handeln musste, der Nase nach. Die Tochter von Dorn und neue Herrscherin von Gorginster lächelte Haul unverhohlen niederträchtig an. „Du weißt, was das hier ist! Wenn ich schieße, bist du tot! Noch toter als sowieso schon!“
Hinter Corvina tauchten vier Soldaten auf und ein Nachtler. Sie umstellten Lisandra, die sich nicht zu rühren wagte, aus Furcht, dass sie Haul damit schaden könnte.
„Erkennst du die Waffe wieder, Gespenst? Weißt du noch, was mit dem Super-Gespenst passiert ist, das mein Vater mit dieser Waffe beschossen hat?“
Haul reagierte nicht. Er sagte nichts, er starrte nur die Waffe an.
„Mein Vater hat lange gebraucht, um diese Waffe auszutüfteln. Es war wirklich schwierig, die für Gespenster schädliche Wirkung eines magikalischen Sturms so zu transformieren, dass man sie in so einen kleinen Glaskolben stecken kann, ohne dass er platzt. Grindgürtel wollte ihm nicht glauben, dass er es geschafft hat. Also musste er’s ihm beweisen. Kannst du dich daran erinnern? Bestimmt kannst du das!“
Wieder zeigte Haul keine Reaktion. Doch Lisandra sah dem Flackern seiner Pupillen an, dass er sich sehr wohl erinnerte. Es musste eine schreckliche Erinnerung sein.
„Nachdem er Grindgürtel bewiesen hatte, dass die Waffe funktioniert, hat er Grindgürtel vertraglich zugesichert, diese Waffe nie wieder zu benutzen. Gegen ein kleines finanzielles Zugeständnis. Schließlich waren sie ja Freunde, nicht wahr? Aber ich bin keine Freundin von Hanns von Fortinbrack und ich denke, der Vertrag gilt nicht für mich. Oder was meinst du, Gespenst?“
Sie erwartete keine Antwort, sondern spielte ein bisschen mit der Waffe herum, was Haul sichtlich nervös machte.
„Deine Freundin wird jetzt ihre Waffen ablegen und mit uns kommen“, sagte Corvina. „Ohne Gegenwehr. Es sei denn, sie möchte, dass es ein Super-Gespenst weniger auf dieser Welt gibt!“
Lisandra sah Haul fragend an. Er schüttelte den Kopf.
„Tu nicht, was sie sagt. Sie blufft!“
Corvina war eine Frau der Tat. Um zu beweisen, dass sie nicht bluffte, richtete sie die Waffe an die Decke des Zimmers und drückte ab. Die Folge war, dass Haul einen Sprung in die andere Ecke des Zimmers machte, so schnell und so weit, wie es nur Gespenster vermögen, und sich dort gegen die Wand presste, um nicht von den blauen und weißen Lichtern getroffen zu werden, die gerade massenweise durchs Zimmer schossen. Die Todesangst stand ihm ins Gesicht geschrieben, was Lisandra dazu veranlasste, ihre Waffen aus ihrem Gürtel zu ziehen und aufs Bett zu schmeißen. Dabei ignorierte sie alle Zurufe von Haul, der sie beschwor, es nicht zu tun.
„Zufrieden?“, fragte Lisandra, als ihr Gürtel und ihre Hände leer waren.
„Alle Waffen!“, sagte Corvina. „Auch das Ding, das du an deinem Oberarm befestigt hast.“
Das Ding war der Dolch, den Lisandra von Haul geschenkt bekommen hatte. Zutiefst widerwillig zog Lisandra ihren Ärmel hoch und schnallte den Dolch von seinem Gurt ab. Den Dolch warf sie nicht aufs Bett, sondern in Hauls Richtung, der ihn mit einer Hand auffing.
„Das wird ihm gar nichts nützen“, sagte Corvina. Sie hielt die Waffe, deren Kolben noch zu zwei Dritteln gefüllt waren, die ganze Zeit auf Haul gerichtet. „Und dir wird es auch nichts nützen. Legt ihr die Fesseln an!“
Lisandra blieb nichts anderes übrig, als ihre Arme auszustrecken und zuzulassen, dass man ihre Hände mit eisernen Handschellen aneinanderfesselte. Es waren keine gewöhnlichen Handschellen, sondern solche, wie man sie Zauberern anlegte, um sie am Zaubern zu hindern. Die magikalischen Instrumente, die Lisandra noch bei sich trug, verloren ihre Wirkung. Wie es sich mit dem Sternenstaub verhielt, wusste sie nicht, aber im Moment hätte sie ihn sowieso nicht einsetzen können.
„Ihm wird nichts zustoßen, solange du tust, was wir dir sagen!“, warnte Corvina ihre Gefangene. „Vergiss das nicht! Du kommst jetzt mit uns!“
Corvina übergab einem der Soldaten ihre Waffe und befahl dem Nachtler, zusammen mit dem Soldaten bei Haul zurückzubleiben. Anschließend verschwand sie von der Bildfläche, da sie wieder unsichtbar geworden war.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Lisandra zu Haul, bevor sie das Zimmer verließ. „Sie können mich nicht töten!“
„Aber alles andere können sie dir tun!“, widersprach er aufgebracht. „Und da ist es kein Vorteil, wenn man unsterblich ist!“
Sie sagte nichts mehr dazu, warf ihm nur einen letzten
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