Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Tarnung bedacht, verwandelte sich in eine Katze. Es tat dem Kraftfeld nicht so gut, es wurde erschüttert, das schwarze Ding gewann kurzzeitig an Größe und Grohanns Gesichtsausdruck verfinsterte sich.
„Was ist das?“, fragte Lars aufgeregt. „Und die Blitze, wo kamen die her?“
Grohann warf Thuna einen Blick zu. Es war nur ein Blick, doch Lisandra war überzeugt davon, dass Thuna gerade konkrete Anweisungen in Faunsprache bekam.
„Ein Ghul hat hier herumspioniert“, sagte Grohann laut. „Aber keine Sorge, wir haben ihn festgesetzt.“
„Ein Ghul? Wie kommt der denn hierher? Ghule sind in Amuylett verboten!“
„Mir ist nicht wohl“, sagte Thuna leise, doch unüberhörbar. Es lag eine Dringlichkeit in dieser Botschaft, die sofort Lars’ Aufmerksamkeit erregte. „Ich weiß nicht, was los ist … Mir ist plötzlich so schwindelig und schlecht!“
Sie hielt sich die Hand an den Kopf und schloss die Augen.
„Hat dich der Ghul berührt?“, fragte Lars besorgt.
„Ich weiß nicht“, sagte Thuna und Lisandra staunte, wie gut das Mädchen lügen konnte. „Ich habe das Gefühl, ich bekomme keine Luft! Aber es geht schon. Es ist bestimmt gleich vorbei!“
„Du solltest in die Krankenstation gehen“, sagte Lars. „Komm, ich bringe dich hin!“
Thuna antwortete mit einem gequälten, doch dankbaren Lächeln, und ließ sich von Lars aus dem Tal der beseelten Bäume führen. Kaum waren sie außer Sichtweite, erschien Hylda wieder auf der Bildfläche.
„Diese Tarnung ist lästig!“, sagte sie vorwurfsvoll zu Grohann.
„Und wenn schon“, sagte er. „Sag mir lieber, was wir mit ihm machen sollen.“
„Golding mag Ghule“, erklärte sie.
„Ach ja? Ohne Nebenwirkungen?“
„Was Golding frisst, ist weg, als wäre es nie dagewesen.“
Grohann überlegte kurz, dann nickte er.
„Das klingt nach einer sauberen Lösung.“
„Ich hole ihn!“, sagte Hylda erfreut und verschwand in Katzengestalt.
Lisandra rieb sich ihre Glieder, in die langsam das Leben zurückkehrte. Ihre Locken waren schweißnass, wie sie feststellte, als sie sich durch ihre Haare fuhr, und ihre Augen brannten.
„Wo kommt der Ghul her?“, fragte sie Grohann, der sich nicht von der Stelle rührte, da er das Kraftfeld, in dem der Ghul saß, aufrechterhalten musste.
„Aus der Spiegelwelt, nehme ich an. Lars hat recht, es gibt keine Ghule in Amuylett. Dieser hier ist ein Steppen-Ghul aus Gorginster. Er untermauert unsere Vermutung, dass Dorn durch eine Tür in die Spiegelwelt eingedrungen ist. Er oder eine Truppe von ihm.“
„Das ist schlecht.“
„Nein“, sagte der Steinbockmann, „so schlecht ist das gar nicht. Es beruhigt mich eher. Ghule meiden das Tageslicht, vor allem an sonnigen Tagen wie heute. Wer ihn losgeschickt hat, muss sich in einer Notlage befinden.“
„Und das heißt?“
„Derjenige, der den Ghul beschworen hat, steckt in der Spiegelwelt fest.“
Lisandra versuchte das alles zu verstehen.
„Moment mal … wenn er feststeckt, heißt das, sie haben Maria nicht gefangen. Richtig? Sie muss rechtzeitig geflohen sein. Durch eine der Türen!“
„Ja, das hoffe ich. Mit Maria könnten sie die Spiegelwelt jederzeit betreten und wieder verlassen, ganz nach Belieben. Ghule würden sie nachts ausschicken, aber nicht am helllichten Mittag, wenn sie geschwächt sind und auf heftigen Widerstand stoßen könnten.“
„Klingt gut. Aber warum steckt der Ghul nicht fest? Ich dachte, man kommt weder in die Spiegelwelt rein noch raus, wenn Maria nicht drin ist?“
„Das gilt für uns Sterbliche. Dämonen kann man durch Beschwörungen an alle möglichen Orte schicken. Und die Ghule gehören zu den Dämonen.“
„Könnten noch mehr Ghule kommen? Was meinen Sie?“
„Ghule sind selten alleine unterwegs. Wenn dieser eine nicht zu seinem Herrn zurückkehrt, wird er den nächsten ausschicken.“
„Wie ärgerlich.“
„Ja. Wir müssen wachsam sein und uns vorbereiten.“
Sie sollten zusammenbleiben: Thuna, Lisandra, Scarlett, Berry und Rackiné. Wenn ein Ghul auftauchte, sollten sie eine Pfeife benutzen, die Grohann ihnen gegeben hatte. Sie erzeugte ein Geräusch, das Ghule irritierte. Außerdem würde das Geräusch Grohann und Hylda herbeirufen, die in der Lage wären, den Ghul zu bannen.
„Kann ich etwas gegen den Ghul ausrichten?“, hatte Scarlett gefragt, als Grohann diese Weisungen ausgab.
„Wir können keinen Ghul gebrauchen, der eine böse Cruda verschluckt hat, deswegen probier es
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