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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Haarfarbe war – wie könnte es anders sein – ebenfalls schwer zu bestimmen. Je nach Wetter, Licht, Stimmung oder Tageszeit zeigten sich ihre Haare mitteblond, aschblond, dunkelblond oder gar rötlich blond. Es fiel niemandem auf, denn was auch immer für ein helles oder dunkles Blond es war, es neigte dazu, in der Vielheit von Farben um Maria herum unterzugehen. Sie wollte es so. Fast kam es Gerald so vor, als wäre Maria jede Festelegung zuwider, weswegen ihr Aussehen auch so unbestimmt und veränderlich war.
    Das Einzige, worauf sie sich gerne festlegte, waren ihre Frisuren aus Zöpfen, Schnecken, Haarknoten oder was ihr sonst so einfiel, denn dafür hatte sie eine Schwäche. Wann immer sie Gürkel besuchte, landete sie in dem Laden, in dem es Haarspangen, Haarnadeln und Haarbänder zu kaufen gab. Vielleicht ein Einfluss der letzten Kaiserin, denn Maria hatte das Talent, ihre Haare so zu flechten, aufzudrehen oder zu türmen, wie es einer echten Prinzessin angemessen gewesen wäre.
    Das war aber auch die einzige Extravaganz, die sich Maria leistete, und auch hier sorgte sie irgendwie dafür, dass es niemandem sonderlich ins Auge stach. Maria – das war mehr ein Bild, das man im Kopf hatte, wenn man an sie dachte, als das, was wirklich existierte. Man musste schon sehr genau hinsehen, um zu erahnen, wie die wahre Maria aussah. In der Spiegelwelt gelang das leichter als anderswo und Gerald tat es von Zeit zu Zeit und lernte dazu.
    Darum war er sich in diesem Moment, als Maria auf die ihr eigene, überaus harmlose Weise „gut“ sagte, ganz sicher, dass Maria dem Steinbockmann eine wichtige Information vorenthielt. Sie plante keineswegs, sich zu schonen, wie es Grohann vorgeschlagen hatte. Aus diesem Grund – und weil Gerald nun einmal sehr neugierig war – blieb er bei Maria zurück, als Grohann die Spiegelwelt schon verlassen hatte, und fragte:
    „Na, Hoheit? Was hast du in den nächsten drei Tagen vor?“
    Es machte Maria nichts aus, wenn Gerald sie in Anspielung auf die letzte Kaiserin ‚Hoheit’ oder ‚Prinzessin’ nannte, aber es machte ihr sehr wohl etwas aus, wenn er seine Nase zu tief in ihre Angelegenheiten steckte. Es zeigte sich daran, wie sie andeutungsweise die Stirn runzelte, bevor sie antwortete.
    „Berry und Scarlett kommen. Ich denke, wir werden nach Gürkel gehen und im Lichtspielschuppen einen Film ansehen. Außerdem bin ich sehr gespannt, was die beiden vom Schloss deines Vaters erzählen.“
    „Nicht mit mir, Maria!“, sagte Gerald. „Du hast etwas vor, das sehe ich dir an!“
    Maria warf ihm einen ihrer besten Ich-weiß-überhaupt-nicht-wovon-du-sprichst-Blicke zu. Das konnte sie. Aber auch Gerald verfügte über wirksame Blicke. Aus Erfahrung wusste er, dass er gut genug aussah, um fast jedes Mädchenherz höher schlagen zu lassen. Gleichzeitig war er ein unkomplizierter Typ, in dessen Nähe sich die meisten Mädchen wohl und sicher fühlten. Vermittelte er einem Mädchen den Eindruck, dass er sich für ihre persönlichen Probleme interessierte, dann redete sie in der Regel drauf los, froh über Geralds Anteilnahme.
    Mit Maria war das nicht ganz so leicht. Sie gab ihm höflich Auskunft, wenn er sie etwas fragte, war aber weit davon entfernt, ihm ihr Herz auszuschütten. Wenn sie keine Lust hatte, ihm etwas zu erzählen, so wie jetzt, halfen nur noch herausfordernde Blicke. Wenn überhaupt. Er legte also eine etwas gefährlichere Note in den sonst so wirksamen Blick seiner braunen Augen und sagte:
    „Wenn du weiterhin schweigst, könnte ich auf die Idee kommen, Grohann einzuweihen, vor lauter Sorge, dass du etwas anstellst!“
    „Wieso, was würdest du Grohann denn sagen?“
    „Sie hält etwas vor Ihnen geheim und ich fürchte, sie verwendet die drei Tage Pause dazu, sich mutwillig in Gefahr zu bringen!“
    „Das ist doch Unsinn.“
    „Er würde dich ausquetschen und dann müsstest du ihm die Wahrheit sagen.“
    „Nämlich, dass es Unsinn ist.“
    „Wie du meinst. Aber wäre es nicht vernünftig, wenigstens eine Person einzuweihen? Zur Sicherheit?“
    „Gut, ich weihe dich ein“, sagte Maria. „Mein großes Geheimnis lautet: In den nächsten drei Tagen werde ich hier sitzen und Tee trinken und lesen. Zufrieden?“
    „Ich glaub’s dir nicht!“
    Marias Lächeln war vielleicht eine Spur zu triumphierend. Das ermutigte Gerald zu einem weiteren Vorstoß:
    „Das mit Grohann hatte ich übrigens ernst gemeint!“
    Daraufhin starrte sie ihn an mit ihren

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