Feuerscherben
wie die Homosexuellen 1969 von den hohen Tieren des Militärs behandelt wurden. Weshalb ist Steve Sterne plötzlich auf den Gedanken gekommen, seine Leute auszuschicken und nach Skandalen bei Jordan Edgar zu suchen? Meine Güte, die Sache ist fünfundzwanzig Jahre her! Sterne hätte niemals seine Zeit damit verschwendet, wenn er nicht sicher gewesen wäre, dass er fündig werden würde.«
Sharon mochte eine verblassende Blondine mit Falten um die Augen sein. Aber manchmal war sie wirklich klug. Er rollte zu ihr hinüber und strich mit den Fingern geistesabwesend über ihre Brüste.
»Du hast Recht«, sagte er und belohnte sie mit einigen halbherzigen Küssen. »Mein Verstand muss heute Abend auf Sparflamme geschaltet sein. Weshalb ist mir das nicht gleich klar geworden? Sterne muss einen Tipp bekommen haben. Ich möchte wissen, von wem.«
Sharon bog sich ihm anerkennend entgegen. »Wie wäre es mit Evelyn?«, schlug sie vor. »Schließlich müsste sie am ehesten wissen, was … Du weißt schon.«
Könnte es Evelyn gewesen sein?, überlegte er. Aber weshalb jetzt, nach all den Jahren des willigen Schweigens?
»Au!« Sharon warf sich auf dem Bett hin und her. »Pass auf, Liebling. Du tust mir weh.«
»Tut mir leid«, antwortete er und war in Gedanken meilenweit fort.
Claire, dachte er und verzog triumphierend das Gesicht. Weshalb war er so dumm gewesen und hatte nicht sofort erkannt, dass Claires schmutzige Finger hinter der katastrophalen Vorstellung von heute Abend steckten?
Er umschloss Sharons Brüste und barg sein Gesicht in den weichen Rundungen. Dann küsste er die rosige Spitze, in die er versehentlich gekniffen hatte, und murmelte einige weitere bedeutungslose Worte zur Entschuldigung. Sharon ist gar nicht so übel, stellte er fest, während sie keuchte und sich unter ihm wand. Manchmal half es ihm, seine verwirrten Gedanken zu ordnen, wenn er mit ihr schlief. Sie spreizte die Schenkel und drängte sich an ihn. Dankbar merkte er, dass er fester wurde.
Claire, dachte er und ließ den Namen in seinem Kopf widerhallen. Claire Helen Campbell, alias Dianna Mason. Es war höchste Zeit, dass er das Luder umbrachte. Und diesmal würde er dafür sorgen, dass er es sieht. machte.
Dianna warf sich hin und her und fand keine Ruhe. Nur ein schlechtes Gewissen kann dafür sorgen, dass einem die Spitzen in der Sprungfedermatratze plötzlich steinhart vorkomme dachte sie. Als die Türglocke läutete, zuckte sie erschrocken zusammen und atmete anschließend erleichtert auf. Ihr war jeder Vorwand recht, um aufzustehen und an etwas anderes zu denken als an Steve Sterne und sein Interview mit Andrew.
Sie zog einen Jogginganzug an, tappte zur Haustür und spähte durch das Guckloch. Ohne große Überraschung stellte sie fest, dass Ben Maxwell vor dem Haus auf und ab ging. Er runzelte heftig die Stirn. Aber das war nichts Neues. Bens Miene war entweder wütend oder hochmütig, sobald es um sie g in g.
Dianna öffnete die Tür und kämpfte gegen eine ganze Flut von unterschiedlichen Empfindungen. Eine der wichtigsten war die Erkenntnis, dass dieser Mann – gerunzelte Stirn oder nicht – entschieden zu attraktiv für ihren Seelenfrieden war. »Hallo, Ben«, sagte sie, ohne die Türkette zu lösen. Um ihn auszusperren? Oder um sich selber daran zu hindern, ihn hereinzubitten? »Welch eine merkwürdige Uhrzeit für einen Besuch.«
»Tut mir leid, aber ich habe einen entsetzlichen Abend hinter mir. Ich war mit Andrew und Evelyn zusammen und konnte nicht früher weg. Lass mich bitte herein. Wir müssen miteinander reden.«
Sie zögerte nur einen Moment. Dann löste sie die Kette und ging in ihr Atelier, ohne sich zu überzeugen, ob Ben ihr folgte. Doch sie hörte, dass er die Tür hinter sich schloss. Erst beim Klang seiner Stimme drehte sie sich um. »Hast du das Politmagazin mit Steve Sterne heute Abend gesehen?«, fragte er ohne jede Vorrede. »Ja.«
»Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Hat die Sendung keinen einzigen Funken Mitleid für Andrew in dir geweckt?«
Dianna strich mit den Fingerspitzen über den Rand einer Schale, als könnte das reine Kristall sie beruhigen. Glas ist so unkompliziert, dachte sie. Hat es zu viel Mängel, zerbricht es. Ist es makellos rein, kann man glatt hindurchsehen.
»Was erwartest du von mir, Ben? Weshalb bist du gekommen? Ich habe dir oft genug gesagt, was ich von Andrew halte.
Er ist nicht für ein öffentliches Amt geeignet, das mussten die Wähler erfahren. Ich bedauere nicht,
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