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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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durchströmte ihn.
    »Wie kommst du darauf?«
    Er war sich bewusst, dass er seit der gemeinsamen Nacht viel zu distanziert mit ihr umging. Ein irritierendes Verhalten legte er da an den Tag, eben jene Frau zu brüskieren, um die all seine Gedanken kreisten, für die er vor nicht einmal einer Viertelstunde einen seiner wertvollsten Gefolgsleute ohne mit der Wimper zu zucken getötet hätte. Dass sie ihn so gefesselt hatte, nahm er ihr übel … gleichzeitig erregte es ihn auf gefährliche Weise. Warum in drei Teufels Namen sollte sie eigentlich nicht wissen, dass er sie begehrte? Weil es mehr ist als das?
    Er riss sich zusammen. Solche Überlegungen führten zu nichts, das wusste er aus bitterer Erfahrung. »Ich war in Gedanken. Was bedrückt dich, Mila?«
    »Wir sind uns einig, dass es kein technisches Versagen sein kann, das den Fallschirm zerfetzt hat. Jetzt wird ein Toter gefunden.« Ohne seinem Blick auszuweichen, sagte sie: »Wonach suchst du in Stanmore, Lucian?« Und was hat das mit mir zu tun?
    Die unausgesprochene Frage konnte er ihr nicht beantworten, noch nicht. Die andere wollte er nicht mit ihr diskutieren. Zu viel zu wissen, konnte ihr gefährlich werden, und jedem anderen ebenfalls. Also sagte er: »Ich hatte ohnehin vor, mich am Flugplatz umzusehen.«
    Das hätte er schon eher tun sollen. Doch er hatte ein verdammtes Fürstentum zu regieren, was noch nie eine leichte Aufgabe gewesen war.
    »Dann komme ich mit.«
    »Mila …«, sagte er in einem Ton, der seine Gefolgsleute davor gewarnt hätte, ihm zu widersprechen.
    »Wenn du mich nicht mitnimmst, finde ich einen anderen Weg. Ich könnte ein Taxi nehmen …«
    Sie zeigte keine Furcht vor ihm. Natürlich ahnte sie nicht, wem sie hier Widerworte gab, aber Lucian hätte wetten können, dass auch das Wissen um seine wahre Natur sie nicht davon abgehalten hätte zu tun, was sie für richtig hielt. Welch ein Leichtsinn. Um ihr ein für alle Mal einzubläuen, dass man sich so nicht verhalten durfte, wollte man in der magischen Welt überleben, verspürte er große Lust, sie übers Knie zu legen. Oder zu küssen … am liebsten in dieser Reihenfolge.
    Mila ahnte nichts von seinen Fantasien und zählte Gründe auf, warum es ihr notwendig erschien, ihren Plan notfalls auch gegen seinen Willen durchzusetzen. »Erstens steht dort immer noch Anthonys Auto«, sagte sie. »Und außerdem fände es jeder eigenartig, wenn ich mich überhaupt nicht mehr für diese Angelegenheit interessieren würde. Schließlich hätte ich beinahe mein Leben verloren. Selbst wenn niemand den zerfetzten Fallschirm gefunden hat, weil du ihn entsorgt hast … Das hast du doch, oder?«
    »Ja, sicher.« Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, sobald er in ihre wiesengrün gefleckten Augen blickte, in denen das Feuer aufblühte wie roter Klatschmohn. Doch der weiche Mund bot auch keine Alternative. Ein schier unwiderstehliches Verlangen, sie zu küssen, machte ihm das Atmen schwer. Irgendetwas war mit ihm eindeutig nicht in Ordnung. Vermutlich verbrachte er zu viel Zeit in menschlicher Umgebung. Am liebsten hätte er sich geschüttelt, die Schwingen ausgebreitet und wäre davongeflogen. Stattdessen hörte er sich sagen: »Wenn es dir so wichtig ist, dann fahren wir gemeinsam. Allein gehst du nirgendwohin.«
    Selbstverständlich wollte sie widersprechen, es war ihr anzusehen. Er hob die Hand, und zu seinem Erstaunen sagte sie nur: »Einverstanden.« Vorerst.
    Das habe ich gehört!
    Mit einem hinreißenden Lachen lief sie zum Auto und vergaß natürlich dabei zu humpeln. Den vergessenen Stock musste er ihr also hinterhertragen, aber wenigstens hatte sie daran gedacht, die Sonnenbrille aufzusetzen, die er als Ersatz für die während des Sturzes verloren gegangenen Gläser besorgt hatte. Ihre Kräfte mochte sie langsam zurückerlangen, die Fähigkeit, sie vor anderen zu verbergen, ließ noch zu wünschen übrig, und jedes magische Wesen, das einen Blick in Milas Augen warf, würde ahnen, dass sie eine von ihnen war.
    Lucian war ein sicherer Autofahrer, aber er liebte ganz offensichtlich die Geschwindigkeit. Mila hatte nichts dagegen, sie fuhr selbst gern schnell. Doch die Art, wie er sein dunkelgrünes MG Cabrio mit einer Hand steuerte, war ein kleines bisschen beunruhigend. Lässig schnitt er die engen Kurven der Landstraßen, die einspurig zwischen hohen Hecken und Steinmauern entlangführten. Jetzt ließ er den Wagen auch noch in halsbrecherischem Tempo über eine schmale Steinbrücke

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