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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Rackiné immer noch nicht aufgehört hatte, ein lebloses Stofftier zu sein. Außerdem atmete sie den Duft des nachtfeuchten Grases ein, in dem ihr Gesicht soeben verschwand.
    „Lissi?“, hörte sie Berrys Stimme an ihrem Ohr. Jemand rüttelte sie an ihrer Schulter. „Lissi, geht’s dir gut?“
    „Ja, klar“, murmelte Lisandra und hob ihr Gesicht von dem angenehm kühlen Gras hoch, damit man sie auch verstand. „Ich habe nur das Gleichgewicht verloren.“
    Sie ahnte, dass man sie nicht in Ruhe lassen würde, bevor sie nicht wieder auf ihren beiden Beinen stand, deswegen nahm sie noch einmal alle Kraft zusammen, kam wieder auf die Füße und übergab den leblosen Stoffhasen an Thuna, die ihn an ihr Gesicht drückte, schockiert und untröstlich.
    „Du armer Hase! Stoffhäschen!“
    Er reagierte nicht. Er war der Hase, der er gewesen war, bevor er mit Maria nach Sumpfloch gekommen war. Vielleicht sogar noch weniger als das, denn damals hatte er in Gedanken mit Maria gesprochen oder hatte auch mal mit einem Auge gezwinkert. Jetzt tat er gar nichts mehr.
    Lisandra hörte das Wort „Krankenstation“ und schleppte sich mit all den anderen Anwesenden – Thuna, Scarlett, Berry und auf einmal auch Viego Vandalez – in Richtung der Festung. Sie war langsamer, brauchte mehr Zeit.
    „Geht voraus“, sagte sie zu Berry, die neben ihr ging. „Ich komme nach.“
    „Bist du sicher, dass …“, begann Berry, doch da sie sah, dass Lisandra das dringende Bedürfnis hatte, alleine zu sein, führte sie den Satz nicht zu Ende. „Ist gut“, sagte sie nur. „Aber bleib nicht zu lange weg.“
     
    Lisandra blieb stehen, bis alle weg waren. Als im Garten wieder die beschauliche Ruhe einkehrte, die normalerweise in diesen Sommernächten herrschte, setzte sie sich in Gras und atmete tief durch.
    Es ging ihr gut. Es ging ihr tatsächlich erstaunlich gut. Mit jedem Atemzug fühlte sie sich besser und das Einzige, was nicht weichen wollte, war die Sorge um Rackiné. Warum war er wieder ein Stofftier? Gerade groß genug, dass man ihn an sich drücken und an seinem Ohr nuckeln konnte. Aber aus dem Alter waren sie heraus. Auch Rackiné war aus dem Alter heraus. Er war doch ein richtiger Junge gewesen, genauso groß wie sie! Sollte das jetzt vorbei sein? Hatte er das Leben verloren, das ihm Maria gegeben hatte? Der Gedanke an Maria machte Lisandra wieder Hoffnung. Vielleicht konnte sie etwas bewegen, wenn sie zurückkam. Rackiné war schließlich ihr Hase und ihre Schöpfung.
    Lisandra erlaubte sich einen langen, schweren Seufzer. Es hörte ja niemand hier draußen. Dieser Tag war eine einzige Katastrophe gewesen, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht. Immerhin wusste sie jetzt, wie ein Steppen-Ghul von innen aussah. Nicht dass das eine Bereicherung gewesen wäre, aber es war eine Erfahrung und wenn sie mal zehntausend Jahre alt wäre, könnte sie ihren Enkeln davon erzählen … Ach nein, halt. Wahrscheinlich würde sie niemals Enkel haben. Nicht als fünftes Erdenkind, das sein Herz einem Gespenst geschenkt hatte.
    Mühsam stand sie auf. Als sie stand, ging es besser. Sie musste jetzt in die Festung zurück und in der Krankenstation vorbeischauen, sonst würden sich die anderen noch Sorgen machen. Vielleicht bekäme sie von Estephaga einen dieser tollen Schlafsäfte, von denen man so göttlich schlief und sich am nächsten Morgen fragte, was man denn eigentlich Tolles geträumt hatte. Erinnern konnte man sich nie daran, aber das Gefühl, dieses leichte, schöne, berauschte Traumgefühl hielt mindestens einen Morgen lang an. Aber Estephaga war sehr geizig mit dieser Sorte Säfte. Lisandra war während ihres Trainings bei Yu Kon zweimal in den Genuss gekommen und das auch nur, weil der fiese Zauberer ihr mehrere Knochen gebrochen hatte, die über Nacht ausheilen mussten.
    Lisandra schlenderte durch den sternenhellen, duftenden Garten und hatte sich fast schon wieder an den jüngsten Schlamassel gewöhnt, als sie völlig entgeistert feststellte, dass ihr zwei riesige Ghul-Schatten den Weg versperrten.
    „Das ist jetzt nicht wahr!“, sagte sie laut, weil sie es nicht fassen konnte.
    Sie hatte keine Pfeife, um Grohann zu rufen, und keine Kraft mehr, um die Ghule mit Blitzen abzuschrecken. Ihre Energie war aufgebraucht. Nicht mal vorübergehend in den Boden hätte sie versinken können. Sie zog ihren Dolch in dem sicheren Wissen, dass er ihr nicht helfen würde, und hielt ihn den Ghulen drohend entgegen. Sie reagierten nicht, sie

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