Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
Anschließend füllte sie die Oliven vom Vorabend in ein Schüsselchen, wärmte Brot an und goss frisches Öl in eine flache Schale. Damit ging sie, als alles zusammen auf einem Tablett stand, auf die Terrasse, wo die beiden Männer in der Sonne saßen, als wäre nichts geschehen.
    »Setz dich, Mila.« Lucian nahm ihr den Korkenzieher aus der Hand und öffnete die Flasche, während sie den Brotkorb und alles andere auf den Tisch stellte. Nachdem er den Korken geprüft hatte, schenkte er sich einen Schluck ein und probierte. »Exzellent.«
    Großzügig füllte er ihre Gläser, hob sein eigenes und betrachtete, ohne eine Miene zu verziehen die Reflexe, die das Sonnenlicht hineinzauberte. »Auf euer Wiedersehen!«, sagte er schließlich und trank. »Da ich euch einander nicht weiter vorstellen muss, können wir ja gleich zur Sache kommen.«
    »Entschuldige, so gut kennen wir uns nicht«, warf Mila ein und ergänzte in Gedanken: Du weißt doch von meinem Problem. Ehrlich gesagt hatte ich bis heute vergessen, dass es ihn überhaupt gibt.
    Irrte sie sich, oder huschte ein Ausdruck männlicher Zufriedenheit über sein Gesicht? Womöglich funktionierte die Verbindung in beide Richtungen, und auch sie war in der Lage, seine Gefühle zu erspüren. Oder ließ er sie gezielt wissen, was sie wissen sollte, um sie zu manipulieren? In Zukunft , nahm sie sich vor, werde ich genauer darauf achten. Laut fuhr Mila fort: »Ich hatte keine Ahnung, dass Quaid …«
    »… für mich arbeitet?« Mit ruhiger Hand nahm sich Lucian ein Stück Brot.
    Obwohl seine Stimme nun milder klang, war dieser – sozusagen offizielle – Lucian von der warmen Stimme in ihrem Herzen weiter entfernt als je zuvor. Plötzlich konnte sie sich der Bilder nicht mehr erwehren, die durch ihren Kopf spukten. Gebannt und zugleich voller Furcht sah sie zu, wie er das Brot brach und ins Öl tunkte. Der Tropfen Balsamico, den sie hineingegeben hatte, sah aus wie eine Blutspur. Diese Seite ihres geheimnisvollen Verbündeten machte ihr Angst.
    Lucian, das wusste sie inzwischen, war außerordentlich präzise in den Dingen, die er tat. Alles schien eine Bedeutung zu haben, und im Moment war jede Geste eine deutliche Warnung. Ihre Intuition sagte ihr, dass Quaid, der sie die ganze Zeit nicht ein einziges Mal angesehen hatte, ebenso dachte. In diesem Augenblick jedoch trafen sich ihre Blicke, und Mila erkannte, dass sie sich nicht irrte. Er fürchtete sich.
    Lucian tat, als habe er nichts bemerkt, Mila aber ahnte, dass ihm selbst dieser winzige Blickkontakt nicht entgangen war. Scheinbar vollkommen ungerührt sprach er nun über die Begegnung mit den Polizisten. »Es ist höchst unglücklich, dass diese Leiche gefunden und die Polizei eingeschaltet wurde. Quaid, du siehst dir die Sache an. Ich will wissen, ob mein Verdacht zutrifft, bevor ich weitere Entscheidungen treffe.«
    »Ja, mein …« Nach einem schnellen Seitenblick zu Mila korrigierte er sich hastig. »Wird gemacht, ähm … Chef.«
    »Nimm dir die Portale vor«, befahl Lucian, ohne auf den Ausrutscher einzugehen. »Ich will einen genauen Plan davon haben, und wenn die Feen Schwierigkeiten machen, dann schick Cathure eine Nachricht. Sobald er weiß, in wessen Auftrag du handelst, wird er dir helfen.«
    »Jawohl.« Quaid sprang auf, warf ihr einen eigentümlichen Blick zu und … war weg.
    Fassungslos starrte Mila auf die Stelle, an der er eben noch gestanden und sich plötzlich wie eine Fata Morgana in hitzeflirrendes Licht verwandelt hatte.
    »Wahnsinn! Kannst du das auch?«, fragte sie Lucian, als ihr Gehirn, das kurzfristig vor Schreck gelähmt gewesen war, langsam anlief. Etwas zu gemächlich für ihren Geschmack, denn die Frage war natürlich eine Beleidigung für jemanden, der eindeutig Quaids Chef war und sich von ihm offenbar auch noch mein Fürst nennen ließ.
    Dieser Fürst allerdings antwortete ihr mit einem Gesichtsausdruck, den er vermutlich für unschuldig hielt: »Willst du mich loswerden?«
    »Das könnte dir so passen. Ich habe die eine oder andere Frage an dich, und vorher löst du dich besser nicht in Luft auf.«
    »Komm her, Milotschka!«
    Wie Nebel kroch seine Magie nach und nach an ihr empor, und mit jedem Zentimeter, den sie mehr davon eingehüllt wurde, stieg auch ihr Verlangen. Nach Lucian, nach seinen Berührungen und einem nicht enden wollenden Kuss; danach, sich ihm hinzugeben, ihren Körper, ihre Seele, ihr Sein aufzugeben …
    Nein! Lucians dunkle Stimme in ihrem Kopf klang gequält.

Weitere Kostenlose Bücher