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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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von denen er gar nicht wusste, dass sie in ihm schlummerten. Der Schmerz, als sie sich so plötzlich und unvermittelt voneinander verabschiedet hatten, kochte in ihm hoch, stärker als je zuvor. Hatte er diese Gefühle verdrängt? Natürlich hatte er das, er musste. Er durfte nicht zurückdenken an eine Zeit, in der er einen Feind seinen Freund genannt hatte. Im Krieg gab es keinen Platz für Sentimentalitäten. Und dennoch schwemmten diese verdrängten Empfindungen jetzt über ihn hinweg. Ob Brilys genauso dachte? Vermutlich nicht, denn er stand nach eigener Aussage unter einem Bann. Trotzdem hatte er sich an Yanil erinnert, ihm das Leben gerettet. Und jetzt lächelte er.
    Yanil hauchte ein stimmloses Danke , und obwohl Brilys es nicht gehört haben konnte, nickte er. Dann war der Moment der Ruhe auch schon vorbei, die Magie des Augenblicks zerstob wie Sand im Wind. Brilys wandte sich ab, weil er angegriffen wurde. Er war unaufmerksam gewesen, hatte nicht die Zeit gefunden, den Bogen beiseite zu legen und sich eine geeignetere Waffe zu suchen. Woher hatte er den Bogen überhaupt genommen? Hatte ihn einer der in die Burg flüchtenden Kämpfer fallen gelassen, hatte er einem Toten gehört? Es war einerlei.
    Mit stummen Entsetzen beobachtete Yanil, wie ein Mazari Brilys mit einem Schwert bedrängte, nach ihm hieb, fest entschlossen, seinem Gegner einen schnellen Tod zu bereiten. Brilys wehrte ihn notdürftig mit dem Bogen ab, duckte sich unter der Klinge hinweg, aber er gewann dadurch nur Sekunden. Der Mann, der ihn angriff, landete einen Treffer, Stahl glitt durch Fleisch, grub sich in Brilys Schulter. Obwohl ein ohrenbetäubender Lärm um ihn herum herrschte, vernahm Yanil überdeutlich seinen Schrei. Er sackte zu Boden. Dann versperrten ihm die Leiber anderer Kämpfender die Sicht. Er wollte losrennen, seinem Freund zu Hilfe eilen, aber dazu kam er nicht mehr. Eine gewaltige Erschütterung riss ihn abermals von den Beinen, er stürzte, schützte reflexartig den Kopf mit den Armen. Steine regneten vom Himmel, große und kleine. Einige trafen die Kämpfenden im Hof, streckten sie nieder, ehe sie sich darüber bewusst werden konnten, was geschehen war. Yanil hatte Glück, ihn traf lediglich ein faustgroßer Stein am Rücken, nichts, das ihn bewegungsunfähig gemacht oder gar getötet hätte. Er hob den Blick und wünschte sich sogleich, es nicht getan zu haben. Der Riss in der Außenmauer hatte sich verbreitert, doch was nun hindurchschlüpfte, raubte ihm den Atem.
    Hitze verbrannte seine Haut, als stünde er zu nahe vor einem lodernden Feuer. Zugleich streifte ihn ein Gefühl, als hätte er einen Schlag auf den Kopf bekommen, kurzzeitig wurde ihm schwindlig, er fühlte sich benommen. Eine gewaltige Woge Magie entlud sich, prickelte knisternd durch die Luft. Blitze zuckten von der Mauer aus in den Hof, wollten das Etwas treffen, das alles unter sich niederwalzte, was sich ihm in den Weg stellte. Es half nichts, die Magie prallte an ihm ab, als sei sie nichts als ein Windhauch.
    Yanil konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob die Gestalt männlich oder weiblich war. Mehr als doppelt so groß wie ein Mann, gehüllt in einen stachelbewehrten Panzer, dessen Oberfläche glühte wie ein Eisen im Feuer, bäumte sich das Wesen auf und stieß einen jenseitigen Schrei aus, der in Yanils Ohren schmerzte.
    Vyruk.
    Grauen packte ihn, nackte Angst. Er wollte nur noch fliehen, aber wohin? Der Weg nach draußen war versperrt. Er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, wollte einatmen, aber es ging nicht. Ihm schnürte sich die Kehle zu. Seine Hände waren schweißnass, das Schwert hatte er längst fallen gelassen. Die Welt um ihn herum pulsierte im Rhythmus seines Herzschlags. Er betete um eine erlösende Ohnmacht, doch sie wollte sich nicht einstellen. Er konnte den Blick nicht von dem gewaltigen brennenden Riesen losreißen, jeder Muskel seines Körpers schien gelähmt. Vyruk trug einen Helm, ebenso rot glühend wie der Rest seiner Rüstung. Hinter dem hochgeklappten Visier war nichts als schwarze Leere, als hätte er kein Gesicht. In seiner gewaltigen Hand lag ein Morgenstern, den er todbringend um sich schwang und alles in dessen Flugbahn mitriss, egal ob Mazari oder Khaleri. Er schien fest entschlossen, jeden Anwesenden zu töten, und begann schon bald damit, gezielt nach den umherlaufenden Menschen zu schlagen. Yanil überlegte einen Moment lang, ob er sich still auf den Boden legen und sich tot stellen sollte, vielleicht

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