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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Bevölkert von Florida sicher Verständnis habe. Im nächsten Moment widersprach sie sich und jammerte, wie traurig er sein müsste dass es sicher Jahre dauern würde, bis Gras über den Skandal gewachsen wäre.
    Traurig? Das war ja zum Lachen! Er war nicht traurig, sondern wütend. Die Hoffnung auf einen Wahlsieg hatte sich innerhalb von zwanzig Minuten in Luft aufgelöst. Die gesamte sorgsam über das Fernsehen aufgebaute Publicity war geplatzt.
    Und nicht nur der Gouverneursposten war verloren. Auch die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten blieb für immer ein Traum. Die moralische Einstellung der Bevölkerung mochte vielleicht etwas liberaler sein als vor zehn Jahren. Doch eher würde man Boris Jelzin zum Präsidenten der USA wählen als jemand, dem der Makel der Homosexualität anhaftete. Alle wirtschaftlichen Vorteile, auf die er gezählt hatte, alle gesellschaftlichen Beziehungen, die sich automatisch eingestellt hätten, waren für immer dahin. Am liebsten hätte er wie ein verwundeter Hund geheult.
    Aufgeregt lief er in seinem Zimmer in Pittsburgh auf und ab und konnte gerade noch an sich halten, um nicht eine von Evelyns kostbaren antiken Vasen zu packen und an die Wand zu schleudern.
    Sharon drückte sich in die Kissen und beobachtete ihn besorgt. Kein Wunder, nach der Enthüllung im Fernsehen heute Nacht. Er stürmte zum Bett, eine dieser antiken italienischen Monstrositäten mit einem geschnitzten Kopfteil und einem verteufelten Fußteil, an das man regelmäßig mit dem Knie schlug, wenn man aufstand und ins Bad wollte.
    Stirnrunzelnd blickte er auf Sharon hinab, und sie sah unsicher zu ihm auf. Stellt sie sich gerade vor, wie es ist, wenn ich mit einem Schwulen im Bett liege?, überlegte er, und ihm wurde beinahe übel. Er würde ihr schon beweisen, dass er ein heißblütiger amerikanischer Mann war und kein Weichling.
    »Rutsch rüber«, forderte er sie auf. Sharon legte sich auf die andere Seite der Matratze. Ihre blonden Locken wippten auf den spitzenbesetzten Kissen. Sie wirkt heute Abend ein bisschen verstört, stellte er fest. Sie hatte Falten um die Augen, und ihre Augenbrauen waren nicht sauber gezupft. Sie war dreiunddreißig Jahre alt und sah in diesem Moment auch so aus. Vielleicht war es an der Zeit, sie loszuwerden.
    Er liebte junge Frauen – junge und schlanke, denen noch ein Hauch Jungfräulichkeit anhaftete. Leider waren Jungfrauen heutzutage selten, zumindest wenn man sich auf volljährige Mädchen beschränkte. Und er hütete sich, das Risiko einzugehen, sich von einem minderjährigen Küken mit einem Beschützer von niedriger Gesinnung erpressen zu lassen. Nein, er war zu klug, um sich solchen Gefahren auszusetzen. Sharon streckte ihre Hand aus und strich seinen Bauch hinab. Ebenso gut hätte sie ihn mit einem toten Fisch schlagen können. Die Wirkung wäre dieselbe gewesen. Du liebe Güte, er war schlaff wie ein Salatstrunk von gestern. Offensichtlich brauchte er etwas Aufregenderes als Sharon im Bett. Was nützte ihm eine Frau, die ihn nicht mehr erregen konnte? »Lass das«, sagte er, packte ihre Hand und legte sie zurück.
    »Ich denke nach.«
    »Über die Fernsehsendung von heute Abend?«, fragte Sharon und nahm seine Zurückweisung wortlos hin.
    »Worüber sonst?«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, was ich gesehen habe«, sagte sie. »Findest du das Ganze nicht auch etwas seltsam?«
    »Viele Dinge sind seltsam. Was meinst du genau?«
    »Nun, die Tatsache, dass Steve Sterne wusste, wo er diese vernichtenden Tatsachen finden konnte. Über Jordan Edgar und … Du weißt schon.«
    Eigentlich wollte er jetzt nicht über das Interview sprechen. Aber Sharon hatte einen wichtigen Punkt erwähnt. Deshalb verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und blickte verärgert zur Decke. »Steve Sterne ist ein erfahrener Journalist mit einem riesigen Stab von Mitarbeitern, der gutes Recherchieren gewohnt ist.«
    »Ich weiß. Aber … «
    »Glaubst du, er könnte seine Zuschauer bei der Stange halten, wenn er die ganze Zeit nur über Landerschließung reden würde? Der Wahlkampfmanager hätte wissen müssen, dass der Kerl etwas im Schilde führte, und die Einladung ablehnen sollen.«
    Diesmal war Sharon nicht bereit, seine Meinung schweigend hinzunehmen. »Ich bin sicher, dass der Wahlkampfmanager ein scharfes Interview erwartet hat«, sagte sie. »Aber es gibt unzählige kontroverse Themen in diesem Wahlkampf. Und die meisten sind erheblich aktueller als der Vietnamkrieg und die Frage,

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