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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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eines ausgewachsenen Schülers, da würde Thuna Mühe haben, ihn an seinen Ohren und gegen den Sog nach oben zu ziehen.
    Der Hase strampelte im Wasser wie wild. Luftblasen stiegen aus seinem Mund auf, die sonst bernsteinfarbenen Augen leuchteten in Thunas Feenlicht grün und waren weit aufgerissen. Thuna zog den Hasen zentimeterweise nach oben, doch Gerald befürchtete, dass sie nicht schnell genug war, zumal sie selbst gegen den Sog ankämpfen musste. Er wollte ihr helfen, doch in diesem Moment wurde ihm klar, dass er sich in einer verzwickten Lage befand. War er unangreifbar, so wie jetzt, dann brauchte er keine Luft, spürte keine Kälte und war vor dem Sog, der den Hasen nach unten zog, sicher. Doch in diesem Zustand konnte er den Hasen nicht packen und hochziehen!
    Es war genauso wie bei seinen Ausflügen in die tote Welt: Gerald konnte nichts zustoßen, doch er besaß auch keinen Körper, mit dem er hätte handeln können. Schon wollte es Gerald darauf ankommen lassen und seine Unangreifbarkeit aufgeben, als ihm durch den Kopf schoss, was Grohann gesagt hatte:
    „Du glaubst an deine Beine – und bewegst dich, wie du es gewohnt bist. Vielleicht könntest du dich viel schneller bewegen! Vielleicht kannst du auch mithilfe deiner Vorstellung etwas anfassen oder verschieben. Ich glaube, wir haben es bisher falsch angepackt!“
    Gerald schwamm tiefer, an Rackiné vorbei, der zu strampeln aufgehört hatte, was sehr beunruhigend war. Thuna konnte ihn dadurch leichter nach oben ziehen, doch sie war nicht schnell genug. Unter Rackiné war das Wasser fast schwarz. Es war unheimlich, denn Gerald spürte, dass es keinen Grund gab in diesem Teich. Vielleicht kam daher der starke Sog, dem Rackiné ausgeliefert war.
    Ohne viel nachzudenken, setzte Gerald seinen Willen ein. Er stieß den bewusstlosen Hasen mit aller Macht empor, als hätte er echte Hände und Arme, und Thuna zog von oben. Es ging plötzlich ganz schnell, als wäre Rackiné den unsichtbaren Fängen, die ihn hatten hinabziehen wollen, entronnen. Thuna stieß durch die Wasseroberfläche, den Hasen an den Ohren. Sogleich griffen zwei Arme nach Rackiné – es waren die Arme von Lars – und zogen ihn ans Ufer. Gerald sah es von unten.
    Er merkte, wie ihm die Kräfte schwanden, schließlich hatte er heute schon mehrere Stunden im unangreifbaren Zustand in der toten Welt verbracht. Gleich würde er in den angreifbaren Zustand zurückfallen und von dem gleichen Sog erfasst werden, der Rackiné fast zum Verhängnis geworden war. Trotzdem rührte sich Gerald nicht vom Fleck. Eine Erkenntnis, ein wichtiges Wissen bahnte sich gerade den Weg in seine Gedanken und er wollte es auf keinen Fall verpassen. Das Wasser … es hatte mit dem eiskalten Wasser zu tun …
    Er vernahm laute Stimmen, irgendwo über der Wasseroberfläche. Sie riefen nach ihm. Thuna tauchte wieder unter, ihre Augen suchten nach ihm, konnten ihn aber nirgendwo entdecken.
    „Gerald?“, versuchte sie unter Wasser zu rufen. „Gerald, bist du da?“
    Wasser! Das war die Antwort! Wenn Gerald unsichtbar war bis zur Unangreifbarkeit, konnte er mit seiner Umgebung verschmelzen. Er konnte von dem Wasser, in dem er sich befand, Besitz ergreifen. In gewisser Weise konnte er das Wasser selbst sein! Deswegen war es ihm gelungen, den Sog, der Rackiné nach unten gezogen hatte, zu bremsen. Er hatte das Wasser beeinflusst!
    Jetzt hatte er allerdings keine Zeit mehr für weitere Experimente. Er benutzte die Vorstellung seines Körpers, wie er es normalerweise tat, und tauchte nahe der Mauer mit unangreifbaren Armen und Beinen nach oben. Während er noch tauchte, wurde er wieder körperlich und sichtbar und als er an die Wasseroberfläche kam, spritzte das Wasser nur so nach allen Seiten. Es war schrecklich kalt! Mit einem kräftigen Schwimmzug erreichte er den Teichrand. Schnell zog er sich an der Einfassung hinauf und setzte sich ins warme Sonnenlicht.
    Neben ihm lag Rackiné, japsend und keuchend. Er war am Leben, aber brachte kein Wort heraus. Maria hockte bei ihrem Stoffhasen, hielt ihm den Kopf, wenn er Wasser ausspucken und schrecklich husten musste, und sagte so aufmunternde Dinge wie:
„Du armer Kerl, das war ja mal wieder typisch!“
    Thuna war pitschnass und unter ihren Füßen bildeten sich große Pfützen, ebenso wie bei Gerald. Sie lachten los, als sie sich gegenseitig anschauten, zwei tropfende und triefende Personen nach einem unfreiwilligen Tauchgang.
    „Wo wart ihr so lange?“, fragte Lisandra.

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