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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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aus, schrammte sich die Hände auf. Er krümmte sich zusammen, schützte den Kopf mit den Armen, aber es hatte keinen Sinn. Wie eine Feuerwand raste Hitze über ihn hinweg, versengte Haare und Haut. Er schrie vor Schmerz, kämpfte gegen eine Ohnmacht an. Keine Körperstelle, die ihn nicht quälte, nicht brannte. Er würde sterben, dessen war er sich sicher.
    Als er glaubte, es keinen Moment länger mehr auszuhalten, verebbte die Hitze ebenso wie zuvor das Licht. Langsam kühlte sich die Umgebung auf die natürliche Temperatur ab, schien sogar kälter zu werden. Yanils Kreislauf sackte in sich zusammen, er übergab sich erneut. Er triefte vor Schweiß, an den Armen hatte sich der Stoff seines Hemdes in die Haut gebrannt. Er tastete mit zittrigen Händen seinen Kopf ab. Es roch nach verbrannten Haaren, er hatte seine Augenbrauen eingebüßt.
    Auf allen Vieren kroch Yanil auf das Eingangsportal zu. Es machte keinen Unterschied, auf welche Weise er sterben würde, aber er wollte nicht auf dem Boden kauern und auf den Tod warten. Nicht, wenn er zuvor nicht noch ein paar Antworten erhalten konnte. Er hatte sich nie von Brilys verabschieden können, das Schicksal hatte sie auseinander gerissen. Es schmerzte in seiner Seele. Er wollte ihm zumindest Lebwohl sagen.
    In der Eingangshalle türmten sich Leichen, überwiegend Mazari. Er stieg über sie hinweg, als handelte es sich um nichts als den Bodenbelag. Eine der Leichen schien ihn aus leeren Augen anzustarren. Obwohl ihre Haut verbrannt und entstellt war, erkannte er unter dem verkohlen Fleisch das Mausgesicht von Nystar. Ein Stich fuhr ihm in die Brust, er wandte den Blick ab. Weshalb war er nicht zum Geheimgang gekommen? Er hatte gewusst, dass es einen Weg hinaus gab. Hatte er etwa mehr Ehrgefühl besessen als Yanil? Er schüttelte den Gedanken ab. Was interessierte es ihn, ob er ehrenvoll oder feige gehandelt hatte? Es war zu spät.
    Yanil schockierte die Ruhe, die um ihn herum herrschte. Das Licht und die Hitze – hatte das etwa bedeutet, dass die Formel der Mazari erfolgreich gewesen war? Hatten sie Vyruk damit vernichtet? Hoffnung leuchtete am Rand seines Bewusstseins auf, wie eine Kerze in dunkler Nacht. Vielleicht würde er doch nicht sterben, nicht heute.
    Yanil richtete sich auf, nahm all seine Kraft zusammen, um aufzustehen. Er wollte nicht auf allen Vieren in den Hof kriechen, sondern stolz und aufrecht gehen. Er musste nach seinem Freund zu sehen. Ja, das war er gewesen. Ein Freund.
    Draußen herrschte nicht weniger Chaos als in der Eingangshalle. Leichen, wohin man sah. Alle verbrannt, teilweise bis zur Unkenntlichkeit. Scheinbar hatte die Hitze hier im Zentrum des Zaubers wesentlich heftiger gewütet als in den Fluren. Wie eine Explosion, die niemand hätte überleben können, der sich in der Nähe aufgehalten hatte. Ob die Zauberer, die Vyruk vernichtet hatten, es gewusst und sich geopfert hatten? Yanils Kehle schnürte sich zusammen.
    Dort, wo der Feuergott in seiner eigenen Hitze verglüht war, hatte sich ein schwarzer Krater in die Erde gebrannt.
    Im fiel auf, dass die Leichen der Khaleri – deren Zahl deutlich geringer war als die der Mazari – nicht verbrannt waren. Sie wiesen die üblichen Verletzungen eines Kampfes auf. Abgetrennte Arme, aufgeschlitzte Bäuche. Aber keine Spur einer Feuersbrunst. Vyruks Magie? Hatte sie seine Schäfchen nicht nur kontrolliert, sondern auch vor der Hitze bewahrt?
    Yanil ging zielstrebig auf die Stelle zu, an der er Brilys das letzte Mal gesehen hatte. Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als er ihn schlaff auf der Seite liegen sah, genau dort, wo er zuletzt angegriffen wurde. Sein Bogen lag unweit neben ihm, seine Augen waren geschlossen. Es sah fast aus, als schliefe er, keine Spur von Verbrennungen. Yanil warf sich neben ihm auf die Knie, drehte ihn vorsichtig an der Schulter herum auf den Rücken. Sein Arm fiel wie der einer leblosen Puppe neben seinen Körper. Erst jetzt bemerkte Yanil das blutgetränkte Hemd, das um eine Wunde im Bauch herum nass und dunkelrot glänzte. Er tastete Brilys Gesicht ab, es war kühl. Atmete er, schlug sein Herz? Yanil konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Er brach in Tränen aus, konnte sich nicht dagegen wehren. Er schluchzte, laut und ungehemmt. Brilys würde zu einem unauslöschlichen Teil seiner Erinnerungen werden, zu etwas, das seine Ansichten für immer prägen würde.
    Yanil wischte sich mit seinem verbrannten Arm über das Gesicht, vergaß im Angesicht seiner Seelenpein

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