Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
Vom Netzwerk:
Dann begann sie leise, beinahe schmerzlich: »Den ersten Versuch, mich umzubringen, machte Andrew am Abend meines achtzehnten Geburtstags, indem er unser Ferienhaus in Vermont in Brand steckte. Wie du weißt, wurde Jon Kaplan dabei getötet, während ich entkommen konnte.«
    »Und du weißt, dass Ted Jenkins wegen dieses Brands verhaftet wurde und die Tat freiwillig gestanden hat«, antwortete Ben.
    Claire lächelte traurig. »Wolltest du nicht objektiv bleiben, Ben?«
    Er holte tief Luft. »Tut mir leid. Aber sehe einfach keinen … «
    »Dafür habe ich alles genau gesehen«, unterbrach sie ihn. »Und das ist der springende Punkt. Ich sah Andrew Campbell direkt vor dem Blockhaus.«
    Ben starrte sie mit offenem Mund an. »Du sahst Andrew in der Brandnacht? Wieso? Ich meine, wann hast du ihn gesehen?«
    »Ich sah ihn unmittelbar, nachdem ich dem Feuer entkommen war«, antwortete Claire. »Als die Flammen auf das Haus übergriffen, war ich zufällig im Badezimmer, während Jon Kaplan auf dem Boden vor dem Kamin schlief. Sobald ich den Brand bemerkte, versuchte ich, mich ins Wohnzimmer zurückzutasten, um Jon zu wecken und ihn nach draußen zu bringen. Ich kam tatsächlich so weit, konnte Jon aber nicht wach kriegen. Ich nehme an … Ich nehme an, er war schon an Rauchvergiftung gestorben. Unmittelbar darauf stürzte ein brennender Deckenbalken auf seinen Körper.«
    Ben merkte, wie schwer es Claire fiel, über die letzten Minuten von Jon zu sprechen. Er fasste ihre Hände, massierte mit dem Daumen ihre Knöchel und versuchte, ihr Mut zu machen. Aber er wusste, dass manche Erinnerung zu schrecklich war, um jemals ganz vergessen zu werden.
    »Und dann sahst du Andrew?«, fragte er, um sie von dem entsetzlichen Tod Jon Kaplans abzulenken. »Hat er gemerkt, dass du ihn gesehen hast? Glaubst du, dass er dich deshalb umbringen will?«
    »Nein, er dürfte kaum gemerkt haben, dass ich ihn sah. Wir waren zu weit auseinander, um Blickkontakt zu haben.«
    »Aber du warst nahe genug, um sicher zu sein, dass es sich um Andrew handelte?«
    »Ja, dafür schon«, bestätigte ihm Claire verzweifelt. Trotz der warmen Sommernacht waren ihre Hände eiskalt, als durchlebe sie noch einmal die Schrecken der bitteren Nacht in Vermont. »Ich sah Andrew erst, als ich außerhalb des Blockhauses war. Ich rannte von dem Feuer weg zu einer kleinen Gruppe von Nadelbäumen, die den westlichen Rand unseres Grundstücks begrenzten. Im Schutz der Kiefern blieb ich einen Moment stehen, um mich zu erholen. Dann hörte ich ein Geräusch – vielleicht war es das Anspringen des Motors – und blickte ein letztes Mal zu dem Haus zurück.« Sie schwieg einen Moment. »Da sah ich ihn.«
    »Stieg er gerade in den Wagen?«
    »Nein, er war schon drin. Er fuhr mit seinem Jeep vom Feuer weg. Nicht sehr schnell. Zumindest kam es mir nicht so vor. Ich hatte den schrecklichen Eindruck, dass er sich über das Lenkrad beugte und lachte.«
    Eine ungeheure Erleichterung erfasste Ben. Wenn dies alles war, was Claire Andrew all die Jahre hatte vorwerfen können, waren ihre Beweise ziemlich dürftig. Er nahm ihre Hände und legte sie auf seine Brust. »Bitte, versteh mich nicht falsch, Claire. Aber ich muss es dich fragen. Wie kannst du sicher sein, dass Andrew den Jeep gefahren hat? Es war dunkel. Und du warst furchtbar verstört. Dazu hattest du schließlich allen Grund.«
    »Versuch nicht, mir einzureden, ich hätte jemand anders gesehen«, sagte Claire und machte sich los. »Der Jeep hatte Andrews persönliches Nummernschild: ABC 4. Im Feuerschein konnte ich die Zeichen deutlich lesen.«
    »Ich bezweifle nicht, dass du Andrews Jeep gesehen hast«, sagte Ben. »Aber woher willst du wissen, dass Andrew der Fahrer war?«
    »Ich habe Andrew tausendmal in dem Wagen gesehen, und der Fahrer sah aus wie Andrew. Er war männlich, hatte die richtige Größe und trug eine seiner karierten Golfkappen mit passendem Schal.« Ben sagte nichts, doch sie spürte sein Misstrauen. Verärgert warf sie den Kopf zurück. »Wenn eine Ente aussieht wie eine Ente und schwimmt wie eine Ente, weshalb sollte ich dann glauben, ich hätte einen Schwan gesehen?«
    »Das verlangt ja niemand von dir«, sagte Ben. »Aber vielleicht handelte es sich um eine Spielzeugente.«
    »Was soll das nun schon wieder heißen?«, fragte Claire verärgert.
    »Nehmen wir einen Moment an, Ted Jenkins hätte das Feuer tatsächlich gelegt. Wäre es deiner Ansicht nach möglich, dass er den Jeep gefahren und die gleiche

Weitere Kostenlose Bücher