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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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ausgeliefert und mussten tun, was er für richtig hielt. Noch waren Grohanns Bedingungen einleuchtend und akzeptabel. Aber würde das auf Dauer so bleiben?
    Abgesehen davon musste Gerald zugeben, dass dieses alte Sumpfloch ein sehr verlockender Abenteuerspielplatz war. Am liebsten wäre er sofort in den unterirdischen Teil der Festung gerannt, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass die Kanäle von blauem Feenlicht erfüllt waren. Doch das musste warten. Wenn Maria pünktlich im Trophäensaal erscheinen wollte, blieb ihnen nicht mehr viel Zeit.
    „Keine Sorge, ich verrate nichts“, versprach Gerald. „Aber das blaue Wasser würde ich gerne mal mit eigenen Augen sehen. Irgendwann.“
    „Ich kann es dir zeigen. Wann immer uns Grohann die Gelegenheit dazu gibt! Ich fürchte nur, dass sie jetzt von morgens bis abends die Türen im Treppenhaus inspizieren werden.“
    Das fürchtete Gerald auch. Schweren Herzens riss er sich von dem verwunschen leuchtenden alten Sumpfloch los und kehrte mit Maria in das möblierte Zimmer am oberen Ende des Treppenhauses zurück. Gemeinsam schoben sie die Kommode vor das Loch und beseitigten alle verräterischen Spuren.
    „Hast du mal darüber nachgedacht, es Thuna zu erzählen?“, fragte Gerald. „Perpetulja lässt sie doch manchmal an der Gefängnismauer lauschen, um herauszufinden, was Torck in seinem Kerker macht. Es wäre interessant, was sie zu der Anwesenheit von Torck in der Spiegelwelt sagt.“
    Maria starrte Gerald an und überlegte. Bei der Gelegenheit fiel Gerald auf, dass Maria trotz der Eile, die am frühen Morgen geboten gewesen war, einen säuberlich geflochtenen Zopf um den Kopf trug, den sie mit Schmetterlingsspangen festgesteckt hatte. Und wieder hätte Gerald nicht sagen können, welche Haarfarbe sie eigentlich hatte. Hier, im graugrünen Licht des Treppenhauses wirkte ihr Haar silbrig dunkelblond.
    „Das ist mir zu unsicher“, sagte sie. „Natürlich vertraue ich Thuna, aber sie hat diese offene Leitung zu Grohann, falls du verstehst, was ich meine …“
    „Nein, ich verstehe nicht.“
    „Na ja, sie sind befreundet und tauschen irgendwie ihre Gedanken aus. Über Faunsprache, so nennt es Thuna. Sie gibt selber zu, dass sie keine Kontrolle darüber hat, was er von ihr auffängt und was nicht.“
    „Wirklich?“, fragte Gerald erstaunt.
    „Ja. Aber behalte es für dich! Das ist ihre private Angelegenheit.“
    „Schön und gut, aber wenn man ihr etwas anvertraut und es landet per Gedankenübertragung bei Grohann?“
    „Sie gibt sich Mühe, Grohann nicht alles wissen zu lassen. Das gelingt ihr auch, aber wie gesagt, sie hat es nicht hundertprozentig im Griff.“
    „Aha …“
    „Deswegen habe ich ihr noch nichts davon erzählt.“
    Sie verließen das Zimmer und liefen die Treppen hinab, um in die Räume des Schlosses zurückzukehren. Im dritten Stock stoppte Maria und sah sich erschrocken nach allen Seiten um.
    „Hier stimmt etwas nicht!“
    Gerald merkte es auch. Es roch wirklich anders als sonst und es war Wind in der Luft. Spuren von schnellen Bewegungen!
    „Ich höre etwas von unten“, flüsterte er. „Ich verschwinde mal kurz und schaue nach!“
    Er wurde unsichtbar und lief in Windeseile die Treppen hinab, doch bis ganz nach unten kam er nicht. Ein Wesen, wie er es noch nirgendwo gesehen hatte, stand ganz unten am Treppenabsatz und erteilte Anweisungen per Handzeichen.
    Von Katzenmenschen hieß es, dass es sie zwar gebe, doch sie seien so selten, dass die meisten Leute glaubten, sie wären nur eine Erfindung der Geschichtenerzähler. Das Geschöpf, das Gerald dort unten stehen sah, war aber keine Erfindung, sondern erschreckend echt. Es war ein Tigermensch. Der Mann hatte einen menschlichen Körper, doch seine Hände und Füße verloren sich in Tatzen mit messerscharfen Krallen. Ebenso war sein Kopf von Pelz bedeckt und trug ein streifiges Muster. Der Schädel war breit, die Augen blitzten scharf und wachsam und die Fangzähne im Tigermaul waren so lang und spitz wie Dolche.
    Der Tigermann steckte in einem olivgrünen Panzer aus Nashornleder und hielt einen Speer in der Hand, der nur zu verdächtig nach einem Zauberstab aussah. Das hier war nicht nur ein gefährlicher Krieger, sondern höchstwahrscheinlich auch ein Zauberer.
    Vorsichtig stieg Gerald tiefer, so nah an den Tigermann heran, dass er ihn atmen hörte. Endlich konnte Gerald um die Ecke sehen und erkennen, wem der Tigermann Handzeichen gab – Tatzenzeichen, um genau zu sein –

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