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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Zuhause. Während den Schulzeiten schlief er zwar in einem Mehrbettzimmer im Jungen-Trakt, um nicht als verwöhntes Lehrersöhnchen bei den Mitschülern in Ungnade zu fallen. Doch tagsüber und in den Ferien lebte er hier, in dieser gemütlich eingerichteten Wohnung, in der er auch ein eigenes Zimmer hatte.
    Im Moment konnte Gerald in der Wohnung tun und lassen, was er wollte, denn Herr Winter war verreist. Er zog seine nasse Kleidung aus und ließ sie einfach auf dem Weg ins Bad auf dem Boden liegen, ebenso wie seine Uhr und die anderen magikalischen Instrumente, die er am Körper trug und die es ihm erlaubten zu zaubern, obwohl er doch selbst über keinerlei magikalische Kräfte verfügte. Das war das Los der Erdenkinder, dass sie sich die Magikalie dieser Welt nur auf Umwegen zunutze machen konnten (und manche konnten es gar nicht), dafür verfügten sie über andere einzigartige Talente.
    Gerald warf einen kurzen prüfenden Blick auf seine Schätze und stellte fest, dass sie den Tauchgang gut überstanden hatten. Sie müssten gereinigt werden, die Uhr würde er besser auseinandernehmen und putzen, bevor er sie wieder einsetzte, doch das hatte Zeit.
    In Herr Winters Wohnung gab es ein eigenes Bad und das war ein Luxus, über den nur wenige Zimmer in Sumpfloch verfügten. Die Hähne waren zwar ein wenig verrostet und das Wasser ebenfalls, aber alles funktionierte, sogar das heiße Wasser, was in den obersten Stockwerken von Sumpfloch keine Selbstverständlichkeit war. Heute musste es gar nicht heiß sein, die Luft hier oben unterm Dach war warm genug.
    Gerald wusch sich und die Sonnenstrahlen, die ins Bad fielen, verwandelten das Wasser, das über ihn lief und nach allen Seiten spritzte, in funkelndes, stäubendes, nasses Licht. Zwei blaue Schmetterlinge verirrten sich durch das offene Fenster in die altmodische Badestube und Gerald beobachtete sie durch einen Schleier von Wasser, wie sie umeinander tanzten und wieder ins Freie flatterten.
    Bald fühlte sich Gerald sauber genug. Er trocknete sich ab und wanderte durch die Wohnung in sein Zimmer, um ein neues Hemd und eine Hose aus dem Schrank zu holen. Das Innere seines Kleiderschranks entsprach nicht der typischen Garderobe eines Sumpflocher Schülers. Ritter Gangwolf war reich, Herr Winter wurde gut bezahlt und Gerald fehlte es nie an Geld, um sich besondere magikalische Instrumente zuzulegen oder die Sorte lässiger Hemden, Hosen und Jacken zu besitzen, die sich gut anfühlten und gut aussahen.
    Scarlett nannte ihn deswegen gerne verwöhnt und eitel. Das kränkte ihn nicht weiter, denn er wusste ja, dass er nur in dieser Welt verwöhnt war. All die Reichtümer, die er hier in Amuylett besaß – und die noch größeren Reichtümer seines Vaters – nahm er eigentlich gar nicht ernst. Sie waren angenehm, doch er wusste ganz genau, wie es war, mit sehr wenig Geld auszukommen. Dort, wo er herkam, in seiner Heimatwelt, gehörten Gerald, seine Mutter und seine Halbschwester zu denen, die dem Staat auf der Tasche lagen, wie es so schön hieß, und sie waren immer äußerst knapp bei Kasse.
    Seine Mutter hatte noch nie Geld verdient. Sie konnte es einfach nicht. Im Grunde konnte man froh sein, wenn sie überhaupt zurechtkam und es fertig brachte, Essen einzukaufen oder Geschirr zu spülen. Meistens schaffte sie es nicht und so blieb diese Arbeit an der achtjährigen Lulu hängen. Er, Gerald, war hauptsächlich in den Ferien zu Hause. Diese Tatsache bereitete ihm fast täglich ein schlechtes Gewissen. Sie hätten ihn dringend gebraucht, Lulu und seine Mutter, doch seit mehreren Wochen war er hier, um für Grohann die tote Welt zu erforschen. Auch das war nur möglich, weil seine Mutter vor zwei Monaten aus der Klinik entlassen worden war. Gerald befürchtete, dass sie ohne ihn nicht klarkommen würde. Er musste sie unbedingt besuchen, bald, und wenn es nur für einen Tag war.
    Gedankenverloren zog sich Gerald eine Hose an und streifte sich ein neues Hemd über. Gerade wollte er es zuknöpfen, als etwas Schwarzes über den Himmel huschte, schnell wie ein Vogel in einer sich kringelnden Flugbahn. Gerald lief zum Fenster. Eine Weile sah er gar nichts, doch plötzlich kam das schwarze, fliegende Tier wieder in sein Blickfeld: Es war Legionär, der prächtige Flugwurm, den Ritter Gangwolf in diesem Sommer in Gorginster erstanden hatte. Auf dem Flugwurm saß niemand – die Sattelplätze waren leer.
    Gerald suchte den Garten ab, sein Blick wanderte über die dicht belaubten

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