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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Weißwein, die jetzt aber nicht das Richtige war. Ansonsten war er leer. Weder Brot noch Butter, nicht einmal einen Kanten Käse oder ein paar trockene Kekse. Essen hatte sie Lucian schon gesehen, aber vielleicht tat er das nur aus Vergnügen und nicht, um sich zu ernähren? Wie praktisch.
    Der Wäschetrockner brummte immer noch, gelangweilt sah sie hinaus in den verwilderten Garten. Nicht weiter verwunderlich, dass es hier so aussah. Mit Rasenmäher oder Rosenschere konnte sie sich einen Höllenfürsten nicht vorstellen. Habe ich jetzt wirklich Höllenfürst gesagt? Mila schüttelte den Kopf. Ihre Welt hatte sich in den letzten Wochen rasant verändert. Miljena Durham aka Mila war ebenfalls eine andere geworden.
    Es gab zwei Möglichkeiten: Sie konnte nach Hause fahren und unterwegs irgendwo einkehren, denn die eigene Kühlschrankfüllung sah auch nicht viel attraktiver aus, oder in Ivycombe einkaufen. Dort bestand aber immer die Gefahr, dass sie gesehen wurde, und große Lust, weiter mit dem Stock in der Hand herumzuhumpeln, um eine Verletzung vorzutäuschen, hatte sie nicht. Unentschlossen sah sie aus dem Fenster, als ihr Handy klingelte.
    »Dem Himmel sei Dank, endlich erreiche ich dich. Geht es dir gut?«
    »Bestens und selbst?«, antwortete sie automatisch, doch dann kam ihr Junas offenkundige Aufregung merkwürdig vor. »Warum fragst du?«
    »Es ist nur so eine Ahnung. Heute ist irgendwie kein guter Tag, und ich habe mir Sorgen gemacht …« Sie sprach nicht weiter, und Mila fragte kurzerhand, ob sie Zeit hätte, sich mit ihr zu treffen.
    Es gab Tage, an denen sie es hasste, Entscheidungen zu treffen, und nach dem kurzen Telefonat ging es ihr gleich besser. Sie hatten sich in dem ländlichen Pub verabredet, an dem sie beim Joggen einige Male vorbeigekommen war.
    Man konnte dort in einem gepflegten Garten zwischen Blumenbeeten sitzen und, wie Juna sagte, ausgesprochen gut essen.
    Der Engel saß bereits unter einem großen Sonnenschirm und winkte ihr zu, als sie ankam. »Hier bin ich!«
    Sie begrüßten sich herzlich, und Mila dachte, wie schön es wäre, wenn sie Freundinnen würden. Jemanden zu haben, mit dem sie auch mal über Dinge sprechen konnte, die Lucian nichts angingen, und dabei trotzdem nicht dauernd aufpassen zu müssen, sich zu verraten.
    Aufmerksam sah Juna sie an und nahm dafür sogar ihre Brille ab. Augen, türkis wie ein tropisches Meer, musterten sie eindringlich. »O je!«
    »Bitte?«, fragte sie leicht pikiert.
    »Ach, entschuldige.« Nun wirkte Juna verlegen. »Meine große Klappe. Ist das Lucians Auto? Habt ihr? Natürlich habt ihr.« Rasch hielt sie sich mit beiden Händen den Mund zu. »Das fragt man nicht, oder?« Juna kicherte.
    Wahrscheinlich war der Wunsch nach einer Freundschaft mit ihr etwas voreilig. Dieser Engel war womöglich nicht ganz richtig im Kopf. »Ich bin nicht sicher, was du meinst. Was möchtest du trinken?«
    Gleich darauf stand sie an der Theke und bestellte zwei Gläser Wein. Für die Essensbestellung, erfuhr sie, käme jemand zu ihnen.
    Ob es hier einen Hinterausgang gibt? Der Gedanke, unauffällig das Weite zu suchen, war angesichts der Tatsache, dass der Wagen direkt in Sichtweite des Gartens parkte, natürlich absurd. Außerdem sollte sie nicht die Sportcabrios irgendwelcher Männer überall in der Landschaft herumstehen lassen.
    Anthonys Auto war auch noch immer am Flughafen, er würde es selbst abholen müssen. Niemals wieder wollte sie nur in der Nähe dieses grausigen Ortes sein. Rasch versuchte sie, an etwas anderes zu denken.
    Wo Lucian wohl jetzt ist? Ebenfalls kein sicheres Terrain. Die Erinnerung an seinen sinnlichen Mund und daran, was er damit alles anstellen konnte, trieb ihr die Hitze in die Wangen.
    Mila hatte bezahlt und ihren Tisch fast erreicht, als sie endlich begriff, was Junas indiskrete Frage bedeutete. Sie war nicht verrückt, höchstens hellsichtig oder, was noch wahrscheinlicher war, einfach mit einer exzellenten Beobachtungsgabe gesegnet.
    Schnell stellte Mila die Gläser ab und ließ sich auf ihre Sitzbank sinken. »Sag nicht, man sieht es mir an?« Unwillkürlich legte sie die Finger auf die Lippen, die sich ein wenig geschwollen anfühlten.
    »O heilige Maria, ihr habt es wirklich getan! Du musst mir alles erzählen.«
    »Auf keinen Fall.« Was denkt sie sich eigentlich? Doch da sah sie das schelmische Funkeln in Junas Augen und lachte.
    »Er ist ziemlich unwiderstehlich, oder?« Hastig sah Juna sich um, sodass die weißen Haare

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