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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Stunden. Der weite Mund, vom Küssen leicht geschwollen, die Lider kokett gesenkt, voller Mut und Selbstvertrauen, war sie nicht weniger als die Erfüllung geheimster Gebete.
    Wer auch immer es gewagt hatte, Luzifers Gefängnisse ohne Erlaubnis zu betreten, würde nicht nur für diesen Akt unerhörten Leichtsinns teuer bezahlen müssen.
    »Es kann ein bisschen dauern …«, begann er, aber sie unterbrach ihn.
    »Du hast einen Job zu erledigen. Das ist in Ordnung.« Wahrscheinlich verriet seine Miene sein Erstaunen, denn sie lachte. »Vergiss nicht, ich war beim Militär. Da lernt man schnell, dass das Privatleben nicht immer so läuft, wie man es sich wünscht.«
    Ganz kurz nur gönnte er sich das Vergnügen, sie zu umfassen und ihr einen flüchtigen Kuss zu stehlen. »Es hat wohl keinen Sinn, dich zu bitten, hier auf mich zu warten?«
    »Ich fürchte nein.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Er nahm den Autoschlüssel vom Tisch und warf ihn ihr zu. »Ich finde dich!«
    Das Portal öffnete sich direkt in die privaten Räume seines Palasts. Und als er sein luxuriöses Bad betrat, fehlte sie ihm bereits wie sonst nichts in seinem langen Dasein.
    Ich finde dich. Was wie eine Drohung hätte klingen können, erschien ihr als Verheißung. Rasch ging sie unter die Dusche und überlegte, ob wohl auch er in diesem Moment unter einem heißen Wasserstrahl stand, weißer Seifenschaum auf dem männlichen Körper, den sie viel lieber hier bei sich gehabt und verwöhnt hätte. Milotschka! Ich muss arbeiten! Seine sinnliche Stimme ließ sie erzittern, und Mila stützte sich Halt suchend an den kühlen Kacheln ab.
    Sie wusste nicht genau, was mit ihnen in den letzten Stunden geschehen war, aber tief in ihrem Inneren ahnte sie, dass er ihr heute zum dritten Mal das Leben gerettet hatte. Drei, die magische Zahl. Drei Siegel gab es, drei Flüche, drei neue Leben. Sie gehörte ihm. Daran bestand für Mila kein Zweifel.
    Das Feuer, die archaische Kraft, die der Wächter Gabriel vielleicht geahnt, aber nicht erkannt hatte, besaß nun Macht über sie beide. Incendio. Eine tiefe Gewissheit erfüllte sie, dass sie es nur gemeinsam würden bändigen können. Es war, als hätte sich ihr dieses Wissen mit der Vereinigung offenbart. Und sie mussten so schnell wie möglich herausfinden, wozu dieses Incendio tatsächlich fähig war.
    Heute hatten sie bestenfalls eine kleine Flamme beherrscht. Doch was würde passieren, wenn es jemand in einem unbedachten Augenblick zum Feuersturm entfachte? Diese Macht wirkte nicht neutral wie die kühle, zuweilen an Elektrizität erinnernde Energie des Engelsfeuers, und Mila hatte erhebliche Zweifel, dass es viele Wesen gab, die darauf Zugriff hatten.
    Die Glut und die tödliche Kraft eines Vulkans, des Erdmittelpunkts, hätten die sanfteren Schwestern der Macht sein können, die sie für einen Moment hatte spüren können und die Lucian und sie miteinander zu einer Einheit verschmolzen hatte, als wäre dies von langer Hand geplant worden. Heiß, unberechenbar und gnadenlos wie die Sonne, besaß Incendio – das spürte sie – ebenfalls die Kraft, Leben zu schaffen, Glück und Wohlstand zu bringen.
    Panik wallte in Mila auf, und mit ihr hob das rot glühende Ungeheuer, das sie mit ihrer Antwort auf Lucians leidenschaftliche Umarmung wachgeküsst hatte, sein unheimliches Haupt.
    »Disziplin!«, ermahnte sie sich. »Ich muss jetzt einen klaren Kopf bewahren. Wie damals, als sich das Engelsfeuer zum ersten Mal gezeigt hat.«
    Fest entschlossen legte sie den Duschhahn um, bis eisige Sturzbäche auf sie niederprasselten. »Wir werden miteinander arbeiten, nicht wahr?«, fragte sie so ruhig wie möglich.
    Etwas verschob sich in ihrem Inneren, und es kam ihr vor, als bliebe die Zeit stehen, weil das Pendel, das den Gleichklang vorgab, aus dem Takt geraten war. Und auf einmal wandelte sich die mörderische Hitze des Incendio in ein warmes Leuchten, und Mila war davon überzeugt, gewissermaßen wie aus heiterem Himmel den Schlüssel zu ihrem Geheimnis gefunden zu haben.
    Ebenso wie Lucian die geheimnisvolle Energie umarmt hatte, so durfte auch sie sich nicht dagegen wehren. Du musst den Drachen reiten, um ihn zu beherrschen , lautete eine alte Weisheit, und genau das wollte sie tun.
    Während ihre Wäsche im Trockner lag, sah sie sich in der Küche um. Der Magen knurrte ihr seit einiger Zeit vernehmlich, sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal gegessen hatte. Im Kühlschrank fand sie eine halbe Flasche

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