Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
gut!«
    »Nein. Du musst gehen, sie ist eine Fanatikerin.«
    »Keine Sorge, Mick. Wir wissen, wer dir das angetan hat. Sie wird für ihre Untaten bestraft, das verspreche ich dir.«
    Nervös wühlte sie in ihrer Handtasche, bis sie ein sauberes Papiertuch fand, um ihm den kalten Schweiß von der Stirn zu tupfen. Er glühte fiebrig.
    »Du irrst dich …«
    »Er meint mich. Steh auf, du Schlampe! Ich habe gleich gewusst, dass du auch so eine bist.«
    Erschrocken drehte sich Mila um. »Andrea, was …«
    »Teufelsbrut!« Ohne weitere Vorwarnung schoss sie.
    Den Bruchteil einer Sekunde, bevor Micks offensichtlich wahnsinnig gewordene Freundin abdrückte, wusste Mila, was geschehen würde. Instinktiv warf sie sich zur Seite. Ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einem dumpfen Einschlag … etwas Warmes, Feuchtes spritze ihr ins Gesicht. Dann ging alles sehr schnell. Sie wollte aufspringen, aber da schoss Andrea bereits ein zweites Mal. Diese Kugel jedoch erreicht niemals ihr Ziel. Es war, als wäre die Zeit eingefroren. Lucian erschien hinter der Frau, ergriff ihren Kopf mit beiden Händen, und mit einem Ruck brach er ihr das Genick.
    Das widerwärtige Knacken würde sie nie vergessen. Noch während die Angreiferin leblos zu Boden sackte, war Lucian bei Mila, zerrte sie auf die Beine und aus der Schusslinie. Die Kugel schlug hinter ihnen in die Holzwand ein.
    »Um Himmels willen, Mick!« Mila wollte zu ihm stürzen.
    Doch Lucian erlaubte es nicht. Ihren Kopf an seine Brust gelehnt, zog er sie behutsam beiseite. »Du kannst nichts mehr tun.«
    Wie in Trance sah sie zwei Dunkle Engel herbeieilen. Eine mit flammend rotem Haar und Flügeln, die wirkten, als hätte sie jemand in schwarzes Öl getaucht; das einstmals liebliche Gesicht der anderen grausig verstümmelt. Die Anweisungen, die Lucian gab, waren knapp und befehlsgewohnt. Die Frauen schien das für normal zu halten. Ein- oder zweimal glaubte Mila ihre neugierigen Blicke auf sich zu fühlen, doch sie fragten nichts, beseitigten wortlos alle Spuren und trugen schließlich die leblosen Körper davon.
    Die kühle Hand auf der Stirn brachte Ruhe in ihre Gedanken. Ich bringe dich fort von hier , raunte er ihr ins Ohr, und das Nächste, was sie spürte, war das Brummen seines Wagens, den warmen Sommerwind auf ihrer Haut und die Gewissheit, zum zweiten Mal in wenigen Tagen dem Tod haarscharf entkommen zu sein.
    »Danke!«, sagte sie leise.
    Trotz des Fahrtwinds hatte er sie gehört. »Du sollst doch nicht … O meinetwegen! Bedank dich, so viel du willst.«
    Aus Lucian wurde sie nicht klug. Mal wirkte er ebenso distanziert wie einer der selbstgerechten Engel, die früher hinter ihr her gewesen waren. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte er Andrea den Hals umgedreht. Gleich darauf zeigte er sich besorgt und rücksichtsvoll. Manchmal sagte oder tat er Dinge, die sie entsetzten, und zwischendurch, wenn er glaubte, Mila würde es nicht bemerken, sah er sie an wie ein hungriger Leopard, der sie liebend gern zum Frühstück verspeist hätte.
    All dies, nein, die Kombination von allem, gestand sie sich mit einem Seitenblick auf sein klassisches Profil ein, macht mich ziemlich an . Unweigerlich musste sie wieder an die gemeinsame Nacht denken. Die Erinnerung an seine kühlen Hände auf ihrem Körper und daran, wie er ihr verboten hatte, sich unter den intimen Berührungen zu winden; daran, wie sie ihn schließlich angefleht hatte, sie zu erlösen. Doch es war nicht allein die Schamesröte, die nun ihre Wangen zum Glühen brachte, und sie fragte sich, ob sie diese offenkundige Erregung angesichts der soeben erlebten Grausamkeiten nicht zu einer ganz und gar herzlosen Kreatur machte.
    Dornröschen, keine Sorge. Mit deinem Herzen ist alles in Ordnung.
    »Etwas mehr Privatsphäre wäre durchaus willkommen«, fauchte sie ihn an. Die nachdenkliche Stimmung war dahin. Was fiel ihm ein, ständig ihre Gedanken zu kontrollieren?
    »Das tue ich gar nicht. Du brüllst sie so heraus, dass ich sie einfach nicht ignorieren kann.«
    »Ach wirklich? Ich berühre aber das Amulett gar nicht.« Sie hob beide Hände zum Beweis. »Warum hat sich außer dir noch nie jemand darüber beschwert?«
    Anstelle einer Antwort runzelte er die Stirn. In der Tat, eine interessante Frage.
    Abgelenkt von der unbekannten Abzweigung, die er in diesem Augenblick nahm, verzichtete sie darauf, anzumerken, dass auch er nicht immer für sich behielt, was er dachte. Sie war also nicht die Einzige mit diesem lästigen

Weitere Kostenlose Bücher