Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
einen Kampf zu dritt gegen zwanzig Männer ankommen zu lassen, jedenfalls nicht, solange sie es verhindern konnten, und rannten zurück, tiefer in den Garten hinein. Während sie noch rannten, hörten sie ein lautes Zischen in der Luft und sahen am Himmel ein golden brennendes Zeichen aufsteigen, das die Form eines Drachen hatte. Der Drache flog dort oben ein paar kunstvolle Bögen und stieß dann wieder in die Tiefe hinab. Unweit von Lisandra, Hanns und Haul schlug er mit einem lauten Knall in den Boden ein.
„Das Ding stammt eindeutig von Hylda!“, sagte Hanns.
Lisandra, die schon vorausgelaufen war, konnte es bestätigen.
„So, wie die Unvergessenen Verwegenen brennen, kannst du nur recht haben!“
„Und wo kommt es her?“, fragte Haul.
„Ich denke, aus der Nähe der Wirtschaftsräume“, sagte Hanns.
„Worauf wartest du dann noch?“, fragte Haul, da Hanns stehen geblieben war.
„Gerald und Maria waren eben noch in der Festung“, erklärte dieser. „Ich wette, sie wurden auch angegriffen!“
Lisandra kam zu Hanns und Haul zurückgelaufen.
„Kursänderung?“
„Ja, zur Festung!“, sagte Haul und sie liefen los.
Gerald und Maria konnten nichts anderes tun als abwarten. Von den Nachtlern schwärmten zwar ab und zu welche aus, doch es blieben immer sechs an der Stelle, an der Gerald und Maria verschwunden waren. Da es sich Gerald nicht zutraute, Maria auch während Bewegungen vollkommen unangreifbar zu machen, blieb er da, wo er war, und sie mit ihm.
Sie hätten später nicht sagen können, wie lange das so ging, ob kurz oder lang, jedenfalls verging eine gewisse Zeit, bis es plötzlich irgendwo im Schulgarten knallte. Wieder sandten die Nachtler zwei Kundschafter los, die jedoch nicht zurückkehrten. Statt der zwei Nachtler tauchten wenig später Lisandra, Hanns und Haul auf. Es war ein kurzer Kampf, bei dem allerhand durch die Luft flog – Messer, Schwerter, Kurzspieße, Wurfsicheln, magikalische Blitze – und Gerald beglückwünschte sich zu seiner und Marias Unangreifbarkeit, denn in dem tödlichen Gewitter überlebte nur, wer eine Kampfausbildung bei Yu Kon genossen hatte – also Lisandra, Hanns und Haul.
Gerald zögerte, wieder sichtbar zu werden, nachdem seine Freunde mit den Feinden aufgeräumt hatten, denn dass er Maria unangreifbar machen konnte, war nach wie vor ein Geheimnis, und Gerald hatte das Gefühl, dass es am besten eines bleiben sollte. Daher wartete er mit dem Sichtbar-werden, bis die drei auf der Suche nach ihnen in Richtung Hungersaal weitergerannt waren.
Maria erschien unversehrt vor Geralds Augen und in seinen Armen. Er ließ sie schnell los und fragte:
„Hinter ihnen her oder raus in den Garten?“
„Hinter ihnen her“, sagte sie.
Sie waren noch nicht beim Hungersaal angekommen, als Haul, der sie gehört hatte, ihnen entgegenkam.
„Da seid ihr ja!“, rief er ihnen zu. „Wir haben schon das Schlimmste befürchtet!“
„Wir konnten uns verstecken“, sagte Maria, die offensichtlich auch keine Lust hatte, über ihre vorübergehende Unangreifbarkeit zu sprechen.
„Wisst ihr, was im Garten l-los ist?“, fragte Hanns, der zusammen mit Lisandra neben Haul aufkreuzte.
„Nein, wir haben nur einen Knall gehört!“, sagte Gerald.
„Dann sehe ich jetzt nach“, erklärte Hanns und flatterte in Gestalt eines Vogels durch ein geöffnetes Fenster davon.
„Wo habt ihr euch denn versteckt?“, fragte Haul, und zwar ein wenig lauernd, wenn Gerald sich nicht täuschte.
Maria und Gerald blieb die Verlegenheit einer Antwort erspart, zumindest für diesen Moment, da ein sehr kleinlauter Rackiné um die Ecke bog, zusammen mit seinem Freund, dem Unhold Gnuff, der nur als dunkler Schatten zu erkennen war.
„Ich war’s nicht!“, rief er, als ginge es um sein Leben. „Ich war’s nicht! Ich schwör’s!“
„Was warst du nicht?“, fragte Lisandra.
Rackiné, der inzwischen fast noch größer war als vor dem Missgeschick mit dem Ghul, rang seine wieder halb menschlich gewordenen Hasenhände und legte die Ohren an, wie er es immer tat, wenn er Schimpfe erwartete und die Herzen der Schimpfenden zu erweichen versuchte.
„Das mit den Blumen … ich wollte doch nur …“
„Nun sag schon! Sehe ich so aus, als ob ich dir den Kopf abreiße?“
„Die Gärtner! Die Gärtner werden meinen Rausschmiss beantragen! Und bei mir verhindert keiner die Unterschrift!“
„Dich schmeißt doch keiner raus“, sagte Haul. „Du bist doch so was wie ’ne
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