Feuerscherben
während er jeden Winkel ihres Mundes erforschte. Aber dieses Vorspiel genügte ihm nicht. Es konnte nicht das unbändige sexuelle Verlangen stillen, das immer drängender wurde, je länger der Kuss dauerte.
Ben hielt sich für einen ritterlichen Liebhaber. Er betrachtete sich gern als einfühlsamen Mann der neunziger Jahre, der die Bedürfnisse seiner Partnerin erkannte und niemals vergaß, dass zu gutem Sex Takt, gegenseitige Rücksichtnahme und viel Zärtlichkeit gehörten. Doch im Moment war er außerstande, auf Diannas Bedürfnisse einzugehen. Durch den hitzigen Schleier heißen Verlangens tauchten die verlockendsten Bilder vor seinem inneren Auge auf: Dianna lag nackt auf dem Bett; Dianna spreizte die Beine, um ihn in sich aufzunehmen; Dianna umschloss ihn feucht und heiß, während er tief in sie eindrang; Dianna wand sich unter ihm vor Lust und erschauerte beim Orgasmus. Er konnte sich genau vorstellen, wie sie aussah, wenn sie den Höhepunkt erreichte: Ihre Haut war gerötet, und sie schloss überwältigt die Augen angesichts der Intensiven Lust, die er ihr bereitete.
Die Bilder brachten Ben an den Rand der Ekstase. Er straffte sich und löste die Lippen einen Moment von ihrem Mund, um Dianna auf die Arme nehmen zu können. Eindringlich flüsterte sie seinen Namen, und ihr Körper spannte sich vor Verlangen an. Jedenfalls glaubte er, dass es vor Verlangen geschah. »Lassen Sie mich runter, Ben. Wir müssen aufhören.« Ben hörte sie sprechen. Er bemerkte auch das leichte Zittern in ihrer Stimme. Doch ihre Worte drangen nicht in sein Bewusstsein. Wie die Flammen, die das Gästehaus in Brand gesteckt hatten, erfasste das Feuer des Verlangens alle Teile seines Körpers und verdrängte seine restliche Vernunft. Er hatte nur noch den Wunsch, Dianna in sein Bett zu holen. Wie leises Murmeln, das weder bedrohlich war noch eine Warnung enthielt, glitt ihre Stimme über ihn hinweg. Er durfte nicht stehen bleiben und mit ihr reden. Sonst würde er sie am Ende noch auf dem Boden in Besitz nehmen. Und das wollte er ihr nicht antun. Süße Dianna. Sie war so schön und reagierte so leidenschaftlich auf ihn. Instinktiv hielt er sie fest. Was für eine wunderbare Frau!
Mit beiden Händen trommelte Dianna auf seine Brust. Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme heiser und atemlos, sonst aber sehr beherrscht. »Ben, hören Sie auf. Hören Sie mir endlich zu!«
»Ich höre dir ja zu, Schätzchen«, log Ben und erreichte den Fuß des Bettes. Das Kosewort kam ihm mühelos über die Lippen.
»Claire Campbell starb vor fünf Jahren im Trenton General Hospital in Boston. Ein Exemplar ihrer Sterbeurkunde befindet sich in meinem Koffer.«
Ben blieb wie angewurzelt stehen. Er wusste, er hatte gerade etwas Ungeheuerliches gehört, etwas absolut Unerwünschtes. Aber er war sich nicht sicher, was es war. Schlagartig erschlafften seine Muskeln, und er lockerte den Griff. Dianna rutschte aus seinen Armen auf das Bett. Verblüfft: starrte er auf sie hinab, und sein Verlangen verflog auf der Stelle. »Was haben Sie gesagt?«
Dianna kroch von seinem Bett herunter, zerrte die Tagesdecke mit und lief ein Stück weg, bevor sie wieder sprach. Ben blickte auf ihren Mund und beobachtete, wie sie die Worte bildete, als wäre er taub und müsste die Laute von ihren Lippen ablesen.
»Ich habe gesagt, dass Claire Campbell tot ist. Sie starb vor fünf Jahren nach einem Unfall auf der Autobahn von New Jersey. Ein Exemplar ihrer Sterbeurkunde befindet sich in meinem Koffer.«
Sie sah ihm fest ins Gesicht und verkündete die niederschmetternde Tatsache, ohne die Miene zu verziehen oder das geringste Anzeichen von schlechtem Gewissen. Ben hielt ihrem Blick stand und bemühte sich verzweifelt, den Sinn dieses Geständnisses zu begreifen, der auf der Hand lag und ihn eigentlich nicht überraschen konnte.
Endlich drang die Bedeutung ihrer Worte in sein Bewusstsein. Claire Campbell war tot. Sie war bei einem Unfall ums Leben gekommen. Das hieß, Dianna Mason war eine Betrügerin. Wie jedermann vermutete, hatten Hal Doherty und sie ein Täuschungsmanöver ausgeheckt.
Es ist ganz einfach, Maxwell, sagte er sich. Keine Überraschung. Benutz deinen Verstand zum Denken, und überlass es nicht deinem Penis. Dann wirst du es schon begreifen.
Er atmete tief durch und anschließend noch einmal. Doch seine Stimme klang immer noch unsicherer, als ihm lieb war. »war das ein offizielles Geständnis, dass Sie einen Betrug begangen haben, Miss Mason? Dass Sie
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