Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
her.
„Du hängst also mit drin?“, fragte er. „Du und deine Freunde?“
„Es sind auch deine Freunde, vergiss das nicht! Wir haben so lange Seite an Seite gekämpft, um herauszufinden, was die Regierung vorhat und wie wir ihr das Handwerk legen können. Tu jetzt nicht so, als würdest du nicht dazugehören!“
„Wir wollten wissen, was mit Geraldine passiert ist“, sagte Ritter Gangwolf. „Wir wollten Ungerechtigkeiten, die im Verborgenen geschehen, aufdecken und öffentlich machen. Wir wollten wissen, was uns die Mächtigen verheimlichen. Und wir wollten unterdrückten und benachteiligten Wesen mehr Rechte, Respekt und Freiheit verschaffen! All das haben wir getan, aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir dafür jemals Morde in Kauf genommen hätten!“
„Die Morde gehen auf Dorns und Corvinas Konto. Ich habe niemanden getötet.“
„Aber Dorn und Corvina unterstützt?“
„Nur Corvina. Dorn mochte ich nie.“
„Wozu?“, fragte Ritter Gangwolf aufgebracht. „Was versprichst du dir davon?“
„Gangwolf! Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, nach all den Ungerechtigkeiten, die du mit angesehen hast und gegen die du nichts ausrichten konntest – glaubst du da wirklich, dass sie mich, eine Spinnenfrau, in die neue Welt lassen? Mich und viele andere deiner Freunde? Nein, das werden sie nicht tun! Sie werden auswählen. Es können viel zu wenige auf die andere Seite. Alles, was ihnen nicht geheuer ist, muss hierbleiben und zugrunde gehen. Das weißt du so gut wie ich!“
„Das steht noch nicht fest.“
„Nein, noch nicht“, sagte Alabastra. „Aber wenn es eines Tages feststeht, wer geht und wer bleibt, dann will ich zu denjenigen gehören, die diese endgültigen Entscheidungen getroffen haben. Und ich will, dass du auch dazugehörst. Deswegen musst du dich uns anschließen! Jetzt und heute! Deswegen bin ich hier.“
„Zu Leuten, die Drachenbomben auf Unschuldige abwerfen, gehöre ich ganz sicher nicht! Und bei aller Liebe, Alabastra – so, wie du mich benutzt und belogen hast, gehöre ich auch nicht zu dir!“
„Du hättest dich gesträubt, so wie jetzt! Du hättest uns womöglich behindert oder gar sabotiert. Ich konnte das Risiko nicht eingehen. Aber jetzt bin ich ganz ehrlich zu dir und bitte dich, mich zu unterstützen!“
„Und wenn ich das nicht tue?“
Alabastra richtete ihre vielen hellen Augen auf Ritter Gangwolf. Augen, von denen er sich nicht vorstellen konnte, dass sie es jemals mit ansehen könnten, wie ihm Leid zugefügt würde. Doch der Mund, der zu diesen Augen gehörte, sagte:
„Ich fürchte, wenn du ablehnst, wird Corvina ihren Willen durchsetzen.“
Ritter Gangwolf sah sich nach Legionär um. Er musste nur einmal kurz pfeifen, dann wüsste Legionär, was zu tun ist.
„Lass es, Gangwolf“, sagte Alabastra. „Ich bin nicht alleine hier. Sie hätten keine Skrupel, deinen geliebten Flugwurm mit Pfeilen zu spicken, damit er dich nicht entführt.“
Auf diese Worte hin sah sich Ritter Gangwolf noch einmal gründlich um. Er musste erkennen, dass Alabastra nicht gelogen hatte. Wie auf einen Befehl hin wurden fünf Nachtler und sechs Soldaten sichtbar, die sich zuvor auf und hinter dem Schuppen, zwischen den Bäumen und im Gras versteckt gehalten hatten.
„Das Gleiche gilt übrigens für dich, Gangwolf. Solltest du versuchen, ohne Legionär zu fliehen, könnte ich aus einem Reflex heraus nach dir greifen. Das solltest du unter allen Umständen vermeiden!“
„Das würdest du niemals tun!“, sagte Ritter Gangwolf und sah seiner Ziehmutter fest in die vielen Augen.
Er war sich sicher. Sie könnte ihn nicht töten, das brächte sie nicht übers Herz. Abgesehen davon brauchte man ihn lebend, alleine der Türen wegen.
„Deswegen warst du so schockiert darüber, dass Grohann die goldenen Zeichen von Tann gefunden hat!“, sagte er.
„Corvina hätte den dritten Gefangenen jederzeit wiederfinden können, dafür hatte sie gesorgt. Aber durch die Neukodierung der Zeichen wurde er nutzlos, ebenso wie die beiden Zeichen von Tann, die sie schon hatte.“
„Also müsst ihr euch drei neue Gefangene besorgen.“
„So ist es!“, sagte eine Frau, die neben Alabastra sichtbar wurde. „Und dieses Mädchen, um das sich alles dreht, nehmen wir auch gleich mit!“
Ritter Gangwolf hatte Corvina schon einmal gesehen. Er bildete sich sogar ein, dass sie ihm damals in Dorns Festung schöne Augen gemacht hatte. Natürlich konnte er das nicht mit Sicherheit sagen,
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