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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sie Lucian und konnte nicht umhin zu bewundern, wie er sich katzengleich voranbewegte. Plötzlich hörte sie ein Stöhnen. Mila verharrte. Auch Lucian stand bewegungslos da und lauschte. Dort hinten sehe ich Licht. Weißt du, was in dem Raum ist?
    Jetzt bemerkte sie ebenfalls den schmalen Streifen, der unter einer Tür zu sehen war. Darin bewahren sie Fallschirme und Gurtzeug auf , informierte sie ihn.
    Bleib hier. Ich gebe dir ein Zeichen, sobald alles okay ist. Ohne ihre Antwort abzuwarten, löste er sich in nichts auf, so wie sie es bei Quaid gesehen hatte. Mit dem Unterschied, dass die Luft nicht vibrierte, als er verschwand. Es hatte nicht einmal einen Wimpernschlag lang gedauert, da war er weg. Spurlos verschwunden. Nicht den geringsten Hauch von Magie konnte Mila spüren, es war einfach, als sei er niemals hier gewesen. Ein äußerst unheimliches Talent.
    »Du kannst kommen«, rief er da aus dem angrenzenden Raum.
    Sofort lief sie los, vergewisserte sich aber an der Tür, ob es wirklich sicher war einzutreten. Sie hätte jetzt gern eine Waffe gehabt wie bei den Übungen in der Army. Aber ein Blick genügte, um ihr zu zeigen, dass hier kein Feind auf sie lauerte.
    »Mick!« Fragend wandte sie sich an Lucian, der den Fallschirmspringer grimmig ansah, während er sie mit einer Hand zurückhielt. »Was ist mit ihm?«
    Regungslos lag Mick auf einem alten Sofa. Die Wangen eingefallen, die Haut grau, dunkle Schatten unter den Augen. Die Stirn glänzte, sein Atem ging stoßweise, und er schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass er nicht mehr allein war.
    Mila wollte sich aus Lucians festem Griff befreien. »Er stirbt, wir müssen ihm helfen.« Sie erinnerte sich an die wundersame Energie, die sie von ihren Schmerzen befreit hatte.
    »Nein.«
    »Warum nicht? Ist es denn zu viel verlangt …«
    »Mila, denk doch nach. Es dürfte dir nicht entgangen sein, dass ich kein guter Samariter bin, der herumgeht und Sterbliche heilt. Im Übrigen steht es uns nicht zu einzugreifen, wenn die Zeit für einen Menschen gekommen ist.«
    »Das verstehe ich ja, aber Mick war vor wenigen Tagen noch gesund. Du willst mir doch nicht sagen, dass jemand derart schnell«, sie suchte nach einem passenden Wort, »verfällt«, sagte sie schließlich, und der Gedanke daran, was der arme Mann womöglich hatte erleiden müssen, schnürte ihr die Kehle zu.
    Ein rascher Blick in das Gesicht des Engels an ihrer Seite bestätigte, was der Instinkt ihr signalisierte. An der Sache war etwas faul. »Wenn es dir egal ist, warum bist du so wütend?«
    Die Kiefer aufeinanderpresst, knurrte er zwischen den Zähnen hindurch: »Weil hier einer schlampig arbeitet … und uns damit alle in Gefahr bringt.«
    Ratlos sah sie ihn an. »Aber dann wäre es doch noch wichtiger, ihn wieder gesund zu machen.« Und alles vergessen zu lassen , fügte sie flehend hinzu.
    »Im Prinzip hast du recht. Ich kann es trotzdem nicht tun.«
    »Warum nicht?«
    Lucian war hinter sie getreten und hielt sie nun an ihren Schultern, als wollte er die Richtung vorgeben, in die sie zu blicken hatte. »Was siehst du?«
    »Er ist sehr krank, seine Haut blass … Nein, fast schon grau.« Sie versuchte, sich umzudrehen, aber er hielt sie weiter fest. »Was soll das? Wenn du ihm nicht helfen kannst, dann müssen wir einen Krankenwagen rufen. Er stirbt!«
    »Schau unter die Oberfläche!«, sagte er eindringlich. »Öffne dein inneres Auge und vergiss die äußeren Anzeichen.«
    Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelang, sich ausreichend zu konzentrieren. Seine Hände, die beruhigende Nähe halfen dabei. Und auf einmal wusste sie, was Lucian meinte. Die Lebensenergie in Micks Körper war vollständig durchlöchert. Beinahe so, als hätte jemand seine Zähne hineingeschlagen und große Stücke herausgerissen. Erschüttert erkannte sie, dass genau das mit ihm passiert sein musste. So sahen normale Sterbende nicht aus.
    Sie schwanden dahin, bis ihre Seele frei war, um von den Todesengeln an den Ort ihrer Bestimmung gebracht zu werden. Mick jedoch war brutal seiner Energien beraubt worden. Anstelle einer pulsierenden Aura umhüllte ihn nur noch ein hauchdünnes Netz, das jederzeit reißen konnte. Sein Leben hing buchstäblich an einem seidenen Faden. Die Seele kauerte angstvoll in einer Ecke des Herzens. Kein Engel wachte über sie.
    Auf einmal ahnte sie: Wer auch immer ihm das angetan hatte, würde nicht zögern, ihn sterben zu lassen und seine Seele zu stehlen, um sie für dunkle Zwecke zu

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