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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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die besseren zu genießen, die schlechten einfach zu vergessen. Der heutige Tag sollte sich bis zum Harmagedon in sein Gedächtnis einbrennen, oder auch darüber hinaus, sofern es ihm vergönnt sein würde, auf der Seite der Überlebenden zu stehen.
    Das liebreizendste Geschöpf unter dem Firmament hatte sich ihm vertrauensvoll hingegeben, seine Leidenschaft genossen und gleichermaßen erwidert, und sie hatte noch viel mehr getan. Ihr Herz und die unsterbliche Seele hatte sie ihm dargeboten und – darauf vertrauend, dass er die ungezügelte Magie, die sie in sich trug, zu bändigen wüsste – hatte sie sich ihm trotz aller Warnungen und Ängste vorbehaltlos geöffnet.
    Nun lag sie neben ihm, genüsslich angeschmiegt, ein langes Bein über seine Schenkel gelegt, besitzergreifend und gleichsam Schutz suchend. Lebendiges Wunder und pure Versuchung in einem herrlichen Körper.
    Wie sehr er sie begehrte! Doch da war mehr. Die letzten Stunden hatten sie auf eine Weise miteinander verbunden, wie er es bei niemand anderem tolerieren würde. Sie war, und er schämte sich beinahe, dies überhaupt zu denken, so kitschig klang es, die fehlende Hälfte, nach der seine Seele seit Jahrtausenden gesucht hatte. Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und sie sah ihn unter dunklen Wimpern an.
    »Was ist?«, fragte sie mit kleiner Stimme.
    Auf diese Frage hätte er selbst gern eine Antwort gehabt, und weil dies die Stunde der Ehrlichkeit war, sagte er: »Ich will verdammt sein, wenn ich es weiß.«
    »Bist du das nicht schon längst? Ich meine, du bist ein gefallener Engel, der normalerweise in der Unterwelt lebt und den seine Angestellten, oder soll ich sagen Dienerschaft, mit Mein Fürst ansprechen. Man sollte meinen, jemand wie du hätte definitiv einen Sitz unter den führenden Verdammten aller Hemisphären und darüber hinaus.«
    Bevor er antwortete, stützte er sich auf einen Arm und sah sie prüfend an. »Macht dir das denn gar keine Angst?« Gespannt wartete er auf ihre Antwort, und die ließ auf sich warten.
    Mila schien ernsthaft über die Frage nachzudenken. Er entschied, nicht ihren Gedanken zu lauschen, sondern stattdessen die Geduld aufzubringen, eine wohlüberlegte Entgegnung abzuwarten.
    »Nein«, sagte sie schließlich. »Keine Angst.«
    »Gut.«
    Natürlich hatte sie gedacht, er würde nachfragen. Aber warum sollte er das tun? Sie fürchtete sich nicht vor ihm, und das war es, was er hatte hören wollen, obwohl er es längst wusste … und sich widerstrebend eingestand, dass der Gedanke ein wenig an seinem Ego kratzte.
    Für sie gab es jedoch keinen Grund, ihn zu fürchten. Jetzt und auch in Zukunft nicht. Seine Seele, das spürte er, war nunmehr unauflösbar mit der ihren verbunden. Ein Leid, das Mila widerführe, träfe ihn ebenso, und – das war es, was ihm größere Sorgen bereitete – dies war leider auch andersherum der Fall.
    Die Konsequenzen waren klar. So bald wie möglich würde er Luzifers nachträgliches Einverständnis zu einer Verbindung erbitten müssen, von der er nicht einmal wusste, wie genau sie funktionierte. Auf den Moment freute er sich wahrlich nicht, denn der Herrscher der Unterwelt würde gnadenlos seinen Vorteil daraus ziehen. Vor vollendete Tatsache gestellt zu werden, mochte Luzifer nicht gefallen, aber die Vorstellung, dass Lucian dieses eine Mal kein Ass aus seinem Ärmel ziehen konnte, dass es ihm an Alternativen fehlte, die gefiele ihm garantiert.
    Andererseits … Vor dieser unvermeidlichen Begegnung musste er unbedingt herausfinden, woher das archaische Feuer stammte, dessen ahnungslose Hüterin Mila war. Vielleicht gäbe ihm dieses Wissen doch einen Verhandlungsspielraum.
    Kannte Gabriel die Antwort? Fast bezweifelte er es. Der Wächterengel und seine himmlische Regentin Nephtys wären anders vorgegangen und hätten Mila nicht einfach nur versiegelt , um die Gefahr, die von ihr ausging, zu bannen.
    Mit den beiden hatte er ein Hühnchen zu rupfen. Doch eins nach dem anderen. Jetzt galt es erst einmal, dem höllischen Unruhestifter auf die Spur zu kommen, der überall auf der Welt die Portale verletzte und Lucians Leute damit auf Trab hielt. Ein Gespräch mit Lilith über das Verhalten ihrer Sukkubi war ebenfalls fällig. Doch zuallererst wollte er herausfinden, wer dieser verfluchte Anthony war.
    »Es ist möglicherweise nicht der passende Zeitpunkt«, unterbrach Mila seine Überlegungen. »Aber sollten wir Anthony nicht warnen, dass er sich von Margaret

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