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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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schlechte Gewissen und lachte keine Anstalten, zu gehen. Dianna ärgerte sich über seine Selbstsicherheit. Noch schlimmer war, dass er ungeheuer sexy in dem dunklen Hemd mit dem offenen Kragen und dem lockeren Leinenjackett von Armani aussah. Im Moment war sie beim besten Willen nicht in der Stimmung, es mit einem so anziehenden Mann aufzunehmen. Vor allem nicht, wenn dieser einen beängstigend scharfen Verstand besaß und eine außerordentliche Zielstrebigkeit bewies.
    »Sie verschwenden Ihre Zeit«, wiederholte sie, und ihre Augen funkelten vor Zorn. »Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Fliegen Sie zurück, Ben. Ich bin sicher, Andrew hat noch eine Menge andere Aufträge für Sie.«
    Ben war viel zu klug, um auf ihre Schroffheit einzugehen. Er lehnte sich an die Motorhaube ihres Wagens, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte höflich. »Andrew hat mich nicht geschickt. Er weiß nicht einmal, dass ich hier bin. Sie können mich ruhig ins Haus bitten.«
    »Weshalb? Nennen Sie mir einen einzigen guten Grund dafür.«
    »Ich habe den Autopsiebericht von Claire Campbell gelesen, die bedauerlicherweise am 22. April 1989 verstorben ist.«
    Eine furchtbare Ahnung erfasste Dianna, und sie fröstelte plötzlich. Wie in aller Welt hatte sie annehmen können, dass ein Schlagabtausch mit Ben Maxwell Spaß machen würde? Sie legte die Hände flach auf die Ateliertür, als müsste sie sich daran stützen. »Ich nehme an, es war eine interessante Lektüre«, antwortete sie und versuchte vergeblich, uninteressiert zu klingen.
    »Sie war faszinierend. Die arme Claire war übel zugerichtet. Zahlreiche Quetschungen und Knochenbrüche. Sowohl ihre Hände als auch ihr Gesicht waren verbrannt.«
    »Ja, ich weiß. Ich musste ihre Leiche identifizieren.« Dianna lehnte sich fester an die Tür, denn die Erinnerungen kehrten zurück. »Wir hatten beinahe ein Jahr ein Apartment geteilt.«
    »Auch das steht in dem Autopsiebericht. Dianna Mason, eine Mitbewohnerin, wird als die Person genannt, die den Leichnam identifizierte. Ich nehme an, das waren Sie?«
    »Ja, das war ich.« Dianna zuckte innerlich zusammen und wollte lieber nicht daran denken, was Ben sonst noch herausgefunden haben könnte. »Hören Sie, Ben, ich habe zu tun. Im Gegensatz zu den meisten Leuten in Ihrer Bekanntschaft muss ich meinen Lebensunterhalt selber verdienen. Verfolgen Sie mit dieser Unterhaltung einen bestimmten Zweck?«
    »Selbstverständlich«, sagte er. »Schließlich habe ich die lange Reise aus Florida extra deswegen unternommen.«
    »O je. Wenn Andrew Sie nicht geschickt hat, nehme ich an, dass Sie nicht in seinem Privatjet geflogen sind. Das heißt, Sie haben völlig umsonst einen Linienflug genommen.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, antwortete Ben. Er sprach leise, und seine Miene blieb gelassen. Trotzdem hätte Dianna am liebsten kehrtgemacht und wäre meilenweit davongelaufen. »Ich glaube, ich habe einen ausgezeichneten Grund für meinen Besuch. Hier ist er: Nach dem Bericht des Leichenbeschauers war Claire Campbell bei ihrem Tod einen Meter fünfundsechzig groß.«
    »Na und? Das ist ein ziemlich durchschnittliches Maß für eine Frau«, antwortete Dianna. Ob Ben merkte, wie viel Kraft es sie kostete, äußerlich höflich und gleichgültig zu bleiben? »Was ist daran so besonders?«
    Bens Blick ging ihr durch Mark und Bein. »Bei ihrer ärztlichen Untersuchung unmittelbar vor Eintritt ins College war Claire Campbell einsvierundsiebzig groß. Sie war immer noch einsvierundsiebzig, als sie eine Woche vor ihrem Verschwinden mit ihrer Mutter zu einem Designer ging, um sich einen Ledermantel anmessen zu lassen. Als sie drei Jahre später in New Jersey starb, war sie nur noch einsfünfundsechzig. Ist das nicht seltsam? Können Sie mir sagen, was mit den fehlenden neun Zentimetern passiert ist? Sie muss pro Jahr drei Zentimeter kleiner geworden sein.« Ben lächelte lauernd. »Ihre Antwort würde mich außerordentlich interessieren, Miss Mason.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Dianna und wollte die Tür öffnen. Wenn sie sich beschäftigte, merkte Ben vielleicht nicht, dass sie zitterte. »Wahrscheinlich hat sich der Leichenbeschauer beim Messen geirrt. So etwas kommt sicher gelegentlich vor.«
    »Mag sein. Dieser Bericht wurde jedoch von einem Praktikanten angefertigt, einem Pathologen, der noch keine Zulassung besaß. Alle Maße, die er angab, wurden vom amtlichen Leichenbeschauer überprüft. Glauben Sie, dass sich beide geirrt haben, Miss

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