Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
Vom Netzwerk:
im Beacon Hill. Dianna fuhr über den Storrow Drive in Richtung Brücke, die sie über den Fluss nach Cambridge brachte. Sie steuerte den Wagen, ohne auf ihre Umgebung zu achten, und verwünschte ihr Unvermögen, endlich über den eigenen Schatten zu springen und jemandem die ganze Wahrheit über ihre Vergangenheit anzuvertrauen. Inzwischen bedauerte sie bitterlich, Sonya nicht alles erzählt zu haben. Doch bei dem Gedanken, den Wagen zu wenden, zur Wohnung der Freundin zurückzukehren und ihr die Wahrheit zu gestehen, brach ihr der kalte Schweiß aus. Ihr Psychiater würde jetzt sagen, dass sie sich in Schweigen flüchtete und dass dies das ungesündeste Mittel für eine angeschlagene Psyche wäre. Aber das Schweigen hatte so lange und so gut geholfen, dass sie Angst hatte, es aufzugeben.
    Vor einer roten Ampel hielt Dianna an und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad – nicht vor Ungeduld, sondern als Reaktion auf ihre nervöse Spannung, für die sie kein anderes Ventil fand. Eine Hupe ertönte hinter ihr, und sie sah in den Rückspiegel. Hinter ihr stand ein roter Mustang, dessen Fahrer die Aufmerksamkeit eines jungen Mädchens erringen wollte, das ihn keines Blickes würdigte.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Als Dianna ihren Wagen wieder beschleunigte, entdeckte sie die vertrauten Umrisse von Hal Dohertys altersschwachem Toyota Camry hinter dem Mustang.
    O nein, dachte sie und stöhnte laut. Nicht Hal. Einen weiteren Streit mit Hal Doherty ertrug sie jetzt nicht.
    Einen Moment überlegte sie, ob sie wenden und irgendwohin verschwinden sollte. Vielleicht im dichten Verkehr um den Harvard Square. Aber Hal würde sie verfolgen, bis er eine Gelegenheit gefunden hatte, ihr Auge in Auge gegenüberzutreten, das war ihr klar. Deshalb verließ sie die Massachusetts Avenue und fuhr nach Hause. Wahrscheinlich bekomme ich jetzt die Strafe, die ich verdient habe, sagte sie sich.
    Als sie in die Allee bog, an der ihr Atelier lag, schien Hal den Anschluss verloren zu haben. Wie sie ihn kannte, würde es allerdings nicht lange dauern, bis er sie eingeholt hatte. Er kannte ihre Adresse und tauchte gewiss bald bei ihr auf.
    Dianna drückte auf die elektronische Fernbedienung, mit der sich ihr Garagentor automatisch öffnete. Obwohl die Anzahl der Verbrechen in diesem ruhigeren Viertel von Cambridge relativ niedrig lag, hatte sie die Anlage zu ihrer persönlichen Sicherheit einbauen lassen und hielt sie für eine sinnvolle Investition. Sie fuhr in die Garage, schloss die Tür hinter sich und schaltete erleichtert den Motor aus. Es war ein ziemlich elender Tag gewesen. Doch wenn Hal gleich bei ihr auftauchte, konnte sie ihm zumindest auf eigenem Grund und Boden gegenübertreten.
    Sie entriegelte die Wagentür, stieg aus und klemmte ihre Handtasche sowie einen Stapel Blätter mit Sonyas Recherchen unter den Arm.
    Ein Mann trat aus dem Schatten. Sie wollte gerade schreien, dann erkannte sie den Besucher.
    »Hallo«, sagte Ben. »Ich habe auf Sie gewartet.«

8. KAPITEL
    Nach dem Streit mit Sonya fühlte Dianna sich außerstande, eine weitere Auseinandersetzung mit Ben Maxwell zu führen. Ohne ihn anzusehen, eilte sie an ihm vorüber. »Gehen Sie«, sagte sie gereizt. »Ich möchte nicht mit Ihnen reden.«
    »Das ist bedauerlich, denn wir haben eine Menge zu besprechen.«
    »Nein, das haben wir nicht.« Dianna merkte, wie kindisch ihre Stimme klang. Aber Bens Anwesenheit machte sie halb wahnsinnig. Als sie Sonya verließ, war sie müde und verletzt gewesen und hatte nur noch den Wunsch gehabt, nach Hause zu fahren und sich zu verkriechen. Sie war immer noch furchtbar nervös, aber anders als vorher. Sie bekam kaum Luft, und ihr Puls raste vor Erwartung. So seltsam es sein mochte, ein winziger Teil von ihr freute sich offensichtlich auf den Schlagabtausch mit ihn.
    Dianna war nicht naiv, und sie machte sich nichts vor. Sie bemerkte Bens sexuelle Anziehungskraft durchaus. Doch sie wollte nicht zugeben, dass sie ein körperliches Verlangen nach einem Mann empfand, der eine erhebliche Bedrohung für ihre Sicherheit bedeutete. Sie konnte sich den Luxus einer Affäre mit Ben nicht leisten. Deshalb durchquerte sie die Garage und war entschlossen, ihn kurzerhand zu ignorieren. Gerade wollte sie ihr Atelier betreten, da fiel ihr etwas ein, und sie drehte sich noch einmal um. »Wie sind Sie eigentlich hereingekommen?«, fragte sie erschrocken. »Ich bin hinter Ihrem Wagen in die Garage geschlüpft.«
    Antwortete Ben ohne das geringste

Weitere Kostenlose Bücher