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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Lucians Augen manchmal taten, wenn er sie nicht hinter einer dunklen Brille verbarg.
    Er war also einfach hier eingedrungen. Doch statt Ärger darüber zu empfinden, dass er sich solche Freiheiten herausnahm, überkam sie Erleichterung. Ihm lag vielleicht doch etwas an ihr. Und als sie daran dachte, wie überrascht und gekränkt er auf ihren Wutausbruch reagiert hatte, erkannte sie endlich, dass er überhaupt nicht verstand, was falschgelaufen war. Sie würden über seine Geschenke reden müssen. Sofern es irgendwann einmal die Gelegenheit dazu gab.

17
    S e ltsam , dachte Mila, dass mir das Denken am leichtesten fällt, wenn ich unter der Dusche stehe.
    Dieses Mal hatte sie das Wasserkosten-Budget für ihr Cottage wahrscheinlich komplett geflutet, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Insgeheim hatte sie gehofft, Lucian wäre zugegen, wenn sie auf Maggy oder Anthony träfe. Wie bloß sollte es ihr gelingen, so zu tun, als sei mit den beiden alles in Ordnung? Anthony, davon war sie inzwischen überzeugt, hatte eine Menge Geheimnisse vor ihr, und es war gut möglich, dass er mit dem Sukkubus unter einer Decke steckte. Womöglich sogar im wörtlichen Sinne. Aber was will er dann von mir? Launisch und fordernd war er eigentlich erst geworden, seit sie alle auf Stanmore lebten.
    Eilig frottierte sie ihre Haare und drehte sie am Hinterkopf zu einem lockeren Knoten, den sie mit einem Holzstab befestigte. Den Rest würde die Sonne übernehmen, zum Föhnen blieb keine Zeit mehr.
    Und was ziehe ich an? Da sie während des erzwungenen Hausarrests Zeit gehabt hatte, die gesamte Wäsche zu waschen und ordentlicher zu bügeln, als sie dies normalerweise tat, stapelten sich nun T-Shirts in allen Farben neben ihren Dessous in den Fächern . Hosen und Kleider hingen sauber ausgerichtet wie in einem Spind. Schließlich entschied sie sich für eine cremefarbene, dezent bestickte Tunika in A-Linie. Dazu zog sie ihre Lieblingsjeans vom Bügel, der man ansah, dass sie das meistgetragene Stück aus Milas Schrank war. Als sie sich bückte, um die Schuhe unterm Bett hervorzuziehen, fiel ihr Blick erneut auf das Amulett. Nach kurzem Zögern nahm sie es, beugte den Nacken und schloss die feingliedrige Kette mit zitternden Fingern. Ein Entgegenkommen , nicht mehr, versicherte sie sich selbst und war überrascht, wie viel glücklicher sie sich nach dieser Entscheidung fühlte. Schnell ließ sie den kostbaren Anhänger unter der Tunika verschwinden, griff nach ihrem Handy und lief die Treppe hinab.
    Die Küchenuhr mahnte zur Eile. Die Zeit für ein Frühstück fehlte, auch wenn ihr Magen lautstark danach verlangte. Im Vorbeigehen schnappte sie sich einen Apfel, riss die Haustür auf … und prallte erschrocken zurück. Detective Parker und sein sauertöpfischer Assistent standen vor dem Haus.
    Warum habe ich das Auto nicht gehört? »Ist etwas geschehen?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Um die Nervosität zu überspielen, die sie in Gegenwart des Polizisten erneut befiel, biss sie in den Apfel und warf die Tür ins Schloss. »Ich habe in fünf Minuten einen Termin mit Lady Margaret.«
    Der Detective zeigte auf seinen Wagen. »Wir können Sie gern fahren, zweifelsohne leiden Sie noch Schmerzen.«
    Insgeheim dankte sie ihm für den Tipp. »Allerdings. Aber mein Arzt hat empfohlen, dass ich mich so oft wie möglich bewege«, improvisierte sie drauf los. Auf keinen Fall wollte sie mit den beiden auf beengtem Raum sitzen. »Ihr Mitarbeiter kann uns ja folgen, wenn er will.«
    Komarow schien widersprechen zu wollen, doch Parker sagte: »Eine gute Idee« und hielt sich an ihrer Seite, während sie langsam, als fiele ihr das Laufen schwer, den Weg Richtung Stanmore House einschlug. Dem Sergeant blieb nichts anderes übrig, als zum Auto zu trotten und hinter ihnen herzufahren. Während sie den Weg zu den Pferdeställen kreuzten, sagte Parker freundlich: »Bemerkenswert, wie schnell Sie sich von Ihrem Absturz erholt haben.«
    Sofort war sie auf der Hut. Woher wusste er von dem Unfall? »Das stimmt. Offenbar hatte ich einen wohlwollenden Schutzengel.« Dabei faltete sie die Hände wie zum Gebet und sah hinauf in die Baumkronen, die ihren Weg beschatteten.
    »Zweifellos«, knurrte Parker und klang dabei nicht, als nähme er ihr die Vorstellung einer dankbaren und gottesfürchtigen jungen Frau ab. »Warum haben sie das nicht angezeigt?«
    Mila blieb stehen und sah ihn durch die getönten Gläser ihrer Brille an. »Weshalb hätte ich das tun sollen?

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